Halle Halle: Turn-Ass Matthias Fahrig wurde operiert

Halle (Saale) - Matthias Fahrig ist von Haus aus neugierig. Das Innenleben seines arg strapazierten Knies einmal in Augenschein nehmen zu können, das wäre für Halles Turn-Ass sicher reizvoll gewesen. Doch die Chance hatte er am Donnerstagvormittag in der Sportklinik am Weidenplan nicht. Zuzuschauen war ihm bei dem kleinen operativen Eingriff an seinem rechtem Außenmeniskus nicht vergönnt. „Keine örtliche Betäubung. Es gab eine Vollnarkose“, berichtet der 29-Jährige. „Der Doc hat angefangen, mir irgendwas zu erzählen und dann war ich auch gleich im Reich der Träume.“
EM-Sprung war Auslöser
Von Niedergeschlagenheit ist trotzdem keine Spur. Selbst eine außerplanmäßige Operation mitten in der Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt kann Fahrig nicht erschüttern. Aus gutem Grund: „Die WM im Oktober in Glasgow gerät dadurch nicht in Gefahr“, versichert der Hallenser. Der Trainingsausfall hält sich in Grenzen. Schon in zwei Wochen hofft er wieder in die Turnhalle zu sein.
Seine Schokoladen-Disziplinen Sprung und Boden stehen dann allerdings nicht gleich auf dem Plan. Denn dort werden die Knie extrem belastet. „Aber diese beiden Geräte sind ja auch nicht meine Baustellen. Ich werde mich dafür mehr auf Reck, Ringe, Pauschenpferd und Barren konzentrieren“, verrät Halles Olympiahoffnung. Die Not zur Tugend machen, nennt man das.
Eingehandelt hat er sich die Verletzung schon vor acht Wochen. Auf geradezu bizarre Art und Weise bei der EM in Montpellier. Fahrig stand im Sprungfinale. Doch nach der offiziellen Eröffnungszeremonie war er noch gar nicht an seinem Gerät angelangt, da hatten die Kampfrichter schon die Uhr in Gang gesetzt - und brachten Fahrig um die Konzentrationsphase. Denn jedem Turner stehen maximal 30 Sekunden Vorbereitungszeit zu. Wer überzieht, dem droht eine Disqualifikation.
Also sputete sich Fahrig mit seinem Doppelsalto vorwärts mit halber Schraube - und landete unglücklich. Dabei zog er sich, wie sich später herausstellte, einen Anriss des Außenmeniskus im rechten Knie zu.
MRT bringt Klarheit
Anfangs tat Fahrig die Schmerzen noch als Muskelkater ab. „Es hatte im Oberschenkelansatz gestochen.“ Mit Dehnungsübungen und Physiotherapie wollte er das Problem lösen - vergebens. Erst eine MRT-Untersuchung mit Spezialaufnahmen in der Röhre brachten vor ein paar Tagen das tatsächliche Ausmaß der Verletzung zutage. Danach ging alles schnell.
Am Donnerstag lag der SV-Athlet bei Kay Brehme in der Sportklinik auf dem OP-Tisch. Der Mediziner betreut Fahrig schon seit Jahren. „Er hat die betroffene Stelle praktisch ausgefräst“, erklärt der Turner das Verfahren. Was den Heilungsprozess beschleunigen könnte: Es musste nichts geflickt werden.
In den nächsten Tagen wird Fahrig sich schonen. Angesichts der vielen Wettkämpfe im ersten Halbjahr ist das sicher nicht nur gut für das lädierte Knie. Bis im September die verbandsinterne WM-Qualifikation ansteht, gilt es dann den Ausfall zu kompensieren. Denn das Championat ab 23. Oktober in Schottland ist für den SV-Turner ein Muss. Schließlich hatte er schon im vergangenen Jahr die WM wegen einer Fußverletzung verpasst. (mz)