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Handball Handball: Häuflein Unentwegter hält die Fahne hoch

Von PETRA SZAG 18.10.2010, 19:20

Halle (Saale)/MZ. - Ein Häuflein Unentwegter hält derzeit Union Halle-Neustadt in der zweiten Bundesliga im Spiel. Beim letzten Einsatz am Samstag in Wolfsburg wirbelten gerade einmal sechs Spielerinnen übers Parkett, hielten hinten alles dicht und hauten vorn die Bälle in die gegnerischen Maschen. Der am Ende deutliche 34:29-Auswärtserfolg des nunmehrigen Tabellendritten war vor allem der Verdienst einer hervorragenden Kondition der Hallenserinnen sowie einer erstaunlichen mentalen Stärke. Das eine ist die Folge des anderen.

"Die Mädchen wissen um ihre gute körperliche Verfassung. Sie haben keine Angst davor, 60 Minuten durchspielen zu müssen und haben dadurch größere geistige Ressourcen, um sich auf das Spiel zu konzentrieren", nennt Trainer Arne Kühr das große Plus seiner kleinen Mannschaft. Die Nerven scheinen aus Drahtseilen, das Selbstbewusstsein unerschütterlich. Für Kühr ist das gar nicht so erstaunlich. "Wir ernten jetzt die Früchte unserer Arbeit der letzten Jahre. Die jungen Mädchen haben viel dazugelernt und sind jetzt stabiler", sagt Halles Trainer.

Dennoch weiß auch Kühr, dass die Personaldecke beängstigend dünn ist. Der zu Beginn der Saison ohnehin schon kleine Kader von nur 14 Spielerinnen ist schon jetzt arg dezimiert. Debby Aubrecht muss wegen einer chronischen Herzmuskelentzündung das Trikot für immer ausziehen, und Kathrin Lucka steht nach epileptischen Anfällen vor einer langen Pause.

Neuzugang Monic Burde musste nach überstandener Bänderdehnung im Fuß nun wegen einer Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung die weiße Flagge hissen. Und auch Peggy Hesse wurde durch dicke Mandeln außer Gefecht gesetzt. Ob die beiden beim nächsten Punktspiel am Sonntag wieder mit von der Partie sind, ist noch ungewiss. "Bei Hesse stehen die Chancen 50:50, bei Burde rechne ich zu 70, vielleicht 80 Prozent mit der Rückkehr", sagt Kühr.

Die Frage nach möglichen Alternativen beantwortet er mit einem erstaunlich ruhigen: "Die gibt es nicht." Kührs Gelassenheit ist leicht erklärt. Schließlich hat der Coach schon vor der Saison gewusst, auf welch ein Vabanque-Spiel er sich da einlässt. Talente aus der eigenen zweiten Reihe bieten sich derzeit nicht an. "Die Qualität der Spielerinnen reicht einfach nicht aus", sagt Kühr. "Die, die jetzt bei der Ersten Einsatzzeiten bekommen hätten, haben uns mit dem Rückzug unserer Zweiten in die Mitteldeutsche Liga im Sommer verlassen", sagt Kühr und denkt da an Isa-Sophia Rösicke, Anne Voigt oder Thea Schwarz.

Auch die Kooperation mit Leipzig bringt im Augenblick keine Verstärkung. Denn durch die Dreifachbelastung des Meisters mit Champions League, erster Bundesliga und Pokal muss der Partnerverein mit seinen Kräften haushalten und kann keine Spielerin mit Doppelspielrecht entbehren. "Vielleicht", so Halles Coach, "unterstützen uns ab Anfang Dezember Loraine Hellriegel oder Jessica Schulze". Wenn die erste Liga während der EM pausiert, wäre Juniorennationalspielerin Schulze möglicherweise abkömmlich. Und die Ex-Hallenserin Hellriegel könnte dann ihre Knieverletzung auskuriert haben.

Erst einmal muss Kühr also mit den Spielerinnen auskommen, die er hat. Nur gut, dass am Sonntag mit dem derzeit Vorletzten Linfort ein Gegner kommt, der die Unionerinnen nicht vor eine unlösbare Aufgabe stellt. "Auch der Aufsteiger hat Besetzungssorgen. Trotzdem ist er kein Kanonenfutter und wird uns die Punkte nicht kampflos überlassen. Das ist kein Null-Acht-Fünfzehn-Spiel", warnt Kühr.