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Landgericht Landgericht: Nur ein Zufall rettete Leben des Kinds

Von Peter Godazgar 30.04.2001, 15:03

Halle/MZ. - Weil er seinen damals zehnMonate alten Sohn im Mai vergangenen Jahresfast erstickt hätte, muss der 46-jährige Klaus-DieterE. für zwei Jahre und vier Monate hinter Gitter.Mit diesem Urteil korrigierte das LandgerichtHalle gestern eine Entscheidung des Amtsgerichts.Dort war E. im Dezember vergangenen Jahreszu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteiltworden (die MZ berichtete). "Die Tat ist dasErgebnis der langjährigen Alkoholsucht" desAngeklagten, sagte der Vorsitzende Richter,Wilfried Haag. Eben diese Sucht jedoch habedas Amtsgericht nicht berücksichtigt.

Seit seinem 14. Lebensjahr trinkt Klaus-DieterE. Er hat bereits diverse Entgiftungen hintersich, wurde aber immer wieder rückfällig.Seine drei Kinder, die er mit seiner zweitenFrau hat, leben in Heimen oder bei Pflegeeltern.Der kleine Thomas beispielsweise, der im Maivergangenen Jahres fast gestorben wäre, hatinzwischen bei Pflegeeltern in Nordrhein-Westfalensein Zuhause.

Klaus-Dieter E. hatte die Tat sowohl vor demAmts- wie vor dem Landgericht nur teilweisezugegeben. Bis zum Schluss beharrte er darauf,seinem Sohn beim Wickeln dessen Knie auf Naseund Mund gedrückt zu haben. Die Verletzungendes Kindes sprachen jedoch eine andere Sprache:Der Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass E.die Atemwege des Kinds über mehrere Minutenzugehalten haben muss. Das Leben des Kindes,so der Gutachter, "hing am seidenen Faden."

E.?s Verteidiger hatte bei der Berufungsverhandlung- wie schon vor dem Amtsgericht - auf eineBewährungsstrafe plädiert; der Staatsanwalthingegen forderte gestern eine Freiheitsstrafevon zwei Jahren und acht Monaten: Der Angeklagtekönne sich nicht hinter seine Alkoholsuchtverstecken, sagte er. Und "dass das Kind überlebthat, ist bei weitem nicht das Verdienst desAngeklagten", so der Staatsanwalt. Tatsächlichbekam eine Ärztin den Säugling nur zufälligzu Gesicht, weil die Frau des Angeklagtenden kleinen Thomas mitnahm, als sie mit ihrerälteren Tochter wenige Stunden nach der Tatzur Schulärztin musste.