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Halle Halle: Lebende Schaufensterpuppen stehen im Donut-Himmel

Von MICHAEL FALGOWSKI 02.09.2010, 16:36

HALLE/MZ. - Damit ist der stark sanierungsbedürftige Traditionsgasthof in der Rannischen Straße, der inzwischen Ateliers beherbergt, nach vielen Jahren des Verfalls endlich auch wieder für die Öffentlichkeit nutzbar.

"Bei einer Tasse Kaffee kann man dann auch mit den Künstlern ins Gespräch kommen, die hier arbeiten und ausstellen", sagt Stephan Schirrmeister. Der Mann an der neuen Espresso-Maschine ist Chef des Vereins "HausHalten Halle", der die Goldene Rose fünf Jahre zum Betriebskostenpreis nutzen darf. Damit wird eines der bekanntesten Gebäude Halles erhalten.

Künstlerhaus wird schon genutzt

Noch stehen Farbeimer im Flur. "Wir haben noch einiges zu tun. Es dauert. Schließlich machen wir alles selbst. Und kosten darf es auch nicht viel", so Schirrmeister. Im nächsten Jahr wollen die Künstler den Garten hinter dem Haus urbar machen, der Eigentümer hat dafür Geld zur Verfügung gestellt. Doch schon jetzt nimmt die Goldene Rose wieder am Leben in der Stadt teil: Im großen Raum der ersten Etage finden wöchentlich zehn Veranstaltungen wie Thai-Chi-Kurse statt. Bedauerlich: Im historischen Bohlenzimmer dürfen sich die Bewohner wegen der Luftbelastung durch alte giftige Holzschutzmittel nicht lange aufhalten.

Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) ist begeistert: "Wir haben die Hochschule für Design in Halle. Das müssen wir noch viel stärker herausstellen und nutzen", sagt sie beim Besuch in dem Künstlerhaus mit zwölf Ateliers. Die Goldene Rose war am Donnerstag Station des OB-Rundgangs durch die hallesche Innenstadt, in der neben der Goldenen Rose inzwischen auch sechs Läden durch Künstler und Kunsthandwerker "besetzt" sind. Überall ist "mietfrei" der entscheidende Punkt, denn die Burg in Halle macht den Berufsstart junger Kreativer auch schwer - durch die Hochschule ist die Konkurrenz in der Stadt besonders groß. Die kostenlose Gelegenheit, sich zu präsentieren, soll ihnen den Start erleichtern. Und von der kreativen Zwischennutzung der leeren Läden hätten alle etwas, die Künstler, das Stadtbild und auch die Eigentümer, sagt Szabados. "Das ist echte Wirtschaftsförderung."

Nur Lösung auf Zeit

Und die wird vor allem am oberen Boulevard praktiziert: Fünf derart mehr oder weniger belebte Schaufenster gibt es dort derzeit. Zum Beispiel in der Hausnummer 33. "Donut Heaven" steht dort. Doch schon seit rund einem Jahr sind die Schmalzkringel-Variationen in den Himmel der gescheiterten Geschäftsmodelle aufgefahren - wie viele andere in der oberen Leipziger Straße, wo mitunter Ramsch-Läden mit dunklen Schaufenstern wechseln. Nun hat der Donut-Heaven neue Mieter. Ivonne Reichardt ist eingezogen, eigentlich Drehbuchautorin und Regisseurin. Sie hat einen kühnen Plan: "Ich lasse lebendige Schaufensterpuppen auftreten, oder auch Schuhe putzen. Die Akteure können auch gemietet werden." Nebenan präsentiert Cornelia Papendick ihr Label "Betonkind". Die Mediendesignerin malt, bedruckt T-Shirts und schreibt im Internet. Allerdings kann es mit dem eigenen Geschäftsraum schnell vorbei sein. Papendick musste schon einmal ihren "Krempel" zusammenpacken - ein vietnamesischer Händler interessierte sich für den Laden.