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Große Ulrichstraße Große Ulrichstraße: Händler haben bis zu 70 Prozent Einbußen

Von heidi jürgens 21.05.2013, 16:46
„Die Laufkundschaft fehlt“, sagt Anke-Kirsten Bodemann aus der Bäckerei Korn-Liebchen. Immerhin. Die Stammkunden bleiben dem Geschäft treu.
„Die Laufkundschaft fehlt“, sagt Anke-Kirsten Bodemann aus der Bäckerei Korn-Liebchen. Immerhin. Die Stammkunden bleiben dem Geschäft treu. Günter Bauer Lizenz

halle/MZ - Ganz schön gewaltig - wer in diesen Tagen an der Baustelle in der Großen Ulrichstraße vorbei muss, der kann tief blicken. Bis zu viereinhalb Meter graben Bagger in den Untergrund, wo zurzeit neue Leitungen für Abwasser verlegt werden, Kanäle für Trinkwasser und Telekommunikationsleitungen angepasst und später dann Fahrbahn, Fußwege und Straßenbahngleise erneuert werden.

Seit sechs Wochen wird in der nördlichen Großen Ulrichstraße und in der südlichen Geiststraße gebaut: Straßenbahnen fahren nicht mehr, Passanten müssen sich auf schmalen Wegen an den Absperrungen vorbei drängeln und teilweise Schotterwege in Kauf nehmen, Händler leiden nicht nur unter Lärm und Staub sondern vor allem unter teils erheblichen Umsatzverlusten.

„Das war auch abzusehen - nicht schön, aber da müssen alle durch“, sagt Gerd Blumenau, Prokurist bei der Havag und als solcher verantwortlich für das Vorhaben. Den aktuellen Stand der Arbeiten bezeichnet er kurz und bündig: „Wir sind im Plan.“ Allerdings sei bei einem solch großen Vorhaben mitten in einer Jahrhunderte alten Stadt immer mit Überraschungen zu rechnen, insbesondere was den Untergrund angehe. Doch bisher haben die Bauleute und die Archäologen, die das Vorhaben begleiten, zwar etliches gefunden, das vermutlich aus ferner Zeit stammt - böse Überraschungen wie etwa Absenkungen angrenzenden Baugrundes sind jedoch zum Glück ausgeblieben, wie Blumenau feststellt.

Und was sind das für Sachen aus früheren Zeiten, auf die man gestoßen ist? „Nichts Sensationelles offenbar - Teile von Gefäßen, Hausrat, Münzen und Teile der ehemaligen Stadtbefestigung vermutlich“, sagt Gerd Blumenau. Genaues könne man jedoch im Moment noch nicht sagen, denn zunächst seien diese Dinge gesichert worden - untersucht werden müssten sie erst noch.

Haupt-Leidtragende der Großbaustelle sind die Händler: Auf bis zu 70 Prozent werden die Umsatz-Einbußen am Currywurststand an der Kreuzung zum Uni-Ring beziffert, im Café Schade ist der Umsatz um gut 30 Prozent eingebrochen. „Offenbar wissen einige Leute gar nicht, dass wir noch offen haben“, vermutet Christina Rolnik vom Café.

Gleich komplett die Segel gestrichen hat man im Feinkostgeschäft „Feinst!“ im Intecta-Kaufhaus. Auf einem Zettel an der Scheibe erfahren Passanten, dass wegen der Bauarbeiten geschlossen ist. Soweit will man bei Livingtools, ebenfalls im Intecta, nicht gehen. Allerdings ist auch dort die Zahl der Kunden zurückgegangen - an manchen Tagen mehr, an anderen weniger, wie eine Mitarbeiterin feststellt.

Direkt vor der Tür der Bäckerei Korn-Liebchen sind die Bagger in diesen Tagen im Einsatz. „Die Stammkunden halten die Treue“, sagt Chefin Anke-Kirsten Bodemann. „Aber die Laufkundschaft fehlt.“

Das wiederum kann Nadine Junge vom Reisebüro „Auf und davon“ nicht bestätigen: „Weil etliche Leute an der Baustelle vorbeilaufen, die sonst mit der Bahn gefahren wären, haben wir neue Kunden gewonnen“, sagt sie. Und: „Man muss ja auch sehen, dass es gut ist, wenn hier alles gemacht wird und es dann eine richtig schöne Einkaufsstraße gibt .“ Das meint auch Awwadeh Fateh, der im Baustellenbereich demnächst eine Apotheke neu eröffnen will. „Ich bin optimistisch, das wird gut werden hier“, sagt er. „Die Straße hat Potenzial.“

Wenn alles weiter glatt geht, dann sollen die Bahnen bereits in der Adventszeit wieder durch die „Große Uli“ rollen, die Straße erhält einen provisorischen Belag. „Wir wollen den Händlern das Weihnachtsgeschäft nicht vermiesen“, sagt Gerd Blumenau.

Nach dem Winter erfolgen dann die Restarbeiten an Straße, Rad- und Gehwegen. Die sollen im Mai kommenden Jahres abgeschlossen sein.