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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Alles in Farbe

Von KORNELIA PRIVENAU 05.08.2011, 18:30

WETTIN/MZ. - Sie leben unmittelbar an der Saale, die Jahns. Vater Gerd und Mutter Hannelore in dem einen, Sohn Birk, Schwiegertochter Annika und Nesthäkchen Arvid, ganze zweieinhalb Jahre alt, in dem anderen Haus. Sie haben Glück, wenn Hochwasser ist, "nippt der Fluss" höchstens mal an ihren Stufen. "Wir liegen günstig", sagen sie.

Die Jahns sind eine Maler-Familie. Ihre Firma hat in dieser Woche das 20-jährige Bestehen gefeiert. Zu träumen gewagt hat Gerd Jahn (62) das nicht - eine eigene Firma zu haben. "Aber ich wurde nach der Wende arbeitslos und wollte das auf keinen Fall bleiben", erzählt der Senior-Chef. Durch sein Hobby, die Zucht von Jagdhunden, lernte er eine Maler-Familie aus Hessen kennen. Manfred Seibert und Sohn Jürgen. "Beide haben mich nicht nur ermutigt, in die Selbstständigkeit zu gehen, sie halfen mir dabei, wo es nur ging", sagt Gerd Jahn.

Jürgen Seibert arbeitete auch in der jungen Firma Jahn, um dem Meister die ersten Schritte zu erleichtern. Neben vielen guten Tipps unterstützten Seiberts auch mit Geräten und Material. "Wir sind nicht nur dankbar, es hat sich mit der Zeit eine gute Freundschaft entwickelt", sagt Hannelore Jahn, die im Familienbetrieb auf die Finanzen schaut - als Buchhalterin.

Bei Gründung der Firma lernte Sohn Birk noch am Gymnasium in Wettin, das über einen Kunstzweig verfügt. Nützlich sei das gewesen, sagt der junge Mann und für ihn stand außer Frage, welchen Beruf er ergreifen wird. Lernen beim Vater, Meisterstudium mit Begabtenförderung als zweitbester Lehrling des Landes Sachsen-Anhalt und schließlich Einstieg in den Betrieb, das waren seine Stationen. Sein ehrgeiziges Ziel habe er nie aus den Augen gelassen, so der junge Mann.

Inzwischen hat er selbst eine Familie gegründet. Ehefrau Annika ist Grundschullehrerin. Und Söhnchen Arvid, so sagen die Eltern übereinstimmend, wird wohl mal irgendetwas mit Farbe zu tun haben. Zum Beweis zeigen sie das Geburtstagalbum für Opa Gerd. Hier gibt es ein Bild, auf dem der Filius Malerpinsel umklammert, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt.

Für Gerd und Birk Jahn hat sich inzwischen ein spannendes Betätigungsfeld aufgetan, wie beide begeistert erzählen. Die Firma mit den zwei Meistern ist im Laufe der Zeit um drei Gesellen gewachsen. In 20 Jahren haben die Jahns außerdem neun Lehrlinge ausgebildet. Ein Beleg dafür, dass die beiden Meister jungen Leuten eine Chance geben wollen und die Aufträge nicht rar sind.

Immer wieder eine Herausforderung sind denkmalgeschützte Gebäude wie die Kirche in Schlettau oder ein ebenfalls geschütztes attraktives Wohnhaus in Bernburg. Bevor hier der Pinsel angesetzt wird, machen die Jahns Fotos, analysieren die Originalfarben und fertigen Schablonen für alle möglichen Muster und Dekorationen an. Nicht selten klettert der lütte Arvid in seiner weißen Maler-Latzhose auf den Stuhl und schaut Papa und Opa zu. Wer weiß, vielleicht wächst hier schon die nächste Generation der Firma heran.