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Geschichte des Hotel Maritim in Halle Geschichte des Hotel Maritim in Halle: Heringssalat mit Brot für 2,85 Mark

Von Alexander Schultz 17.08.2017, 14:15

Halle (Saale) - Wie geht es mit dem ehemaligen Maritim Hotel am Riebeckplatz weiter? Die Bankimmobilien GmbH will das einstige Vier-Sterne-Hotel für 12,6 Millionen Euro kaufen und dort Sachsen-Anhalts modernstes Studentenwohnheim einrichten. Es ist nicht die erste Wendung für das Haus, dass auf eine mehr als 50-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Nach nur 17 Monaten Bauzeit ging das Gebäude am 1. Januar 1966 als Interhotel „Stadt Halle“ an den Start. „Mit dieser kurzen Bauzeit wurde mit den Weltbestzeiten beim Bau derartiger großer Hotels nicht nur Schritt gehalten, sie wurden sogar unterboten“, lobte seinerzeit die lokale Presse.

382 Betten im Interhotel „Stadt Halle“

Das Hotel am damaligen Thälmann-Platz gehörte zu den modernsten in der DDR und sollte vor allem der Unterbringung von Leipziger Messegästen dienen - mit 382 Betten und 950 Plätzen in der Gastronomie. So waren alle zweckmäßig eingerichteten Zimmer mit Radio und Telefon ausgestattet, die Appartements zusätzlich mit einem Fernsehgerät. Zudem verfügten alle Zimmer über Wannenbad oder Dusche.

Eine großzügige Hotelhalle, Restaurant, Frühstücksraum, Wein- und Cocktail-Terrasse, Boulevard-Café, Tanzbar, Konferenz- und Gesellschaftsräume machten das Hotel auch für Nicht-Schlaf-Gäste interessant. In den 1980er Jahren kamen dann das russische Spezialitätenrestaurant „Ufa“ und ein Intershop dazu. Der Heringssalat mit Brot wurde 1972 für 2,85 Mark kredenzt, das Filetsteak auf Toast für 7,50 Mark.

Vom Interhotel zum Hotel Maritim in Halle

1990 wurde das Haus mit der Deutschen Interhotel AG unter Treuhandverwaltung genommen und im März 1992 schließlich von der Maritim Hotelgesellschaft übernommen. Zum Jahrtausendwechsel entschied sich das Unternehmen, im Vier-Sterne-Hotel die hohe Zahl der Einzelzimmer - zu DDR-Zeiten bewusst so für Messegäste angelegt - zu verringern. So sollten zahlungskräftige Geschäftsreisende angelockt werden. Seitdem verfügt das „Maritim-Hotel“ über 298 Zimmer.

Im Zuge der großen Flüchtlingswelle kam 2015 dann das vorläufige Ende für das Gebäude als Hotel und das Land mietete es als Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge. Am 1. Oktober des Jahres bezogen dann bereits die ersten Flüchtlinge Zimmer im ehemaligen Hotel.

Insgesamt 4266 Asylsuchende durchliefen die Landesaufnahmeeinrichtung Halle

Im Herbst, 2015 als täglich Busse voller Flüchtlinge in Halle ankamen, gab es praktisch kein freies Bett im ehemaligen Maritim-Hotel. Zu Spitzenzeiten beherbergte das alte Hotel 640 Menschen. Das Land nutzte das Maritim als Zwischenlösung - solange bis für die Menschen eine dauerhafte Bleibe in einer Stadt in Sachsen-Anhalt gefunden wurde. Laut Innenministerium durchliefen insgesamt 4266 Asylsuchende die Landesaufnahmeeinrichtung Halle.

Im Herbst 2016 entschied das Land, das frühere Vier-Sterne-Hotel zu schließen, weil die Zahl der Asylsuchenden deutlich gesunken ist. Seit dem 1. April 2017 wird das Objekt nicht mehr als Heim für Geflüchtete genutzt, allerdings läuft der Vertrag zwischen Land und Maritim noch bis September 2018.

„Uni-Tempel“ mit Apartments, Gästezimmern zur Tagesvermietung, Cafeteria und Trattoria, Studentenclub, Fitness- und Wellnessbereich

Zuletzt gab es Überlegungen der Bühnen Halle, das Maritim im Oktober mit Kulturveranstaltungen zu bespielen, allerdings wurde das Projekt gestoppt. In der Öffentlichkeit wurde längst diskutiert, ob das Haus überhaupt eine Zukunft am Riebeckplatz habe. Favorisiert wurden daher eher ein Abriss des Gebäudes und eine Neuvermarktung der Fläche. Die Maritim Gesellschaft hatte dazu stets geschwiegen.

Nun wirbt die Bankimmobilien GmbH aus Halle für den „Uni-Tempel“ mit Apartments, Gästezimmern zur Tagesvermietung, Cafeteria und Trattoria, Studentenclub, Fitness- und Wellnessbereich. Laut Präsentation will das Unternehmen an der Tradition des Hauses festhalten und „zukünftigen Bewohnern und Gästen eine Heimat und ein Zuhause mit zahlreichen Alleinstellungsmerkmalen unter einem Dach“ anbieten. (mz)

Blick auf die Rezeption im Interhotel Halle 1966
Blick auf die Rezeption im Interhotel Halle 1966
Noack/Valentin
1992 wurde das Hotel von der Maritim Gesellschaft übernommen
1992 wurde das Hotel von der Maritim Gesellschaft übernommen
Thomas Meinicke
Im Oktober 2015 bezogen Asylsuchende das Hotel.
Im Oktober 2015 bezogen Asylsuchende das Hotel.
Lutz Winkler