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DDR-Kunst im Maritim Kunst im ehemaligen Maritim Halle: Halles Ex-Hotel hat jetzt ein Denkmal an der Wand

Von Anja Herold 24.09.2017, 15:02
Das zweieinhalb Meter hohe und 13 Meter lange Wandrelief im ehemaligen Restaurant des Maritim-Hotels wurde von den halleschen Künstlern Hans Rothe und Gerhard Geyer entworfen. Es steht seit kurzem unter Denkmalschutz.
Das zweieinhalb Meter hohe und 13 Meter lange Wandrelief im ehemaligen Restaurant des Maritim-Hotels wurde von den halleschen Künstlern Hans Rothe und Gerhard Geyer entworfen. Es steht seit kurzem unter Denkmalschutz. Archiv des Landesamtes für Denkmalfpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt; Walter Danz

Halle (Saale) - Sollte das ehemalige Maritim-Hotel am Riebeckplatz abgerissen oder umgebaut werden, wird es ein Objekt geben, das nicht vernichtet werden darf: ein monumentales Wandrelief im Restaurant. Es besteht aus 40.000 Einzelstücken aus Meißner Porzellan und stellt allerlei Symbolik aus Halle und Umgebung dar.

Entstanden ist es zu tiefen DDR-Zeiten, 1965 und '66. Da hieß das heute leerstehende Maritim noch „Stadt Halle“ und war der Stolz der halleschen staatlichen Hotelerie. Für das Interhotel am neu gestalteten Thälmannplatz war nichts zu teuer.

Kunst-Denkmal im Maritim-Hotel: Zweieinhalb Meter hohes und 13 Meter langes Bild

Das etwa zweieinhalb Meter hohe und 13 Meter lange Bild wurde in diesem Jahr vom Landesamt für Denkmalpflege und Architektur Sachsen-Anhalt unter Denkmalschutz gestellt, weil es ge-schichtlich und kulturell-künstlerisch wertvoll ist. Entworfen und modelliert haben es der hallesche Maler und Keramiker Hans Rothe und der Bildhauer Gerhard Geyer.

„Das Relief ist für einen Innenraum in Material und Größe ein sehr seltenes Wandbild. In Sachsen-Anhalt gibt es lediglich noch ein weiteres Werk aus Meißner Porzellan, ein abstraktes Wandbild von Eduard Gerhard Claus in Wittenberg“, sagt die Referatsleiterin Halle der Abteilung Bau- und Kunst-denkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

Wandbild im Maritim-Hotel: Lustige Details und dekorative Elemente

„Lustige Details und dekorative Elemente“ hätten sie verarbeitet, erinnert sich der heute 88-jährige Keramiker Hans Rothe. Entstanden, sagt er, sei das Ganze nach einem Wettbewerb vom Rat des Bezirkes Halle. Mehrere Entwürfe seien eingereicht worden, unter anderem von Otto Müller und Karl-Erich Müller. „Es sollte etwas für die Region Typisches dargestellt werden, die Universität und die Halloren zum Beispiel. Und es mussten Figuren geschaffen werden, die die Landwirtschaft und die Industrie verkörperten“, sagt Hans Rothe.

Nachdem sich eine Kommission für den Entwurf der beiden halleschen Künstler Rothe und Geyer entschieden hatte, wurden in dem damaligen VEB Staatliche Porzellanmanufaktur Meißen, in der dort 1953 gegründeten Abteilung Künstlerische Wandgestaltung, mehr als 40.000 Einzelteile zunächst in einem aufwendigen technischen Verfahren in Gips geformt und dann in Porzellan gegossen.

Kunst-Denkmal im Maritim-Hotel: Herstellung hat ein dreiviertel Jahr gedauert

„Das war nicht in fünf Minuten erledigt“, erinnert sich Hans Rothe, „die Herstellung hat ein dreiviertel Jahr gedauert.“ Zusammengefügt und verlegt wurde das Ganze dann im Hotel selbst von Mitarbeitern der Meißner Fabrik. Hans Rothe ist froh darüber, dass das Relief nun unter Denkmalschutz gestellt wurde. Schließlich sei so vieles schon zerstört worden. „Das Bild ist nicht bloß Dekoration. Es ist eine künstlerische Arbeit.“

Das wird in der Denkmalsausweisung bestätigt: „Das naturalistisch realistische Relief mit sehr zurückhaltend eingesetzten Emailfarben zeigt unter anderem eine Abfolge figürlicher Szenen im Halbrelief: Hallorenhochzeit, Sportler, Wissenschaftler, Arbeiter, Bauern und Künstler.

Maritim-Hotelgesellschaft: Das Wandrelief steht unter Denkmalschutz

Eingerahmt werden die Personen durch eine Vielzahl von Bäumen, Pflanzen, Tieren und Gegenständen, die dem Bild durch ihre Fabulierfreude und Fülle eine reizvolle Unbeschwertheit verleihen. Die elfenbeinfarbene Reliefwand zeichnet sich durch die malerische Licht- und Schattenwirkung aus.“ Was nun werden wird aus dem guten Stück, ist völlig offen. Als das Land Sachsen-Anhalt im Maritim-Hotel die Flüchtlinge aufnahm und im ehemaligen Restaurant eine ärztliche Versorgungsstelle einrichtete, wurde das Bild mit Planen verhängt.

Der Noch-Eigentümer des Hotels, die Maritim Hotelgesellschaft mbH, lehnt es ab, sich öffentlich damit zu befassen. „Das Wandrelief steht unter Denkmalschutz, das ist richtig. Zur Vorgehensweise und allen weiteren Fragen möchten wir uns jedoch nicht äußern“, heißt es von Pressesprecherin Harriet Eversmeyer.

Ob nun am Riebeckplatz ein Kongress-Hotel entsteht, wie von der Stadt Halle favorisiert, oder ein Studentenwohnheim, wie ein potentieller Investor es plant - in jedem Fall würde sich dieses Stück hallescher (Kunst-) Geschichte, platziert vielleicht im Eingangsbereich, sehr gut ausnehmen! (mz)