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Land Sachsen-Anhalt verkauft Immobilien Land Sachsen-Anhalt verkauft Immobilien: Neuer Besitzer für ehemalige Stasi-Zentrale gesucht

Von Michael Tempel und Jan-Ole Prasse 22.05.2015, 13:01
Das Land will die alte Stasi-Zentrale jetzt verkaufen. Für die Scheibe C ist bereits - für einen Euro - ein Abnehmer gefunden.
Das Land will die alte Stasi-Zentrale jetzt verkaufen. Für die Scheibe C ist bereits - für einen Euro - ein Abnehmer gefunden. Archiv/Möbius Lizenz

Halle (Saale) - Das Land entledigt sich in Halle gleich mehrerer Immobilien. Nachdem bekannt geworden war, dass die seit Jahren leer stehende Hochhausscheibe C in Neustadt für den symbolischen Preis von einem Euro an einen Investor abgegeben wird, strebt das Land jetzt auch einen Verkauf der ehemaligen Stasi-Bezirkszentrale am Gimritzer Damm an. Grund: Das bislang in dem Plattenbau untergebrachte Finanzamt zieht in einen Neubau an der „Spitze“ in der Innenstadt um, wo gestern Richtfest gefeiert wurde. „Im Januar 2016 ziehen die Finanzamtsmitarbeiter an den neuen Standort an der Spitze“, sagte Gerhard Gunkel von der Pressestelle des Finanzministeriums. Ihm zufolge solle der Komplex am Gimritzer Damm im kommenden Jahr zum Verkauf angeboten werden.

Sanierung würde Millionen kosten

Doch es bleibt abzuwarten, ob für das Gebäude ein Interessent gefunden werden kann: So besteht dort wegen der nahen Saale Hochwassergefahr. Inwiefern dieses Risiko gebannt wird, steht nicht fest - wegen eines Rechtsstreits wurde über den bereits begonnenen neuen Deich am Gimritzer Damm ein Baustopp verhängt. Zudem gilt das Gebäude selbst als stark sanierungsbedürftig: Teile von Decken und Fassaden sind bereits heruntergefallen, der Fahrstuhl ist defektanfällig, eine Dämmung gegen Hitze oder Kälte ist praktisch nicht vorhanden. Früheren Angaben zufolge kostet eine Sanierung mehrere Millionen Euro. Deshalb droht auch die Abrissbirne: „Sollte es keinen Käufer geben, werden wird das Gebäude abreißen müssen und schauen, wie wir die Fläche verwerten“, sagte Gunkel.

Wiegand: "Derzeit haben wir keine konkreten Absichten"

Wie sich Halle aus stadtplanerischer Sicht die Zukunft des Objekts oder der Fläche vorstellt, ist laut Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) offen. „Derzeit haben wir keine konkreten Absichten“, sagte er am Rande des Richtfests. Das Thema werde zu gegebener Zeit zwischen Stadt und Land besprochen. Unter Wiegands Vorgängerin Dagmar Szabados (SPD) war der Stasiblock als mögliche Erweiterung des Technologie- und Gründerzentrums TGZ am Weinberg-Campus im Gespräch. Doch zunächst ist am neuen Finanzamt der Richtkranz aufgezogen worden. Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) meinte, das Projekt sei für Land und Stadt von Vorteil: „Das ist eine städtebauliche Lösung, die andere so sicher nicht hinbekommen hätten.“

Neuer Scheiben-Besitzer will sich nicht äußern

Bullerjahn warb auch um Verständnis bei den Hallensern für den Verkauf der Scheibe C. Das Hochhaus hatte am Mittwoch einen neuen Eigentümer gefunden. Nach MZ-Informationen hat die Firma Schubert & Schmidt GbR den Zuschlag bekommen. Einer der beiden neuen Besitzer ist Michael Schmidt aus Halle, der Geschäftsführer der Proversa GmbH ist. Einer Firma für die Sanierung und den Vertrieb von Immobilien. Auf MZ-Anfrage wollte sich Schmidt gestern nicht zu seinen Plänen mit der Scheibe äußern. Im Finanzausschuss des Landtages am Dienstag sind dagegen nur einige knappe Vorstellungen präsentiert worden. Danach plant der neue Eigentümer, die Scheibe C größtenteils in altersgerechte Wohnungen umzubauen. Daneben soll es in den unteren Etagen Lager beispielsweise für Möbel geben - ein sogenanntes Storage-Modell. Der Neustädter Landtagsabgeordnete Andreas Schachtschneider (CDU) hält die Sanierungsabsichten des neuen Eigners für seriös. „Ich bin optimistisch, dass es eine Sanierung der Scheibe C geben wird.“ Der Verkauf sei richtig gewesen, nach dem das Land jahrelang kein Konzept gehabt habe.

Neustadt-Verein ist enttäuscht über Verkauf

Mit der Veräußerung hat sich das Land aber der Sicherungspflichten für die Scheibe C entledigt. Bisher wurden jährlich rund 45 000 Euro in die Instandhaltung des Gebäudes investiert. Zudem wurde für mehr als 100 000 Euro das Sicherungsnetz angebracht. Mit dem Verkauf sind jetzt alle fünf Hochhäuser im Neustädter Zentrum privat. Bis auf Scheibe D ist keine bewohnt oder saniert. Der Neustadt-Verein zeigte sich enttäuscht über den Verkauf. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass der neue Eigentümer saniert, aber so richtig glauben wir nicht dran“, sagte Vorsitzender Udo Mittinger. Für die Sanierung einer Scheibe brauche es mindest zehn Millionen Euro. „Wir haben das Gefühl, dass sich das Land aus der Verantwortung stiehlt“, sagte Mittinger.

Das Land hat noch ein weiteres Gebäude in Halle verkauft: Das ehemalige Verwaltungs- und Laborgebäude in der Heinrich-Thomas-Mann-Straße 19 ging für 630 000 Euro an die UsHalle GmbH. Diese will das Baudenkmal zu Wohnungen umzubauen. Einige weitere Landesimmobilien in Halle sollen ebenfalls noch verkauft werden. Seit Jahren ist die Neue Residenz am Domplatz im Angebot. Zudem stehen noch zwei weitere ehemalige Uni-Gebäude zum Verkauf. (mz)

Polier beim Richtfest
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