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Halle Halle: 2013 übernimmt eine Frau die Landsberger Brauerei

Von michael tempel 16.12.2012, 18:37

landsberg/MZ. - Bier ist ein Genuss! Aber der Biermarkt ist weiß Gott nicht immer etwas für Genießer. Seit 15 Jahren behauptet sich die kleine Brauerei in Landsberg in dieser Branche, in der der Konkurrenzdruck immer größer wird. Ab kommendem Jahr führt eine Frau den Familienbetrieb mit 30 Mitarbeitern: Die 29-jährige Jenny Thormann soll ihrem Vater Christoph (58) auf den Geschäftsführersessel folgen. Bei ihrem Start in der Funktion könnte sie einen Schub durch die Einführung eines neuartigen Getränks erhalten. Druide Miraculix möge verzeihen: Aber die Landsberger Brauer tüfteln zurzeit an einer Art Zaubertrank.

Die jüngste der drei Thormann-Töchter Jenny ist Diplomingenieurin für Brauerei- und Getränketechnologie. Seit Herbst 2011, nach Abschluss ihres Studiums in München, arbeitet sie im elterlichen Unternehmen. "Das ist schon eine große Herausforderung", sagt die junge Frau über ihre künftige Rolle. "Es ist nicht einfach auf diesem Markt." Neben ihrem Diplom hat die 29-Jährige noch etwas aus der Fremde mit nach Hause gebracht: ihren Freund Cem Schwarz. Der 37-jährige Berufskollege mit Doktortitel verstärkt seit Juli als Prokurist die Brauerei. In wenigen Tagen ist das Paar nicht mehr allein: Die künftige Brauereichefin erwartet ein Kind.

Bei Thormanns arbeitet die ganze Familie mit in der Brauerei, im angeschlossenen Restaurant "Brauerstube" und in der dazugehörigen Malzfabrik. Neben der Ehefrau des Seniors, Heidemarie (53, Veranstaltungsmanagerin), sind das auch die älteste Tochter Sandra (34, Braumeisterin) sowie die 31-jährige Claudia und deren Partner Oliver Abst. Beide Letztgenannten sind von Beruf Köche.

Hinter dem Unternehmen liegt ein gutes Geschäftsjahr. "Im Vergleich zu 2011 haben wir unseren Absatz von rund 30 000 Hektolitern Bier halten können", sagt Christoph Thormann. In Zeiten sinkenden Bierkonsums sei dies positiv. Entscheidend dafür ist, so der Senior, dass neben den fünf verschiedenen Biersorten unter dem Label "Landsberger" auch Gerstensaft mit anderen Markennamen produziert wird. So füllen die Landsberger unter anderem "Zeitzer Grottenbräu", "Merseburger Kellerbräu" sowie "Nordhäuser Premium Pils" und "Oschatzer Premium Pils" ab. Thormann: "Diese Markenvielfalt gibt uns Sicherheit." Um Brauerei und Malzfabrik zukunftsfähig zu halten, habe man zudem in den letzten beiden Jahren insgesamt rund zwei Millionen Euro in neue Technik investiert.

Außer der in Landsberg gibt es in Sachsen-Anhalt - Gasthausbrauereien nicht eingerechnet - nur noch vier weitere Brauereien. Branchenriese Hasseröder inbegriffen. Ab kommendem Jahr will das Thormann-Unternehmen nun mit einem nach eigenen Angaben völlig neuartigen Getränk punkten. "Es wird zwar auch in einem Gärprozess mit Gerste und Malz hergestellt, es soll aber alkoholfrei sein und gesundheitsfördernde Wirkung haben", verrät Cem Schwarz. Für den Geschmack und als Vitaminträger werde Sanddornsaft beigemischt. Einen Namen für den geheimnisvollen Trunk gibt es noch nicht.

Wenn Jenny Thormann Brauereichefin wird, lässt das aufhorchen: Laut Branchenverbänden werden von den 800 kleineren und mittleren Brauereien in Deutschland maximal sieben Prozent von Frauen geführt. Bei den 1 300 größeren Betrieben seien es zwei Prozent. "Vielleicht bringen Frauen manchmal noch mehr Charme bei der Präsentation und Vermarktung ihrer Biere mit, als dies Männer tun", sagt Roland Demleitner vom Verband Privater Brauereien.

Nach dem Stabwechsel will sich Thormann senior nicht komplett zurückziehen. "Ich werde mich dann um die technische Entwicklung und ums Energiesparen kümmern", sagt er.