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Sind tausende Knöllchen falsch? Halle (Saale): Stadt schaltet fehlerhaften Blitzer ab

Von Oliver Müller-Lorey 06.07.2017, 08:22
Mindestens einer der beiden modernen Blitzer am Rennbahnkreuz auf der Magistrale in Halle soll falsch messen.
Mindestens einer der beiden modernen Blitzer am Rennbahnkreuz auf der Magistrale in Halle soll falsch messen. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Die Stadt hat am Mittwoch den fehlerhaft aufgestellten Blitzer an der Magistrale abgeschaltet. Das teilte Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit, auf Anfrage der MZ mit. Noch am Vormittag wurden Autofahrer, die zu schnell waren, geblitzt. Doch „die Anlage wurde gegen 13 Uhr außer Betrieb genommen“, so Teschner. Das gilt auch für den Tempomesser auf der Gegenfahrbahn in Richtung Neustadt.

Blitzer an der Magistrale in Halle (Saale) misst falsch: Autofahrerin war wegen Bußgeldbescheid vor Gericht gezogen

Das Amtsgericht Halle hatte Ende Juni ein Bußgeldverfahren gegen eine Autofahrerin eingestellt, weil ein Bauteil zu hoch angebracht und die Messung damit ungültig war. Möglicherweise kommen Autofahrer, die ihr Bußgeld noch nicht bezahlt haben, um die Strafe herum - ungeachtet der Tatsache, ob die Panne wirklich zu Messfehlern führte.

Blitzer an der Magistrale in Halle (Saale) misst falsch: Wusste Hersteller vom Mangel?

Unterdessen wurde bekannt, dass der Hersteller des Blitzers schon lange gewusst haben soll, dass das Gerät fehlerhaft aufgestellt worden war. Das sagt zumindest Mario Näumayr, der im Auftrag der „SOS Verkehrsrecht Rechtsanwälte Berlin“ erfolgreich für die Einstellung des Verfahrens gegen die Geblitzte kämpfte. „Der Hersteller sagt, ihm sei der Sachverhalt bekannt“, so der Anwalt.

Die Stadt geht mit Hilfe der „Super-Blitzer“ bereits seit 2014 auf die Jagd nach Temposündern. Mehr als 30.000 Autofahrer haben schon ein unliebsames Schwarz-Weiß-Foto erhalten.

Beim thüringischen Hersteller der Anlagen, Jenoptik, will man den Vorwurf, schon lange von der fehlerhaften Aufstellung gewusst zu haben, weder bestätigen noch dementieren. „Derzeit liegen uns weder die Urteilsbegründung noch das Gutachten vor, und auch eine interne Prüfung des Sachverhalts ist noch nicht abgeschlossen“, sagte eine Firmen-Sprecherin. Die Frage, ob dem Hersteller der Mangel bekannt war, könne deshalb nicht beantwortet werden.

CDU-Stadtrat und Vorsitzenden des Ordnungsausschusses, Andreas Scholtyssek, zeigte sich wütend über die Panne, die die Stadt möglicherweise viel Geld kostet: „Das ist unglaublich dilettantisch. In der Stadtverwaltung arbeiten viele sehr gut bezahlte Leute und trotzdem ist es anscheinend nicht möglich, ein Blitzgerät regelkonform zu installieren.“ (mz)