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Hallesche Unternehmer in Kuba Hallesche Unternehmer in Kuba: Langer Atem ist nötig

Von Peter Godazgar 14.01.2016, 08:20
Zurück aus Kuba: Stephan Gruber, Jochen Zill und Andreas Keilberg (von links) nach der Landung in Berlin, im Hintergrund die Regierungsmaschine.
Zurück aus Kuba: Stephan Gruber, Jochen Zill und Andreas Keilberg (von links) nach der Landung in Berlin, im Hintergrund die Regierungsmaschine. privat Lizenz

Halle (Saale)/Havanna - Das Wetter war perfekt. Sonne, 28 Grad, leichter Wind. Herrlich.

Schade nur, dass die Reisenden so gut wie nichts davon mitbekommen konnten. Denn sie waren ja nicht als Urlauber vor Ort, sondern Teil einer ganz besonderen Reisegruppe, angeführt von keinem Geringeren als Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Ihr Ziel: die kubanische Hauptstadt Havanna.

Mit einer rund 100-köpfigen Delegation, darunter 60 Wirtschaftsleute aus ganz Deutschland, flog Gabriel in der vergangenen Woche zu einem Kurztrip in die Karibik. Mit an Bord der Regierungsmaschine waren Vertreter gleich dreier hallescher Unternehmen: Jochen Zill vom Farbenhersteller Novatic, Stephan Gruber vom IT-Beratungsunternehmen NetCon und Andreas Keilberg vom Silo-Anlagenbauer Umtec. Doch statt durch Havannas berühmte Altstadt zu schlendern, saßen sie quasi ununterbrochen in Vortrags- und Gesprächsrunden im „Hotel Nacional de Cuba“, dem ersten Haus am Platze.

Es sind dicke Bretter

Während Umtec im vergangenen November erstmals Gast bei Kubas größter Industriemesse war, engagieren sich NetCon und Novatic schon seit Längerem in Kuba - Novatic seit drei Jahren, NetCon sogar schon seit fünf. Zill und Gruber wissen daher: Es sind dicke Bretter, die in dem Inselstaat zu bohren sind. Man müsse bereit sein, sich langfristig zu engagieren, sagt Novatic-Geschäftsführer Zill. Und Stephan Gruber ergänzt: „Aber wenn man es geschafft hat, sind auch großvolumige Geschäfte möglich.“

Zur Delegation gehörten zwar auch Vertreter von Großfirmen wie Siemens und Volkswagen. Das Besondere an Kuba ist jedoch aus Sicht der Hallenser: Der Markt dort ist für die richtig großen Unternehmen eigentlich zu klein. So bieten sich Chancen für den Mittelstand. Zumal der bekanntlich das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Dieses Mantra predigte auch Minister Gabriel ein ums andere Mal.

Das Problem sind und bleiben indes die zentralistischen Strukturen in Kuba. „Dadurch verzögert sich vieles“, sagt Zill. Dennoch sei es wichtig, bereits jetzt Kontakte herzustellen, ergänzt Andreas Keilberg von Umtec, der im Übrigen die hochprofessionelle Organisation der Reise lobt. Seine Kollegen stimmen ihm zu. Ebenfalls positiv: Auf dem Hinflug hatte Gabriel nach und nach alle Firmenvertreter zum Gespräch gebeten, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. Gegenüber den kubanischen Gesprächspartnern seien diese Punkte dann auch sämtlich deutlich angesprochen worden.

Und wo drückt er, der Schuh? In erster Linie ist es die Bürokratie, die Investoren das Leben schwer macht. Nicht nur ausländischen übrigens. Absurd: Kubanische Firmen dürfen ihre Mitarbeiter nicht selbst aussuchen, sondern bekommen sie von staatlicher Seite zugeteilt. Zweiter Punkt: Es ist höchste Eisenbahn, denn Unternehmer aus anderen Ländern sind natürlich ebenfalls aktiv.

„Gemeinsam sind wir stark“

Getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ hat NetCon-Vorstand Stephan Gruber daher Ende vergangenen Jahres die „Casa Alemania“ gegründet, unter deren Dach sich ostdeutsche Firmen versammeln und gemeinsam auftreten wollen.

Bleibt die Frage: Wie kommt man eigentlich in den Genuss, an so einer Reise teilnehmen zu dürfen. Einfache Antwort: Man muss sich schlicht bewerben. Kostenlos ist das Ganze freilich nicht. Jedes Unternehmen wird an den Kosten beteiligt. Ob sich die Investition gelohnt hat, wird die Zukunft zeigen.

Sigmar Gabriel (links) und der kubanischer Außenhandelsminister
Sigmar Gabriel (links) und der kubanischer Außenhandelsminister
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