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Latina Latina: Musikausbildung in Gefahr?

Von Claudia Crodel 24.02.2002, 16:55

Halle/MZ. - "Die gesamte Ausbildung am Musikzweig unserer Schule ist in Frage gestellt", so lautet das Fazit der Schulelternvertretung des Landesgymnasiums Latina "August Hermann Francke". Laut eines Erlasses des Kultusministerium gelte seit Beginn des Schuljahres 2001 / 2002 bei den Landesgymnasien mit inhaltlichem Profil eine vereinheitlichte Lehrerstundenzahl. Das bedeute für den Instrumentalzweig der Latina eine drastische Stundenkürzung, so die Elternvertreter.

Schüler, die den Musikzweig der Latina besuchen, erhalten eine umfangreiche künstlerische Ausbildung auf einem Instrument mit Einzel- und Gruppenunterricht. Dieses Angebot ist integriert in den allgemein bildenden Unterricht. Neben der Hochschulreife wird so eine gezielte Vorbereitung auf ein Studium an einer Musikhochschule garantiert. Als Landesgymnasium bildet die Schule Schüler aus ganz Sachsen-Anhalt aus.

Durch die neu festgelegte Stundenzahl müsse die Latina den Einzel-Instrumentalunterricht kürzen, erläutert Claus Dietmar George, Elternvertreter und Geschäftsführer des Landesmusikrates Sachsen-Anhalt. Statt 45 Minuten im Pflichtfach Klavier beispielsweise erhalte jeder Schüler nur noch 22 Minuten Unterricht pro Woche. Auch die Bedingungen für den Unterricht in Gehörbildung hätten sich verschlechtert. Ensembleunterricht sei nicht mehr möglich.

"Der Erlass des Kultusministeriums ist in Kraft gesetzt worden, ohne die Folgen abzusehen. Eine Begabtenförderung ist so nicht mehr möglich", so Angela Genske, Vorsitzende der Elternvertretung. Das betreffe an der Latina 120 Schüler. In einem Gespräch mit der Elternvertretung habe Kultusminister Gerd Harms (Bündnisgrüne) im Herbst zugesagt, das Problem bis Ende des Jahres 2001 zu lösen. Dies sei bislang nicht geschehen.

Bodo Richter, Staatssekretär im Kultusministerium, sieht keinen Grund zur Aufregung. "Die Latina ist noch immer glänzend ausgestattet", sagt er. 509 Wochenstunden seien für die musikalische Ausbildung zugewiesen, das bedeute 3,1 Stunden pro Schüler. Vor dem Inkrafttreten der neuen Regelung seien es 3,7 Stunden gewesen. Fachlehrern hätten versichert, dass die musikalische Ausbildung mit dieser Stundenzahl gewährleistet sei. "Im laufenden Schuljahr können wir nichts ändern", so Richter.

Allerdings werde die Gleichstellung der drei Gymnasien mit musikalischer Sonderausbildung - der Latina sowie der Gymnasien in Wernigerode und Schulpforte - zum kommenden Schuljahr noch einmal untersucht. "Wir prüfen, ob die Stundenzuweisung gerecht ist", sagt Richter. Möglicherweise werde Wernigerode einige Stunden an die Latina abtreten müssen.