International engagiert International engagiert: Welche Effekte freiwillige Projekte an der Uni haben

Halle (Saale) - Ehrenamt ist vielfältig: Im Sport, in Schulen, für Kinder und Senioren und in vielen weiteren Bereichen. Seit zehn Jahren wird auch an der Uni Halle freiwilliges Engagement mit Unterstützung der Freiwilligenagentur großgeschrieben: Rund 1 000 Studenten haben sich seitdem an Projekten unter dem Titel „engagiert studiert“ beteiligt, in denen sie unter anderem Horte oder Seniorenheime in ihrer Arbeit unterstützen oder sich für Integration einsetzen. „Wir haben eine viel größere Anfrage als Kapazitäten“, sagt Christine Sattler von der Freiwilligenagentur - sie ist dafür Kooperationspartner der Universität.
Das Besondere: Im Rahmen eines vom Bund finanzierten Pilotprojekts „students meet society“ („Studenten treffen auf Gesellschaft“) läuft seit drei Jahren das Ganze auf internationaler Ebene: Deutsche Studenten arbeiten in einem ehrenamtlichen Team mit Studenten aus anderen Ländern. Eine Vielzahl von Projekten sind so gestartet, von der Produktion eines Imagefilms bis hin zu Projekten mit Schülern zur Müllvermeidung oder der Unterstützung von Frauen in einer Flüchtlingsunterkunft. „Mit diesem Schwerpunkt auf dem ehrenamtlichen Engagement von internationalen Studenten hat die Uni Halle ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt der hallesche Soziologe Holger Backhaus-Maul.
Er begleitet das Pilotprojekt wissenschaftlich und hat in einer Befragung von knapp 300 Teilnehmern erstaunliche Erkenntnisse gewonnen: Durch Engagement erhalten die Studenten aus aller Welt direkte soziale Kontakte, können ihre Sprachkenntnisse erweitern und bekommen Einblicke in die Gesellschaft, die wiederum für die Entwicklung ihrer persönlichen und beruflichen Kompetenzen und Perspektiven bedeutsam sind. Zugleich tragen die Studenten mit ihrem Engagement zum Gemeinwohl bei.
Wer sich einmal freiwillig für andere eingesetzt hat, hat eine hohe Bereitschaft, sich entweder weiter oder für ein neues Projekt zu engagieren - auch in Vereinen außerhalb der Uni, hat die Umfrage zudem ergeben. „Engagement ist ein wichtiges Instrument, um jüngere und internationale Studierende zu integrieren und zu sozialisieren“, ist sich Backhaus-Maul sicher. Denn: Wer ehrenamtlich aktiv ist, knüpft eine enge Bindung zur Stadtgesellschaft und kann so dazu beitragen, dass die jungen Menschen nach Beendigung ihres Studiums in Halle bleiben. Ob sie tatsächlich bleiben, wäre nach zehn Jahren „engagiert studiert“ eine spannende Frage, die Backhaus-Maul gerne erforschen würde. „Aber dazu fehlen uns die Mittel und Ressourcen“ bedauert er.
Wichtig sei vor allem eines: „Die Projekte müssen ein freiwilliges Angebot sein. Engagement muss sinnhaft erlebt werden, es darf nicht als Belastung empfunden werden“ , so der Forscher. Da jedoch genug Nachfrage da sei, ist ein Zwang unnötig.
Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt sind auch Thema einer Fachtagung am 5. Februar in der Leopoldina, zu der die Uni und die Freiwilligenagentur einladen. Was lernen Studenten, Non-Profit-Organisationen und Hochschulen dabei? Für Antworten auf diese Fragen interessieren sich unter anderem auch Professoren der Universitäten Bamberg und Leipzig, die an der Tagung neben weiteren teilnehmen.
(mz)