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Innenstadt von Halle Innenstadt von Halle: Händler flüchten vor zu hohen Mieten

Von michael tempel 22.11.2013, 21:39
Nur Ramsch? Der Boulevard in Halle (Saale).
Nur Ramsch? Der Boulevard in Halle (Saale). dpa Lizenz

halle (saale)/MZ - Halles Innenstadthändler, zumindest jene am unteren Boulevard, stecken offenbar in der „Mieten-Falle“: Nach Expertenansicht sind teils völlig überzogene Mietforderungen der Hauseigentümer ein Grund dafür, dass in den vergangenen Jahren mehrere, teils namhafte Handelsunternehmen Halle wieder den Rücken gekehrt haben.

"In Halle fehlt die Kaufkraft"

„Die Mieten sind definitiv zu hoch“, sagte Martin Stutzer. Laut dem Makler aus Halle, der dem Netzwerk 3A-Makler angehört, werden in Extremfällen am unteren Boulevard Mieten von 100 Euro je Quadratmeter Handelsfläche verlangt - und gezahlt. „Rechnen wird sich das nicht“, so Stutzer. Im Schnitt seien 60 bis 70 Euro Miete fällig. „Da fragt man sich, wie das die Händler erwirtschaften sollen. In Halle fehlt die Kaufkraft.“ Als Ursache dafür, dass Mieten und Umsatzkraft in keinem Verhältnis stünden, führte Stutzer an, dass ein Großteil der Gebäude am unteren Boulevard im Besitz von Fondsgesellschaften sei. „Deren Verantwortliche sitzen weit weg und wissen in der Regel nicht, was vor Ort los ist.“ Verhandlungen über günstigere Mieten seien so nur schwer möglich.

Die Nummer eins beim Abschluss von Mietverträgen für Geschäfte am unteren Boulevard ist ein internationales Investment-Management- und Dienstleistungsunternehmen mit Niederlassung in Leipzig. Dort kündigte man eine Stellungnahme für kommende Woche an.

In Leipziger Top-Lagen sind zwischen 110 und 130 Euro üblich

Kritik an den hohen Mieten übte auch Händler Frank Randow. Der 48-Jährige gibt zu Jahresende seine beiden Esprit-Boutiquen am unteren Boulevard und im Stadtcenter Rolltreppe auf und begründet das auch mit den hohen Kosten.

Zum Vergleich: In Leipziger Top-Lagen sind Stutzer zufolge Mieten zwischen 110 und 130 Euro üblich. Während die Mietpreise am unteren Boulevard in Halle an dieser Marke kratzen, sehe das im oberen Teil der Fußgängerzone mit im Schnitt 20 bis 25 Euro ganz anders aus. Dort betreut der Makler mehrere Objekte.

"City braucht noch zwei, drei Anbieter mit Zugkraft"

Zumindest indirekt bestätigte Wolfgang Schmidt, Chef der Citygemeinschaft der Innenstadthändler und Geschäftsführer bei Galeria-Kaufhof, das Mietpreisproblem: „Bei den Kunden in der Innenstadt handelt es sich zum überwiegenden Teil um Hallenser. Auswärtige kommen nur im geringen Umfang. Das ist zu wenig Publikum“, sagte Schmidt. Die City brauche dringend noch zwei, drei Anbieter mit Zugkraft.

Doch in der Immobilienbranche ist man sich einig, dass für weitere namhafte Handelshäuser ausreichend große Flächen fehlen. Die großen Handelsketten benötigen für ihre Konzepte Flächen von mindestens 1.000 Quadratmetern. Dadurch geraten das ehemalige Woolworth-Kaufhaus am Boulevard, das von einem Investor abgerissen und neu gebaut werden soll, und das im September frei gewordene Wöhrl-Kaufhaus am Markt in den Fokus. In letzterem stehen jetzt im zweiten und dritten Obergeschoss 2.500 Quadratmeter zur Verfügung. Laut Eigentümern gibt es bislang keinen Interessenten.