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Halle Halle: Zurück auf den Chefsessel

Von SILVIA ZÖLLER 03.11.2011, 19:51

Halle (Saale)/MZ. - Sie musste damals in einen kleineren Raum umziehen, eine Sekretärin hat sie seit diesem Zeitpunkt auch nicht mehr. "Das war für mich eine Degradierung", so die Klägerin. Donnerstag war erfolgreich für die Frau: Ein Vergleich endete damit, dass sie ab sofort als Amtsleiterin hochgestuft und ihr wieder eine Sekretärin zugeordnet wird.

Die Umsetzung hatte für die Angestellte erhebliche Veränderungen gebracht. Statt der Leitung des Finanzservices mit insgesamt 130 unterstellten Mitarbeitern sollte sie die Umstellung des städtischen Haushalts auf die doppelte Buchführung ("Doppik") auf den Weg bringen. Und zwar als Stabsstellenleiterin mit zwei Mitarbeitern - allerdings bei gleichem Gehalt.

Auch wenn der neue Job im Rathaus bis Ende 2011 begrenzt sein sollte und danach die Rückkehr als Amtsleiterin feststand, so hatte die Frau große Bedenken. "Es ist schwierig, die Autorität zurück zu erlangen, wenn man ohne Grund degradiert wird. Es sieht aus, als ob man abgestraft wird", zitierte Arbeitsgerichtspräsidentin Bettina Meyer-Bockenkamp die Akten.

Die Stimmung im Verhandlungssaal war Donnerstag ohnehin auf dem Nullpunkt: Trotz Anordnung des Gerichts waren weder Finanzdezernent Egbert Geier noch Oberbürgermeisterin Szabados wegen anderer Termine erschienen, sondern hatten Vertreter geschickt. "Das Gericht fühlt sich hier vorgeführt", ärgerte sich Meyer-Bockenkamp. Stadtsprecher Steffen Drenkelfuß wiegelt auf MZ-Anfrage ab: "Auch in anderen Arbeitsrechtsprozessen sind Vertretungen eine übliche Vorgangsweise."

Aber auch die Stadt fühlt sich durch den Prozess in die falsche Ecke gestellt. Nicht als Degradierung, sondern gerade als Ehre sei es anzusehen, dass die 44-Jährige mit der Einführung des Doppik-Verfahrens beauftragt worden sei. Weil sie dies bereits bei der Stadtverwaltung Wolfsburg erfolgreich eingeführt habe, sei sie eingestellt worden - als einzige im Rathaus verfüge sie über dieses Fachwissen. "Hier gibt es einen Unterschied in der Wahrnehmung der Klägerin und der Absicht der Stadt", so Personalchefin Jane Unger in der Verhandlung.

Rechtsanwalt Wolfgang Kleine, früherer Regierungspräsident in Halle, warf der Stadtverwaltung eklatante Fehler in der Personalführung vor: "Gerade wenn meine Mandantin die einzige ist, die sich mit Doppik auskennt, würde ich mit Engelszungen mit ihr reden." Und auch das Ausbleiben von Geier und Szabados "unter fadenscheinigen Gründen" bezeichnete er als "unglaublich" - so gehe man nicht mit einem Gericht um.