IT-Firma in Dölbau/Queis IT-Firma in Dölbau/Queis : Wo bleibt das schnelle Internet?

Kabelsketal/Halle (Saale) - Mit einer Art Facebook-Netzwerk speziell für Hundefreunde und -züchter macht Unternehmer Mathias Dögel weltweit Furore: Seine IT-Firma mit Sitz im Gewerbegebiet Dölbau/Queis an der Stadtgrenze von Halle fährt seit Jahren steigende Umsätze ein. Dabei kann das in den 1990er Jahren entwickelte Gewerbegebiet keine leistungsfähigen sogenannten Breitband-Internetanschlüsse bieten. Wie ist dort erfolgreiches Arbeiten möglich?
Plus von 30 Prozent angepeilt
Laut Dögel betrug der Umsatz seines Unternehmens 2014 etwa drei Millionen Euro. „Für 2015 planen wir ein Umsatzwachstum von 30 Prozent“, sagt der 33-Jährige. Eine Einnahmequelle des 50-Mitarbeiter-Unternehmens sind Dienstleistungen zur Anpassung von Firmen- und Verwaltungs-Computerprogrammen an moderne Betriebssysteme. Das Aushängeschild indes ist die Internetseite www.working-dog.com, auf dem sich Hundezüchter aus der ganzen Welt austauschen und das bereits 154.000 Mitglieder zählt. Geld verdient die Dögel GmbH in diesem Netzwerk über den Verkauf von Werbung sowie über Abo-Gebühren für einen kostenpflichtigen Bereich. Die Resonanz nehme stetig zu, so Dögel.
Kabelsketal und Landsberg investieren 20.000 Euro
Eine Voraussetzung, dem Rechnung zu tragen: Die Internet-Infrastruktur vor Ort muss Dögel zufolge dringend modernisiert werden. Weil die örtlich anliegenden Kupfer-Telefonkabel nur geringe Datenverarbeitungs-Geschwindigkeiten erlauben, hat er auf dem Dach seiner Firma eine Richtfunkantenne errichten lassen. „Damit sind wir an das Glasfasernetz im Konsul-Hotel angebunden“, so der Geschäftsführer. Kostenpunkt: rund 20.000 Euro. „Einschränkungen spürt man aber bei dieser Technologie bei schlechtem Wetter wie Regen oder Schnee.“ Die Dögel GmbH ist nicht die einzige, die ihr Internetproblem individuell lösen musste: So hat sich die Elektrotechnikfirma IGS einen extra Telefonanschluss legen lassen.
Die Gemeinden Kabelsketal und Landsberg, auf deren Territorien das Gewerbegebiets liegt, stellen eine Verbesserung der Situation noch in diesem Jahr in Aussicht. „Wir haben Geld für den Ausbau der Internet-Infrastruktur in den Haushalt eingestellt“, sagt der Kabelsketaler Bürgermeister Kurt Hambacher (parteilos). Dabei handele es sich um 20.000 Euro - der Eigenmittelanteil zur Inanspruchnahme von Landesfördermitteln zum Breitbandausbau. Allerdings: „Unser Haushalt ist von der Kommunalaufsicht noch nicht genehmigt“, so Hambacher.
Forderung an das Land
In der angespannten Haushaltssituation vieler Kommunen und den Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Eigenmitteln sieht Dögel einen Hauptgrund, dass der Internetausbau in Sachsen-Anhalt trotz Förderprogrammen (2015 stehen laut Landesregierung 50 Millionen Euro bereit) nur schwer vorankomme. Das Land müsse den Gemeinden da weiter entgegenkommen, so Dögel. Diese Kritik äußerte er jetzt auch bei einem Firmenbesuch von Wirtschafts-Staatssekretärin Tamara Zieschang (CDU). Diese wies dies jedoch zurück: „Der Breitbandausbau in Gewerbegebieten dürfte nicht am Geld scheitern. Es ist auch eine Frage der Prioritätensetzung der Kommunen.“
Trotz aller Widrigkeiten glaubt Dögel fest an ein weiteres Wachstum seines Unternehmens und kündigt an: „Wir wollen unsere Mitarbeiterzahl in den kommenden zehn Jahren auf einen dreistelligen Wert erhöhen.“ (mz)