Flughafen Leipzig/Halle: Flughafen Leipzig/Halle: Coronatests für Rückkehrer sorgen für Verwirrung und Kritik

Leipzig/Halle (Saale) - Halle sorgt mit seinem Alleingang bei selbst organisierten Corona-Tests für Reiserückkehrer am Flughafen Leipzig/Halle für Verwirrung und heftige Kritik. „Das ist in sich nicht schlüssig und aus medizinischer Sicht nicht sinnvoll“, erklärt Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt.

Im Gesundheitsministerium Sachsen-Anhalts hält man sich zurück und will den Alleingang der Stadt Halle nicht bewerten. Stattdessen setzt das Ministerium auf eine mögliche Kooperation mit Sachsen.

Die Stadt Halle war am Montagmittag vorgeprescht und hatte die erste Teststation für Urlauber am Flughafen Leipzig/Halle in Betrieb genommen. Testen lassen können sich hier aber nur Einwohner der Stadt, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) bei der Eröffnung.

Alle anderen bleiben außen vor. Und kostenlos ist der Test auf das Virus auch nur dann, wenn die zurückkommenden Urlauber aus Halle mit Erkältungssymptomen oder aus Risikogebieten ankommen. Alle anderen müssen die Laborkosten von rund 142 Euro selbst zahlen. Der Test ist laut Wiegand freiwillig.

Die Feststellung von Symptomen sowie den Abstrich führen am Airport zwei Rettungssanitäter der Berufsfeuerwehr durch. Die Teststation soll die kommenden sechs Wochen jeweils zur Ankunft von Urlaubsfliegern geöffnet sein. Ausgewertet werden die Abstriche dann in einem Labor in Halle. Das Ergebnis soll innerhalb von 24 Stunden vorliegen. Die Teststation sei eine Reaktion auf das gestiegene Infektionsrisiko, so Wiegand: „Es gilt, so früh wie möglich einzuschreiten.“

Landesärztekammerpräsidentin Simone Heinemann-Meerz kann dem halleschen Vorstoß nichts abgewinnen. Wenn direkt am Airport getestet werde, dann müssten auch von allen Reisenden einer Maschine Abstriche genommen werden - wegen möglicher Infektionen im Flugzeug.

Außerdem müssten die ankommenden Urlauber zunächst in Quarantäne, andernfalls könnten sie, bis das Ergebnis vorliegt, weitere Menschen anstecken. Und: Jeder Test sollte fünf Tage später wiederholt werden, da sich das Virus unmittelbar nach einer Infektion - etwa direkt im Flugzeug - nicht nachweisen lässt. „So kostet das vor allem eins, einen Haufen Geld“, so die erfahrene Medizinerin Heinemann-Meerz. Reisende aus Risikogebieten wie Ägypten oder der Türkei sind am Flughafen Leipzig/Halle aktuell ohnehin nicht zu erwarten. Denn: Nach Angaben des Flughafens starten von hier derzeit keine Flüge zu solchen Reisezielen.

Das Gesundheitsministerium Sachsen-Anhalt kann eigenen Tests nur für Einwohner des Landes nichts abgewinnen. „Das ergibt einfach keinen Sinn“, sagte eine Sprecherin zur Mitteldeutschen Zeitung. Man sei aber mit Sachsens Gesundheitsministerium im Gespräch, ob alle ankommenden Reiserückkehrer auf dem Flughafen Leipzig/Halle getestet werden können.

Unterdessen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, „eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten“ anzuordnen. „Wir müssen verhindern, dass Reiserückkehrer unbemerkt andere anstecken und so neue Infektionsketten auslösen“, sagte Spahn am Montag in einer Schaltkonferenz mit den Gesundheitsministern der Länder. Die Tests sollen für Reisende kostenfrei sein. Unklar ist dagegen noch, ob ebenfalls kostenlose Tests für alle Reiserückkehrer aus Nicht-Risikogebieten wie Spanien oder Frankreich angeboten werden. Derzeit befinden sich die Staatskanzleien der Bundesländer noch in Verhandlungen, wie die Kosten dafür gerecht verteilt werden können. (mz)