"Ja aber nur kostenlos!": "Ja aber nur kostenlos!": So reagieren Reiserückkehrer am Flughafen auf Coronatests

Halle (Saale) - Es ist ein Empfang, mit dem die Urlauber nicht rechnen. Fernsehkameras sind in der Ankunftshalle auf sie gerichtet. Rettungssanitäter der Berufsfeuerwehr Halle fragen Reiserückkehrer, ob sie aus der Händelstadt sind. Familie Nicola stammt aus Halle und ist gerade mit dem Flugzeug aus Mallorca in die Heimat geflogen. Den freiwilligen Coronatest, den die Stadt Halle in einem Pavillon direkt am Terminal ausschließlich für Hallenser anbietet, lehnen sie ab. „Die Idee ist gut. Allerdings sind die Kosten happig. Für uns als vierköpfige Familie ist das zu teuer“, sagen sie. 142,32 Euro kostet der Test pro Person - die Familie hätte 569 Euro zahlen müssen. Das Geld spare man sich.

Es sind nur wenige Hallenser, die am Montagmittag mit drei Maschinen aus Mallorca und von der griechischen Insel Kos auf dem Airport landen. „Wir haben auf uns geachtet und Menschenansammlungen gemieden. Wir fühlen uns gesund“, meint ein älteres Ehepaar. Auch sie schlagen das Angebot aus. Karsten zur Nieden, Ärztlicher Leiter für den Rettungsdienst in Halle, hat damit gerechnet.

„Die Urlauber überlegen natürlich genau, ob sie einen freiwilligen Test bezahlen wollen oder nicht.“ Ein großer PR-Gag sei die Corona-Teststation aber nicht. „Wir machen den Bürgern unserer Stadt ein Angebot. Das bringt den Reiserückkehrern Sicherheit und gibt uns andererseits die Chance, bei positiven Tests zeitnah Kontaktpersonen identifizieren zu können.“ Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) sieht es ähnlich.

Es gehe um die Gesundheit der Hallenser. Dafür sei der Aufwand gerechtfertigt. „Die ersten Urlauber kehren aus den Sommerferien zurück. Es gibt genügend Beispiele, die zeigen, dass auch außerhalb der Risikogebiete die Gefahr besteht, dass man sich infiziert.“ Er hoffe daher, dass andere dem Beispiel Halles folgen, die Stadt Leipzig beispielsweise.

Wie hoch die Kosten sind, die der Stadt Halle mit der Corona-Teststation entstehen, ist unklar. „Aktuell prüft der Flughafen, ob Mietkosten für die Fläche entstehen“, sagt Stadtsprecher Drago Bock. Weitere Kosten seien mit dem Einsatz nicht verbunden. Man stelle den Reiserückkehrern auch nur jene Gebühren in Rechnung, die durch die Laboranalyse entstünden. Besetzt ist das mobile Fieberzentrum mit Personal der Berufsfeuerwehr.

Die Rettungssanitäter entscheiden letztlich auch, ob Reiserückkehrer die Kosten für den Test nun aufbringen müssen oder nicht. Wer die typischen Krankheitssymptome einer Corona-Infektion zeigt - Fieber und oder Husten beispielsweise - ist von der Gebühr befreit. Dann zahlt die jeweilige Krankenkasse.

Halles Amtsärztin Christine Gröger hofft, dass Bund und Länder das Kosten-Kuddelmuddel zeitnah beenden. Am Freitag hatten sich die Gesundheitsminister der Länder mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) darauf geeinigt, kostenlose Corona-Tests anbieten zu wollen - egal, aus welchem Land die Urlauber zurückkehren.

„Man kann damit rechnen, dass die Umsetzung mindestens eine Woche dauern wird“, sagt Gröger. Bis dahin müssten die Hallenser, die aus Nicht-Risikogebieten nach Hause kommen und sich auch gesund fühlen, die Tests selbst bezahlen.

Sechs Wochen soll die Corona-Teststation besetzt sein, kündigt Wiegand an. Auch sei es möglich, dass man Personen aus anderen Städten und Landkreisen mit teste - wenn es eine Vereinbarung dazu gebe. Dass nur Hallenser getestet werden, sorgte bei einigen Reisenden für Unmut. Der Saalekreis lehnt aber vorerst ab. Man warte auf die Beschlüsse der Gesundheitsminister, erklärt Amtsärztin Annegret Muchow. (mz)