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Eishockeyklub aus Halle Können die Saale Bulls in den Playoffs die Saison retten?

Die Saale Bulls haben eine enttäuschende Hauptrunde gespielt. In den Playoffs muss eine massive Steigerung her. Wer besonders unter Druck steht.

Von Fabian Wölfling Aktualisiert: 03.03.2024, 13:54
Kai Schmitz steht vor dem Start der Playoffs unter Druck.
Kai Schmitz steht vor dem Start der Playoffs unter Druck. (Foto: Objektfoto)

Halle/MZ - Im Grunde gleicht eine Saison in der Eishockey-Oberliga einer fehlgeplanten Oper. Erst gibt es mit der Hauptrunde eine überlange Ouvertüre, 44 Spiele dauerte sie diesmal an. Dann erst folgt mit den Playoffs das Hauptwerk, das zwar viel kürzer, aber doch entscheidend für Erfolg oder Misserfolg einer jeden Spielzeit ist.

Für die Saale Bulls ist das diesmal eine Chance: Denn noch hat der Klub aus Halle die Möglichkeit, aus einer bisher verkorksten eine zumindest einigermaßen oder sogar sehr gelungene Serie zu machen.

Wenn in den Playoffs, die am Sonntag mit dem ersten Spiel der Achtelfinaleserie bei den Memmingen Indians beginnen, Siege gelingen. Kai Schmitz, Sportchef der Bulls und bis Saisonende, wann immer das erfolgt, auch weiterhin Interimstrainer, will daher am liebsten nur nach vorn schauen. „Wir sind heiß auf die Playoffs, haben Großes vor“, sagt er.

Trainer Marius Riedel warf bei den Saale Bulls entnervt hin

Die Ausgangslage ist aber schlecht wie lange nicht. Die Saale Bulls, nach Meister Hannover Scorpions mit dem größten Budget der Oberliga Nord ausgestattet, haben in der Hauptrunde weit unter den Erwartungen gespielt. Am Ende konnte selbst der vierte Platz nicht verteidigt werden, der zumindest das Heimrecht in den Playoffs gesichert hätte. „Das war unser Minimalziel“, sagt Schmitz. „Das ist natürlich nicht zufriedenstellend.“ Oder schlicht: sehr enttäuschend.

Von den 44 Spielen konnten die Bulls nur 24 gewinnen. Das reichte zu 72 Punkten. Zum Vergleich: Im Vorjahr kam die Mannschaft auf Platz zwei, gewann 41 von 56 Spielen. Vor zwei Jahren gelang mit 38 Siegen aus 47 Spielen sogar der Meistertitel. Nun der große Rückschritt. „Wir hatten enormes Verletzungspech“, sagt Schmitz zu den Gründen. „Es gab aber auch viel zu viele Schwankungen in den Leistungen des Teams.“

Die aktuelle Mannschaft der Saale Bulls besitzt zwar definitiv große individuelle Qualität, vielleicht ist sie sogar so groß wie nie zuvor. Tatu Vihavainen, Patrick Schmid, Timo Herden oder der nachverpflichtete Eetu Elo sind für Oberliga-Verhältnisse überaus namhafte Spieler. Das Team setzt sich aber offensichtlich aus vielen charakterlich schwierigen Spielern zusammen. Das zeigte sich schon nach 18 Saisonspielen, als Coach Marius Riedel entnervt hinwarf.

Kai Schmitz steht bei den Saale Bulls doppelt in der Verantwortung

Schmitz, der kein gelernter Trainer ist und zuvor nicht als solcher gearbeitet hat, übernahm das Amt hinter der Bande, wollte beweisen, dass die von ihm zusammengestellte Auswahl zu besseren Leistungen fähig ist. Die Auftritte wurden aber nur marginal erfolgreicher. Unter Riedel gab es neun Siege und neun Niederlagen. Mit dem Kaderplaner 15 Siege und elf Pleiten. Zu oft fehlte der Fokus, zu selten zeigte sich die individuelle Klasse, war das Zusammenspiel planvoll und damit erfolgreich.

Als Architekt der schwierigen Mannschaft und Interimstrainer, der Aufstellung und Taktik vorgibt, steht Schmitz für die mauen Auftritte nun gleich doppelt in der Verantwortung. „Ich kann damit umgehen, auch damit, dass mein Name eine Delle abbekommen hat“, sagt er. Die Kritik am ehemaligen Kapitän und Publikumsliebling ist in Fankreisen durchaus hörbar.

Vor allem wird Schmitz dafür kritisiert, dass er nach dem Rücktritt von Riedel keinen neuen Coach installiert hat. Der verteidigt sich: „Es gab einfach keinen passenden Trainer, noch nicht einmal einen fähigen Feuerwehrmann“, beteuert Schmitz. Deshalb habe er die Doppelfunktion weitergeführt.

Verteidiger Moritz Schug fehlt den Saale Bulls

Klar ist: Werden nun auch die Playoffs zum Misserfolg, scheitern die Bulls, die als Saisonziel eigentlich den DEL2-Aufstieg ausgegeben haben, direkt an Memmingen, wird die Kritik sehr viel lauter und sehr vieles hinterfragt werden.

„Ich bin aber überzeugt, dass wir Memmingen schlagen“, sagt Schmitz. Das schafften die Bulls, wenn auch jeweils mit Heimrecht, schon zweimal. In der Saison 2018/19 gelang mit einem 3:0 ebenso der Viertelfinaleinzug wie 2022/23 mit einem 3:1.Das muss nun erneut gelingen, nur so kann die Saison gerettet werden.

Was Hoffnung auf den Hattrick macht: Auch Memmingen spielt eine Saison unter Erwartungen, auch dort rumort es. „Dazu haben wir genug erfahrene Spieler, die jetzt den Schalter umlegen werden“, glaubt Schmitz.

Personell gibt es aber einen neuerlichen Rückschlag: Verteidiger Moritz Schug hat sich beim 5:2 gegen Erfurt im letzten Hauptrundenspiel am Sonntag den Daumen gebrochen. Auch Tatu Vihavainen fehlt im ersten Playoffspiel. Thomas Gauch, der angeschlagen vom Eis mussten, ist aber gegen Memmingen einsatzbereit.