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Halle Halle: Landeanflug auf «Halle»

Von MICHAEL FALGOWSKI 01.02.2012, 19:43

Halle (Saale)/MZ. - "Sehr geehrte Fluggäste. In wenigen Minuten landen wir in Leipzig / Halle", pflegt Martin Bauersfeld anzusagen. Der Air-Berlin-Pilot kündigt im Landeanflug den Airport in Schkeuditz stets ganz korrekt an. "Das Halle im Namen gehört nun mal dazu." Das ist praktisch Ehrensache für ihn: Bauersfeld wohnt in Halle, für die CDU sitzt er im Stadtrat und fliegt für Air Berlin. Er weiß aber: "Viele Piloten kürzen die Doppelnamen von Flugplätzen aus reiner Bequemlichkeit gerne ab."

Nicht nur die. Anfang November vergangenen Jahres berichtete die Mitteldeutsche Zeitung darüber, dass an den Anzeigetafeln in vielen Terminals Europas, in Rom, London-Stansted und Paris, der Mitteldeutsche Flughafen oft nur unter "Leipzig" firmiert - "Halle" wird unterschlagen. Damit aber geht der Stadt eine kostenlose und tatsächlich überregionale Werbung verloren. Was ärgerlich ist, schließlich hat die Kommune seit 1991 immerhin 44 Millionen Euro für den Ausbau ihres Airports Leipzig / Halle gezahlt.

Nun regt sich Widerstand. Für "Halle" macht sich auch Sachsen-Anhalt stark. Laut Protokoll der letzten Aufsichtsratssitzung der Flughafen Leipzig / Halle GmbH hat Bernhard Hintzen, Ministerialrat im Magdeburger Verkehrsministerium, verlangt, in der Kommunikation nach außen möglichst immer die Bezeichnung Leipzig / Halle zu verwenden. Das bestätigt Ministeriumssprecher Harald Kreibich: "Uns ist wichtig, dass Halle korrekt bezeichnet wird. Salopp gesagt: Wer die Kapelle bezahlt, der kann auch die Musik auswählen." Das Land ist immerhin mit teuren 18,54 Prozent an der Mitteldeutschen Airport Holding beteiligt, zu der der Flughafen in Schkeuditz gehört. Der Airport selbst indes entspricht dem Wunsch seines Gesellschafters. "Geschäftsführer Dierk Näther wird Briefe an unsere Partner, also Flughäfen und Airlines, schicken und um die Verwendung des vollständigen Namens bitten", sagt Holding-Sprecher Uwe Schuhart.

Das dürfte Wolfgang Marsch besonders gerne lesen. Schon seit Jahren ärgert es den Direktor der Universitäts-Hautklinik Halle, dass "weder auf den Anzeigetafeln, noch zumeist verbal im Flugzeug selbst die korrekte Destination Leipzig / Halle genant wird". Professor Marsch ist beruflich oft in Paris. "Am Flughafen Charles-de-Gaulle wird man immer nur mit ,Libzisch‘ konfrontiert." In einem freundlichen, ganz von seiner offenbaren Begeisterung für Halle getragenen Brief hat er sich an Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) gewandt. Er sei fest davon überzeugt, dass die seit Jahren inkorrekte Bezeichnung nur darauf beruhe, dass das bloß noch nie jemand reklamiert habe." Denn dies müsse doch leicht zu korrigieren sein. Und den Beweis hat Marsch zuletzt in der Pariser Abflughalle erbracht: "Da steht oben nur Leipzig angeschrieben, unten aber Bale-Mulhouse, also auch ein Flughafen, der von zwei Ländern betrieben wird."

Auch Halles Stadtverwaltung will nun reklamieren. Der Baubeigeordnete Uwe Stäglin, der für die Kommune im Aufsichtsrat sitzt, wird auf die korrekte Verwendung des Namens mit "Halle" hinweisen, so Stadtsprecher Steffen Drenkelfuß. Bei seiner Eröffnung im Jahr 1927 hieß der Flugplatz in Schkeuditz, das damals wie Halle zu Preußen gehörte, übrigens noch "Flughafen Halle-Leipzig". Heute, weiß auch Pilot Martin Bauersfeld, ist das "Halle" beinahe aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Nicht nur in den europäischen Abflughallen. Ob aber Briefe daran etwas ändern? Das scheint unwahrscheinlich. Denn der "Three Letter Code", die internationale Kennung für den Flughafen lautet "LEJ". Man habe schon vor der Wiedervereinigung unter diesem Code firmiert, wie Sprecher Uwe Schuhart sagt. Und "LEJ" stehe nun mal auch akustisch eher für Leipzig. So steht zu befürchten, dass Halle immer wieder verschwindet. Denn, wie Piloten, dürften auch Airport-Mitarbeiter, die Anzeigetafeln beschreiben, zur Bequemlichkeit neigen.