Kunst-Detektivin entdeckt ewige Werte
TREBITZ/MZ. - Eine überraschende Zeitreise können Besucher des Antikhofs in Trebitz bei Kloschwitz unternehmen. Dabei geht es zurück in die ersten Jahre der Nachkriegszeit. Ausgewählte Keramiken zeigen die Kunstfertigkeit der damals hoch gehandelten Saalfelder Schule. Ihnen gemeinsam sind die klare Linienführung und Zweckbestimmung: Vasen, Teller, Schüsseln, Aschenbecher...
Initiatorin dieses bislang wohl einmaligen Überblicks unter dem Motto "Ewige Werte" ist eine Sammlerin aus dem unteren Saaletal - Heidrun Hauschild entdeckt seit etwa einem Jahrzehnt immer wieder Unikate aus dieser auch international geachteten Künstlergruppe um Gerda Körting. Die Töpferin, die aus Italien stammt, gilt mit ihren unter Kennern legendären Krügen als Begründerin einer Stilrichtung, die sich durch ein unverwechselbares Streifen-Design auf türkisfarbenem Untergrund auszeichnet.
Ihr ehemaliger Kollege Gerhard Dolz fällt in der Trebitzer Kabinett-Ausstellung vor allem mit seinen unglasierten Saalfelder Vasen auf. Deren Gestalt und Farbe erreichen eine ungewöhnliche Dichte. Meisterliche Ritzungen verstärken diesen Eindruck noch. Als ein spezieller Blickfang unter den insgesamt 80 Exponaten erweisen sich die Arbeiten von Karl Jüttner, dessen Glasuren unverkennbar die Handschrift eines gestandenen Malers tragen.
Für Heidrun Hauschild steht fest: "All das ist ein Erbe, das man nicht ausschlägt." Deshalb ist die studierte Chemie-Ingenieurin unterwegs auf Trödelmärkten und bei Haushaltsauflösungen. Dabei beschränkt sich die 66-Jährige nicht auf Keramiken. "Alten Kunstkatalogen, so von den Leipziger Grassi-Messen, kann ich viele Details entnehmen." Recherchen vor Ort, bei Weggefährten und Nachkommen runden das Bild ab. Ausgangspunkt für Nachforschungen sind oft die Markenzeichen oder wiederkehrende kleine Motive, mit denen Künstler ihre Werke versehen. In detektivischer Kleinarbeit entsteht nach und nach das Panorama einer vergangenen ostdeutschen Kunst-Szene. Hauschild: "Wenn alles klappt, mündet dies bald in ein Keramiker-Lexikon." Vincent Franke, Kunstkenner aus Oschatz in Sachsen, unterstützt die gebürtige Westpreußin dabei.
Der Antikhof ist täglich von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet.