Hochhausscheiben in Neustadt Hochhausscheiben in Neustadt: Innerhalb von 30 Jahren rund 41 Millionen Euro sparen?

Halle (Saale) - Wenn ein Verwaltungszentrum in einer der leerstehenden Hochhausscheiben in Neustadt einzieht, können innerhalb von 30 Jahren rund 41 Millionen Euro eingespart werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt vorgelegte Studie der Wirtschaftsprüfergesellschaft Rauschenbach, die dafür von der Stadt beauftragt worden ist.
Umgekehrt bedeutet das, dass die Stadt 41 Millionen mehr ausgeben muss, wenn alles beim Alten bleibt. Und das zusätzlich zu einem Sanierungsstau in vielen der derzeit genutzten Gebäude, der laut Gutachten aktuell über 13 Millionen Euro beträgt.
Ziel des Umzugs ist es, die Verwaltung von derzeit 26 auf 17 Standorte zu reduzieren
Sollte der Stadtrat nach noch zu erfolgenden Beratungen in den Ausschüssen zu dem Beschluss kommen, dass ab etwa 2020 ein neues Verwaltungszentrum für rund 450 Mitarbeiter im Zentrum von Neustadt errichtet werden soll, dann wird nach dem vorliegenden Gutachten eine große Rochade in der Verwaltung stattfinden. Denn Ziel des Umzugs ist es, die Verwaltung von derzeit 26 auf 17 Standorte zu reduzieren. Das soll nach den Plänen nicht nur bedeuten, dass in der Neustädter Scheibe die bisher an acht Adressen in der Stadt verstreuten Fachbereiche für Bildung und Soziales zusammengefasst werden.
Vielmehr sollen dann wegen der hohen Mietkosten auch das bisherige technische Rathaus am Hansering (Mietvertrag läuft bis Ende 2020) und weitere angemietete Objekte leergezogen werden.
Im Radeweller Weg in Halle soll Gesundheitszentrum mit den verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung entstehen
Je nach dem, wie der Zustand der jetzigen Verwaltungsgebäude ist, werden sie ganz aufgegeben oder von anderen Fachbereichen neu bezogen. So soll beispielsweise im Radeweller Weg - derzeit Stadtteilzentrum Süd mit Allgemeinem Sozialen Dienst, Jugendgerichtshilfe und weiteren Abteilungen - ein Gesundheitszentrum mit den verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung werden.
Der erst kürzlich bezogene Standort Albert-Schweitzer-Straße, wo derzeit unter anderem das Jugendamt untergebracht ist, könnte laut Gutachten künftig Sitz des Fachbereichs Immobilien mit seinen 119 Mitarbeitern werden.
Rochade geht auch über die Umverteilung der Ämter in Halle weiter
Doch die Rochade geht auch über die Umverteilung der Ämter weiter. So sollen leerstehende Gebäude, die nicht mehr für die Verwaltung genutzt werden, teilweise verkauft werden. So etwa das Gründerzeithaus Große Steinstraße, ein Einzeldenkmal wie auch ein Gebäude in der Niemeyerstraße, das über 900.000 Euro Verkaufswert haben soll.
Größter Batzen könnte aber der Verkauf des Hauses der Wohnhilfe am Böllberger Weg werden, dessen Verkehrswert auf 2,3 Millionen geschätzt wird. Die Wohnhilfe mit ihrem Notquartier soll stattdessen im Verwaltungsgebäude in der Südpromenade untergebracht werden - heute Sitz des Fachbereichs Soziales. „Die notwendigen Umbauten werden nach einer ersten Grobkostenschätzung bei rund 600.000 Euro liegen“, heißt es in dem Gutachtern.
Über das gut 100-seitige Konzept soll nun in den nächsten Wochen beraten werden
Über das gut 100-seitige Konzept soll nun in den nächsten Wochen beraten werden. Erst für Mai ist eine Entscheidung im Stadtrat geplant. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) ist jedoch von der Idee überzeugt und hält Verwaltungsstandort Scheibe für eine „ Initialzündung“ für die gesamte Neustadt. Es habe bereits „deutliche Signale“ von möglichen Investoren gegeben, die die rund 33 Millionen Euro teure Sanierung durchführen könnten. Anschließend sollen die auf 11.000 Quadratmeter verteilten Räume an die Stadt vermietet werden.
Für eine Nettokaltmiete von 9,90 Euro pro Quadratmeter sei dies für einen Investor möglich. Allerdings: Im Rauschenbach-Gutachten wird die „überdurchschnittlich hohe Nettokaltmiete“ von 8,41 Euro laut Mietvertrag erwähnt, die für die Räume im Technischen Rathaus gezahlt werden muss. Doch das ist ganz offensichtlich eine deutlich geringere Miete als in einem zukünftigen Scheiben-Verwaltungsbau. (mz)