Hochwasserschutz Hochwasserschutz : Trotz steigendem Saalepegel: Behörde gibt Entwarnung

Halle (Saale) - Der Saalepegel steigt seit Donnerstag ständig. Am Freitagabend hatte er bei Redaktionsschluss die Marke von 396 Zentimetern erreicht - ab einem Pegel von 400 gilt die erste Hochwasserwarnstufe. Durch das Tauwetter ist zwar kurzfristig noch weiterer Anstieg sehr wahrscheinlich. Dennoch kann die Hochwasservorhersagezentrale des Landesbetriebs für Hochwasserschutz (LHW) erst einmal Entwarnung geben: „Der Scheitel der Saale ist gerade bei Naumburg“, sagt Hydrologin Brit Herwig.
Vier Hochwasserstufen: „Für jede Stufe ist ein Handlungskatalog zu Maßnahmen hinterlegt“
Dort hat er auch die Alarmstufe 1 überschritten und wird dies laut Herwig wohl auch an der Messstelle in Halle-Trotha tun. „Es zeichnet sich ab, dass die Saale wieder etwas sinkt.“ Deswegen hat das LHW auch eine Hochwasserwarnung am Freitag wieder zurückgezogen, auf der das Erreichen der Warnstufe 2 zumindest nicht ausgeschlossen wurde. Aber wie hätte die Stadt auf ein drohendes Hochwasser reagiert? Hierfür gibt es einen Sondereinsatzplan „Hochwasser“.
Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit, erklärt, dass es dabei vier Stufen gibt, entsprechend der vier Hochwasserstufen. „Für jede Stufe ist ein Handlungskatalog zu Maßnahmen hinterlegt“, so Teschner. Bei Stufe 1, also der Überschreitung des 400-Zentimeter-Pegels, werden unter anderem die Zufahrtsstraße zur Rabeninsel überprüft und eventuell die Straße gesperrt. Weiter würden dann die elektrischen Anlagen des Wasserwerks in Beesen gesichert und Kontakt zum Hafen Halle aufgenommen.
Die erste Warnstufe in Halle wird erreicht, wenn der Pegel an der Messstelle Trotha die Höhe von 400 Zentimetern erreicht. Die Warnstufe 2 gilt ab einem Pegel von 450 Zentimetern. Bei einem Pegelstand von 550 Zentimetern beginnt Warnstufe 3. Die höchste Warnstufe 4 wird ab einem Pegel von 6,30 Meter ausgerufen.
Beim Hochwasser 2013 hatte die Saale bei Trotha am 5. Juni den höchsten Pegelstand seit 400 Jahren erreicht: 8,10 Meter. Die Bundeswehr war im Juni 2013 zur Unterstützung der örtlichen Katastrophenhelfer in Halle. Der Gimritzer Damm wurde damals mit Hunderten Sandsäcken verstärkt und hielt den Wassermassen stand - obwohl er völlig durchweicht war.
Der Neubau des Gimritzer Damms soll im Frühjahr beginnen. Die 1,2 Kilometer lange Hochwasserschutzwand wird auf der Linie des alten Dammes gebaut und wird rund 3,3 Millionen Euro kosten.
Ab wann ein Notdeich errichtet wird, ist jedoch nicht exakt festgelegt
Auch die Sicherung der Anlagen des Peißnitzexpresses, gegebenenfalls mit der Auslagerung der Loks und Waggons sowie die Sicherung des Peißnitzhauses sind mit im Plan aufgelistet. Informationen würden dann auch an das Alten- und Pflegeheim „Gut Gimritz“ sowie an den Rennclubs der Pferderennbahn weitergegeben. Die Sperrung des Uferweges vom Gut Gimritz bis zur Peißnitzbrücke gehören ebenso dazu.
Teschner erläutert, dass ab Stufe 2 ein Kontrolldienst eingesetzt wird, ab Stufe 3 ein Wachdienst und ab Hochwasserstufe 4 dann die Hochwasserabwehr beginnt. Ab wann ein Notdeich errichtet wird, ist jedoch nicht exakt festgelegt. Teschner: „Das Hochwasser im Jahr 2013 hat zu irreparablen Schäden am Gimritzer Damm geführt. Bis zur Fertigstellung des neuen Dammes ist die Stadt in der Lage, neben der Verteidigung des alten Deiches auch einen zusätzlichen provisorischen Notdeich zu errichten.“
Evakuierung von Gebäuden wegen Hochwasser wird als Einzelfall entschieden
Ab einem Pegelstand von 3,50 Metern (Unterpegel Trotha) werde der Oberbürgermeister regelmäßig zur Lage informiert. „Erforderliche Maßnahmen im Stab für außergewöhnliche Ereignisse werden geprüft. Entschieden wird insbesondere in Abhängigkeit der Pegelsteigerungsrate und der Pegelprognose“, so Teschner.
Auch die Frage, wann und wo Gebäude evakuiert werden, werde abhängig von der Lage im Einzelfall entschieden. „Grundsätzlich sind die Hochwasserabwehrbauwerke so angeordnet, dass bei hohem Wasserstand nur wenige Bürgerinnen und Bürger ihre Gebäude verlassen müssen“, erläutert der Fachbereichsleiter.
Baumfällung entlang der Halle-Saale-Schleife
In dieser Woche sind weitere Vorbereitungsarbeiten für den Neubau eines Hochwasserschutzes am Gimritzer Damm angelaufen. „Im Bereich des Gimritzer Damms finden Baumfällungen am Pumpenhäuschen im Auftrag des LHW statt. Diese Baumfällungen sind im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens genehmigt“, sagt René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt.
Außerdem werden laut Rebenstorf Bäume entlang der Halle-Saale-Schleife gefällt, was für die Erneuerung der Schleife einschließlich der notwendigen Entwässerungsanlagen notwendig und genehmigt sei. (mz)