Halle Halle: «Rock statt Krieg»
Halle (Saale)/MZ. - Neun Monate sind vergangen, aber der Schmerz ist nicht kleiner geworden. Vor neun Monaten starb Florian Pauli aus Halle, er wurde getötet im Alter von 26 Jahren bei einem Anschlag in der nordafghanischen Provinz Baghlan - am Freitagabend war die Erinnerung an den jungen Mann bei vielen Freunden und Verwandten noch einmal ganz besonders lebendig.
"Rock statt Krieg" - so war die Veranstaltung in der Schorre überschrieben. Kein Partymotto solle das sein, schrieben die Organisatoren in der Ankündigung. Die Freunde und Organisatoren, sie gingen verständlicherweise mit sehr gemischten Gefühlen in den Abend: "Es tut unwahrscheinlich weh, aber ich bin auch unheimlich stolz auf Florians Freunde", sagte etwa Leona Meier, Florian Paulis beste Freundin.
Per Bus angereist waren auch Bundeswehrsoldaten aus dem niedersächsischen Seedorf, wo Florian Pauli stationiert war. Und auch die Eltern des Toten sowie einige Verwandte waren gekommen - natürlich ebenfalls hin- und hergerissen zwischen grenzenloser Trauer und Stolz auf das, was die Freunde da auf die Beine gestellt hatten. "Das ist wirklich toll", sagte Florians Mutter, Kathrin Pauli, die wie viele andere ein schwarzes T-Shirt mit einem Porträt-Foto ihres Sohns trug. Darüber das Wort "Unvergessen".
Die Idee zu dem Benefizkonzert - der Erlös fließt ans Soldatenhilfswerk und an Florian Paulis kleinen Sohn - kam den Freunden schon kurz nach Florians Tod. Die Organisation erwies sich dann aber als weitaus schwieriger. Auch Anfeindungen habe man aushalten müssen, erzählt der 30-jährige Martin Stein und schüttelt den Kopf: "Manche hielten uns sogar für Nazis, weil wir ein Konzert für einen Soldaten organisieren wollten." Es gehe ihnen aber nicht um eine politische Aussage, sondern allein darum, den Menschen und Freund Florian zu ehren.
Mitorganisator Stein stand als Gitarrist der Band "Immortal Enemies" am Freitagabend ebenso auf der Bühne wie "City Cracks Down" (ebenfalls aus Halle), Zadok aus Stendal und Mandados Del Cielo aus Perleberg. Sie alle verzichteten auf die Gage. Die Musik: durchgehend laut, hart, schnell. Es war die Musik, die Florian mochte.
Was den Organisatoren auch wichtig war: Solidarität zeigen mit den Soldaten. "Flo hat für eine gute Sache eingestanden", sagte Leona Meier. Tatsächlich hatte er an jenem 7. Oktober vergangenen Jahres nur helfen wollen. Der Oberfeldwebel stieg als einziger seiner Kameraden aus dem Auto, um einem vermeintlich verletzten Bauern zu helfen, der am staubigen Straßenrand kauerte. Eine Falle - der Mann sprengte sich in die Luft.
Florian Pauli war der 44. deutsche Soldat, der in Afghanistan ums Leben kam. Inzwischen ist die Zahl der Toten auf 52 gestiegen.