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Halle Halle: Call-Center-Hochburg hält Ausschau nach Personal

Von MICHAEL DEUTSCH 03.12.2010, 19:40

Halle (Saale)/MZ. - Kein Anschluss unter dieser Nummer? Von wegen. Volkstümlich trägt Halle schon länger den Titel als Stadt der Quasselstrippen. Jetzt soll die Stellung als Hochburg der Telefondienstleister mit derzeit 52 Call-Centern sogar noch weiter ausgebaut werden. Petra Bratzke, Chefin der Arbeitsagentur Halle, sprach anlässlich der Call-Center-Börse von einem ungebremsten Wachstum.

"Derzeit sind 5 500 Menschen in halleschen Call-Centern beschäftigt", so Bratzke. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg von zehn Prozent, also 500 neuen Arbeitsplätzen. Und dem ist nicht genug. "Derzeit sind in Halle immer noch 350 Stellen in diesen Firmen unbesetzt", so die Agenturchefin. Demzufolge sei die Call-Centerbörse, die von der Jobagentur und der Arge veranstaltet wird, ein wichtiges Instrument, um Fachkräfte zu rekrutieren.

Zwölf der großen halleschen Telefondienstleister stellten sich dazu vor. Die Call-Center-Branche sieht sich im Wandel, auch vom Image her. Jan Kaltofen, der bei der Job-Agentur das operative Geschäft führt, sprach deutliche Worte: "Das Urteil, dass Call-Center-Agenten Lottoscheinverkäufer sind, ist überholt." Unseriöse Firmen hätten den Ruf beschädigt. "Auch Halle hatte seine schwarzen Schafe", betont Kaltofen, ohne jedoch Firmenamen zu nennen. Der Markt und der Gesetzgeber sorgten aber dafür, dass es weniger werden.

Zur Börse stellte neben vielen anderen auch Anja Bloß das Call-Center der Mitteldeutschen Zeitung "MZ Dialog" vor und erklärte die Aufgaben und Anforderungen an eine telefonische Kundenberaterin. Erst kürzlich seien drei neue Mitarbeiter eingestellt worden. Vor allem kaufmännisches Wissen und verkäuferisches Geschick sei gefragt, so die 34-Jährige, die vom Besucheransturm überrascht war.

Rund 150 Interessenten hätten gleich ihre Bewerbung vor Ort niedergeschrieben. Wie sehr die Firmen um Mitarbeiter ringen, betonte Melanie Selker von buw. 70 Stellen seien unbesetzt. "Die Tätigkeiten werden anspruchsvoller, nicht jeder Bewerber kann sie erfüllen". Neben der freundlichen Stimme und positiver Service-Einstellung spielte immer mehr die fachliche Eignung eine Rolle. PC-Kenntnisse, etwa zu Datenbankprogrammen, seien so eine Hürde.

"Wir wissen selbst nicht, ob wir überhaupt noch ein Call-Center sind", überraschte Michael Wohlfahrt, Geschäftsführer von der 3wPhone GmbH. Im Grunde habe er nicht die klassischen Call-Center-Agenten, sondern vielmehr Projektmanager bei sich sitzen. Diese würden Firmen im Bereich der Informationstechnologie (IT) beraten, also in einem Bereich, der deutlich über das Maß von PC-Anwendungskenntnissen hinausgeht. "Dafür brauche ich gestandene IT-Leute oder Informatiker".

Zusammengefasst: Die Ansprüche steigen. Und die Bezahlung? Bei dieser Frage kommt man doch etwas ins Strudeln. Laut Kaltofen könne man im Ausbildungsberuf der Fachkraft für Dialogmarketing mit etwa sieben Euro Stundenlohn rechnen. Lydia Rost von der Arge liegen Angebote von 1 350 Euro Brutto-Monatsverdienst vor. Dennoch sei die Latte nach oben offen. Michael Wohlfahrt vom IT-Center 3wPhone lächelt. Warum? Weil bei ihm doch ein bisschen mehr gezahlt werde, sagt er auf Nachfrage.