Laternenfest Halle Laternenfest Halle: Ein wärmender Grog im Sommer

Halle (Saale)/MZ. - Wer nach der Hitzewelle der vergangenen Tage auf ein sonniges Laternenfest auf der Peißnitz gehofft hat, sieht sich in den Vormittagsstunden eines Besseren belehrt: Zum Beginn der samstäglichen Hauptveranstaltung regnet es in Strömen, zudem ist es merklich kühl.
Das wirkt sich zunächst auf die Stimmung auf dem Volksfest aus. Das Schild: „Achtung nicht betreten! Fliegende Bumerangs!“ wirkt angesichts der leeren Wiese dahinter wie eine ebenso leere Drohung. Elf Menschen warten mit Regenschirm bewaffnet vor der Freilichtbühne darauf, dass das Programm beginnt. Der MDR-Moderator beweist Galgenhumor und kündigt an, dass es bei der bevorstehende Kochshow mit Fernsehkoch Christian Henze „Regenwürstchen und Niederschlagsschnitzel“ gebe.
Wenn man Richtung Riveufer weiterläuft, sieht man die Verkäufer kulinarischer Köstlichkeiten und orientalischen Schmucks skeptisch gen grau verhangenem Himmel blicken. Mehr als einmal ist ihnen von den Lippen abzulesen, was sie von dem Wetter halten: „So eine Sch...!“
Zwei von ihnen sind Hermann und Christa Winter aus Uhyst bei Bautzen. Die beiden Rentner verkaufen kenianischen Schmuck und Holzschitzereien, wie sie originaler nicht sein könnten: Seit 20 Jahren bereisen sie das afrikanische Land und kaufen die aufwendig von Hand gemachte Ware direkt vor Ort, vor allem vom Stamm der Akambe. „Durch Lesen und die vielen Reisen ist bei uns eine unheimliche Faszination für die Kultur, die Menschen und deren Handwerkskunst entstanden“, erzählt die 71-jährige Christa Winter.
Seit 2002 unterstützen sie mit dem Verkauf der Holzkunst eine Gehörlosenschule im südkenianischen Kwale nahe Mombasa. „Wir fahren hin und kaufen vor Ort Lebensmittel, denn diebrauchen die Kinder dort am dringendsten“, weiß Hermann Winter, 74. Mit dem Verkauf beim Laternenfest haben sie eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht. „Die Umgebung mit der Saale, das Entenrennen, die Besucher und auch die Marktleitung sind uns über die Jahre ans Herz gewachsen“, sagt Christa Winter. Die beiden hoffen auf besseres Wetter im Laufe des Tages, da der Umsatz allgemein ohnehin zurückgehe und die Standgebühren steigen würden.
Rüdiger Rangott von der Bootsschenke „Marie-Hedwig“ ist optimistisch: „Ich werde schon wieder meine fünf bis sechs Fässer verkaufen, so wie jedes Jahr“, hofft der Verkäufer des ur-bömischen Schwarzbiers „Jarosover“. Süffisant fügt er hinzu: „Eigentlich müssten wir bei dem Wetter Grog verkaufen, und das Ende August. Soviel zum Thema Klimawandel.“ Noch laufen die wenigen Besucher mit ihren Regenschirmen an seinem Stand vorbei, während der Regen unaufhörlich auf die Plane trommelt.