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Günstiges Essen als Hilfe

Von HEIDI POHLE 10.11.2008, 20:53

HALLE/MZ. - Holt ein Stück Entenbrust aus dem Herd, noch eine Kelle Soße und etwas Petersilie über die Kartoffeln. Da wird schon nach den nächsten Portionen verlangt; es gibt noch Steak mit grünen Bohnen sowie Nudelsuppe.

Immer dienstags und donnerstags geht es in der Mittagszeit rund in der kleinen Küche der "Schöpf-Kelle" im Familienzentrum Silberhöhe. Die preiswerten Mahlzeiten - pro Portion 1,50 Euro -, sind gefragt. Seit drei Jahren gibt es den Mittagstisch. Etwa 45 Frauen und Männer finden sich mittlerweile ein, anfangs kamen rund 30.

Brigitte und Klaus-Dieter Richter gehören zu den Stammgästen. Beide sind arbeitslos. Für wenig Geld gut essen zu können und mal einen Schwatz zu machen, deshalb kommt das Ehepaar regelmäßig in die ehemalige Kita, wie Brigitte Richter sagt, während sie wie ihr Mann Nudelsuppe löffelt. Die Mahlzeiten und die Getränke werden den Gästen an großen runden Tischen serviert. Zum Beispiel von Heidrun Holke und Sabine Dettenbach.

Die Frauen versehen den Dienst beim Mittagstisch ebenso ehrenamtlich wie Hans-Jürgen Schiller, der Chef. Etwa vier bis sechs Helfer hat der 58-Jährige, um das Essen vor- und zuzubereiten, um zu putzen und abzuwaschen. Allerdings nicht nur zwei, sondern fünf Tage in der Woche, sonst sei die Arbeit nicht zu schaffen.

Die Einrichtung am Leben zu erhalten, werde dennoch immer schwieriger, erzählt er. Wurde der Mittagstisch noch 2007 durch die Hallesche Tafel versorgt, so ist diese Quelle inzwischen versiegt. Denn die Tafel kann kaum noch den eigenen Bedarf decken, weil immer weniger Lebensmittel gespendet werden. "Deshalb müssen wir nun selbst einkaufen", so Schiller. Zwar werde der größte Teil der Kosten über Einnahmen bestritten: "Doch rund 100 Euro brauchen wir Monat für Monat zusätzlich."

Spendengeld kommt unter anderem von der katholischen St. Mariengemeinde. Pfarrer Christoph Kunz hatte den Mittagstisch im Juni 2005 in der Gaststätte "Silva" ins Leben gerufen, ehe die "Schöpf-Kelle" zum Domizil wurde. Kunz ist regelmäßig bei jenen Menschen, die an den Rand der Gesellschaft geraten sind, wie er sagt. Denn oft verlangt nicht nur der Magen, sondern auch die Seele nach Nahrung. Zum Jubiläum hat er für jeden Gast eine gelbe Rose mitgebracht.

Darüber freut sich Gudrun Köster sehr. Die 69-Jährige hat erst vor etwa drei Wochen den Mittagstisch entdeckt. Er helfe ihr, mit der kleinen Rente von gut 600 Euro über die Runden zu kommen. Wie die anderen Gäste lobt sie die Kochkünste von Jens Kindel, der sich mit dem Chef am Herd abwechselt. Kindel ist gelernter Koch und arbeitslos. "Ich kenne viele Gäste und weiß aus eigenem Erleben, wie es ihnen geht", begründet er sein Engagement. Hans-Jürgen Schiller hat mal ausgerechnet, wie viele Portionen es in den bisherigen drei Jahren waren und ist auf 17 800 gekommen. "Darin stecken rund 55 640 Stunden unserer Arbeit."