Hier schraubt die Frau Hier schraubt die Frau: Warum diese Hallenserin Kfz-Mechatronikerin werden will

Halle (Saale) - Schon als Kind hat sich Annika Vesterling gern die Hände schmutzig gemacht und Fahrräder repariert. Später schraubte sie am Auto des Vaters herum. Heute ist sie Azubi in der S&G Automobilgesellschaft und will Kfz-Mechatronikerin werden - ein Beruf, der nach wie vor von Männern dominiert wird. „Ich wüsste nicht, warum man als Frau nicht auch Autos reparieren sollte. Ich mache mir gern die Hände schmutzig“, sagt die 21-Jährige.
Die junge Frau aus Eisleben, die auch in der halleschen Niederlassung des Traditionsunternehmens (1889 gegründet) ausgebildet wird, ist am Donnerstag das Model für den Zukunftstag am 28. März. Dann können Mädchen und Jungen der fünften bis zehnten Klassen in Betriebe gehen und das Arbeitsleben schnuppern. Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle, kennt das Bild, das Handwerksbetriebe oft nach außen vermitteln: „Die Jobs sind anstrengend und schmutzig. Wir wollen gerade den Mädchen zeigen, dass das Handwerk keine Männerdomäne sein muss.“
Annika Vesterling ist in ihrer Berufsschulklasse die einzige weibliche Kfz-Mechatronikerin in spe
Annika Vesterling ist zwar in ihrer Berufsschulklasse die einzige weibliche Kfz-Mechatronikerin in spe, im Bezirk der Handwerkskammer aber keine Exotin. Zu den 291 Auszubildenden in dieser Berufsgruppe gehören 16 junge Frauen, sagt Keindorf. Und auch in anderen Branchen bröckelt das alte Berufsbild. Von 26 angehenden Lackierern sind sechs Mädchen, und mittlerweile ist jeder sechste Azubi im Tischlerhandwerk weiblich.
Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) begrüßt die Durchmischung der Berufe - von männlicher wie weiblicher Seite. „Der Zukunftstag ist dafür gedacht, dass Schüler auch crossover in den Betrieben unterwegs sind und mal über den Tellerrand schauen. Ich finde es beispielsweise gut, dass es immer mehr männliche Friseure gibt“, so der Minister.
Zukunftstag, ursprünglich als Girls Day gestartet, hat noch Luft nach oben
Der Zukunftstag, ursprünglich als Girls Day gestartet, hat noch Luft nach oben. Wie Marcella Mertig, Gleichstellungsbeauftragte im Bildungsministerium, berichtet, nehmen nur 20 Prozent der Zielgruppe die Angebote an.
Auch S&G wird am 28. März seine Türen öffnen. „Wir hoffen auf viele Mädchen und Jungen, denen wir den Betrieb eines Autohauses zeigen“, sagt Steffen Papke, Ausbilder im Unternehmen. Vielleicht können die Schüler dann auch Annika Vesterling über die Schulter schauen. Eigentlich wollte sie Automobilkauffrau werden. Jetzt ist sie froh, dass sie nach dem ersten Lehrjahr vom Schreibtisch in die Werkstatt gewechselt ist. (mz)
Infos zu teilnehmenden Betrieben unter www.girls-day.de