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Krawallnächte am Landesmuseum? Krawallnächte am Landesmuseum in Halle (Saale): Anwohner führen jetzt Lärmprotokolle

Von Dirk Skrzypczak 29.06.2018, 12:05
Das Landesmuseum für Vorgeschichte - hier eine Aufnahme vom späten Mittwochabend - ist zum beliebten Treff von Jugendlichen geworden.
Das Landesmuseum für Vorgeschichte - hier eine Aufnahme vom späten Mittwochabend - ist zum beliebten Treff von Jugendlichen geworden. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die drei Jugendlichen laufen mit Bierflaschen in der Hand in der Karl-Liebknecht-Straße. Eben noch waren sie wie 40 andere junge Leute am Landesmuseum für Vorgeschichte. Gesprächig sind sie nicht. Probleme mit der Lautstärke? „Hören Sie Böller?“, fragt einer von ihnen. Dass sich die MZ das Treiben am Museum anschaut, aus der Ferne auch fotografiert, finden sie nicht in Ordnung. „Das ist eine Vorverurteilung“, sagen sie.

An diesem Abend ist es meist ruhig am Landesmuseum

Tatsächlich ist es zumeist ruhig an diesem schönen Sommerabend bei 20 Grad Celsius. Die Jugendlichen sitzen auf der Haupttreppe des Museums oder auf dem Mauervorsprung, andere stehen auf dem Fußweg. Es ist 23 Uhr. Nur ganz kurz dröhnt mal Musik aus einem Lautsprecher. „In dieser Nacht war es glücklicherweise nicht so schlimm. Aber wir kennen andere Zeiten. Vor allem an den Wochenenden hält man es nicht aus“, sagt Anwohnerin Evmarie Lang.

Krawallnächte am Landesmuseum?: Anwohner machen Jugendliche schwere Vorwürfe

Stunden zuvor hatte sie im Auftrag genervter Bewohner angrenzender Häuser im Stadtrat ihrem Ärger Luft gemacht. „Zum Teil geht der Krach bis früh 5 Uhr. Die Jugendlichen kreischen, drehen Musikanlagen auf, zerschmeißen Flaschen, zünden Knallkörper und urinieren gegen die Fassade des Museums“, erzählt sie.

Anwohner, die versucht hätten, vernünftig mit den Gruppen zu reden, seien angriffen und bedroht worden. „Ohne Ohropax kann hier niemand mehr schlafen. Wir haben das Gefühl, dass wir mit unseren Problemen nicht ernst genommen werden“ , sagt sie. Die Situation habe sich aber gebessert, seit Ordnungsamt und Polizei öfters vor Ort am Landesmuseum sind.

Partys am Landesmuseum: Was tun Polizei und Ordnungsamt?

Seit Anfang Juni werde der Platz verstärkt in die Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei einbezogen, erklärt Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). „Wir sind fast jeden Abend am Museum. So extrem, wie es Anwohner schildern, haben wir es nicht erlebt“, sagt der OB. Zudem könne man ordnungsrechtlich nur etwas unternehmen, wenn konkrete Verstöße festgestellt werden. Allerdings würden aktuell keine Anzeigen vorliegen.

Anwohner führen mittlerweile Lärmprotokolle

Zum Beweis führen Anwohner mittlerweile Lärmprotokolle, einige Tonaufnahmen haben sie der MZ zur Verfügung gestellt. Zu hören ist laute Musik wie auf einem Rockfestival und eine ausgelassene geräuschintensive Stimmung. In der Nacht zum 21. Juni war das Treiben so schlimm, dass die Polizei durchgriff. „Einsatzkräfte haben eine größere Personengruppe des Platzes verwiesen und sechs Anzeigen erstattet. Einer der Ruhestörer wurde über Nacht sogar in Gewahrsam genommen“, sagt Polizeisprecherin Lisa Wirth.

Die Polizei sei sensibilisiert, könne bei Ruhestörung aber nur dann einschreiten, wenn es das übrige Einsatzgeschehen zulasse.

Steigt der Alkoholpegel, nimmt die Vernunft ab

Das Landesmuseum für Vorgeschichte hofft derweil, dass sich die aufgeheizte Stimmung befrieden lasse. „Wir wollen die Jugendlichen nicht vertreiben, allerdings muss es schon geordnet zugehen“, sagt Sprecher Alfred Reichenberger. Im Prinzip habe sich die Situation seit Wochen nicht verändert.

„Der Lärm ist für uns kein Problem, der Müll aber schon. Vor allem an den Wochenenden macht er uns zu schaffen.“ Man habe auch schon zusätzliche Mülltüten an die Jugendlichen verteilt. Wie schwierig es ist, an die jungen Leute heranzukommen, wissen Halles Streetworker nur zu gut. Steigt der Alkoholpegel, nimmt die Vernunft ab. Und haben Ordnungskräfte ihre Visiten beendet, geht der Zirkus wieder von vorn los. (mz)