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Immobilie in Halle Immobilie in Halle: Land will Stephanuskirche verkaufen

Von MICHAEL FALGOWSKI 11.01.2016, 17:10
Turmuhr der Stephanuskirche in Halle
Turmuhr der Stephanuskirche in Halle Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Das vielleicht ungewöhnlichste Objekt auf Halles Immobilienmarkt ist nun die Stephanuskirche im Mühlwegviertel. Nachdem im Frühsommer vergangenen Jahres die Universitäts- und Landesbibliothek aus dem 1893 geweihten Gotteshaus ausgezogen ist, möchte das Land Sachsen-Anhalt das verlassene Gebäude tatsächlich verkaufen.

Bei der sogenannten Landesbedarfsabfrage wurde festgestellt, dass die Immobilie zur Erfüllung der Aufgaben des Landes nicht geeignet und deshalb entbehrlich sei, teilt das zuständige Finanzamt in Magdeburg mit. „Das Objekt soll nun der Verwertung zugeführt werden“, heißt es. Ob und wann etwa ein Bieterverfahren eröffnet werden soll, dazu äußert man sich nicht. Aber: „Kaufinteressenten sind derzeit nicht bekannt“.

ungewöhnliches Büchermagazin

Leer ist die bekannte hallesche Kirche indes nicht. Im Gegenteil. Mehr als vier Jahrzehnte lang war sie Deutschlands vielleicht auch ungewöhnlichstes Büchermagazin. Für rund 680.000 Bände der Universitäts- und Landesbibliothek wurde im gesamten Kirchenschiff eine mehretagige, begehbare, eiserne Regalkonstruktion montiert, die bis hinauf unter das Gewölbe reicht. Die Spezialanfertigung umfasst insgesamt 17 Kilometer Regal. Im vergangenen Jahr wurden die Bücher auf verschiedene Depots verteilt.

Die Stephanuskirche war schon deutschlandweit in den Schlagzeilen: Im Jahr 2000 brannte die Haube des Turms lichterloh, die Spitze stürzte hinunter. Rund 5.000 Bücher im Kirchenschiff wurden damals vor allem durch das Löschwasser beschädigt. Erst eineinhalb Jahre später wurde der Turm wieder aufgebaut. Viele Hallenser hatten dafür gespendet. Die neue Turmspitze samt Uhr kostete rund 200.000 Euro. Den Hauptteil des Geldes finanzierte die Firma, deren Mitarbeiter das Feuer bei Arbeiten am Dach verursacht hatte.

Nun aber möchte das Land die unter Denkmalschutz stehende Kirche loswerden. Zu welchen Preisvorstellungen, das ist nicht bekannt. Könnte das Gotteshaus als ein engagiertes Wohnprojekt in einer der begehrtesten Lagen der Stadt dienen - einschließlich Glockenturm? Eine andere Idee: Die ebenfalls aufgebene ehemalige Pfarrkirche St. Peter im Mönchengladbacher Stadtteil Waldhausen ist zur 1 300 Quadratmeter großen „Kletterkirche“ geworden. (mz)

Brand der Stephanuskirche im Frühjahr 2000
Brand der Stephanuskirche im Frühjahr 2000
Günter Bauer Lizenz