Handel Handel: Boulevard verliert an Attraktivität

halle/MZ - Die Fußgängerzone in der Leipziger Straße und der Marktplatz sind Halles Top-Lagen. Aber nicht für alle Händler ist dieser Standort wirtschaftlich attraktiv. Während in diesem Jahr das Wöhrl-Kaufhaus am Markt und die Filiale der Schuh-Kette Görtz am Boulevard geschlossen wurden, haben zuvor seit der Jahrtausendwende bereits mehrere namhafte Ketten oder langansässige Geschäfte die 1-A-Lagen verlassen. Zwar sind immer wieder neue Anbieter nachgerückt. Aber ob sie die Lücken qualitativ schließen konnten?
So sind überregional bekannte Marken wie Salamander und Leiser (Schuhe), Pizza-Hut, Arko (Süßwaren,) Tally Weijl und Mister & Lady Jeans (beide Bekleidung) und das Mischwaren-Kaufhaus Woolworth nicht mehr auf der Flaniermeile vertreten (siehe Grafik). Unter anderem zog sich 2009 auch der Modeanbieter GDM-Fashion zurück. In das Ladengeschäft am unteren Boulevard ist jedoch mit Gerry Weber erneut ein Anbieter höherwertiger Mode eingezogen.
Kaufkraft fehlt
Verabschiedet haben sich in den vergangenen Jahren ebenso mittelständische Händler, die sich zum Teil über Jahre in Halle einen Namen gemacht hatten: So mussten 2002 das Café Fritze gegenüber der Ulrichskirche, etwa 2007 die Parfümerie „Annelie“ der Eheleute Adebahr, 2009 das Uhren- und Schmuckgeschäft Patschke und 2010 die Jeans-Boutique „El Dorado“ aufgeben. In die frei gewordenen Läden sind teilweise Anbieter eingezogen, die aus Sicht vieler Hallenser dem Image der City nicht zuträglich sind: Billigwarenhändler und - wie im Fall des Café Fritze - Telefonshops. Letztere sind am unteren Boulevard inzwischen neun Mal vertreten und prägen das Bild der Flaniermeile.
Laut Martin Stutzer vom Netzwerk 3 A-Makler fehlt es in Halle an Kaufkraft. Und das mache nicht nur Händlern und Vermietern am oberen Boulevard zu schaffen, wo Stutzer mehrere Objekte betreut. Der Bereich gilt seit langem wegen zahlreicher Billiganbieter und wegen Leerstands als Sorgenkind. Auch die untere Leipziger Straße sei für die Handelsketten nur bedingt attraktiv. „Die Filialisten wollen immer dichter an den Markt. Dort gibt es aber nicht genug große Ladenflächen“, so Stutzer. Hinzu komme die Konkurrenz durch die Innenstadt von Leipzig und das Einkaufszentrum Nova Eventis.