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Gesellschaft Gesellschaft: Das sind die 20 mächtigsten Hallenser

Von Jan-Ole Prasse 29.12.2015, 15:32
Sie stärken ihm den Rücken - und sind das Rückgrat der Händelstadt: 20 führende Köpfe in Halle - hier in Kurzporträts.
Sie stärken ihm den Rücken - und sind das Rückgrat der Händelstadt: 20 führende Köpfe in Halle - hier in Kurzporträts. jens schlüter Lizenz

Halle (Saale) - Halle gilt in Sachsen-Anhalt als einzigartige Stadt. Nicht nur wegen der komplett erhaltenen Altstadt und dem Ruf als Kulturhauptstadt des Landes, sondern auch wegen der funktionierenden Stadtgesellschaft. In Halle werden politische Entscheidungen in der öffentlichen Diskussion vorbereitet, dabei nehmen Wirtschaft, Sport und Kultur großen Einfluss. Doch wer hat die meisten Möglichkeiten? Die MZ hat zwanzig mächtige Männer und Frauen in der Stadt zusammengestellt.

Seit mehr als drei Jahren ist der 58-Jährige Oberbürgermeister. Und nicht nur formal steht er seit dieser Zeit an der Spitze der Stadt. Wiegand hat mit seinem Handeln Halle geprägt - und polarisiert. Sei es der Bau des Gimritzer Dammes in Eigenregie der Stadt oder der Umbau der Verwaltung. Ihm unterstehen nicht nur die gut 2 500 Mitarbeiter im Rathaus. Der OB ist auch Aufsichtsratsvorsitzender von zehn städtischen Unternehmen - darunter die Stadtwerke, die Hallesche Wohnungsgesellschaft, die Theater, Oper und Orchester GmbH.

Sein Name ist in Halle überall präsent: Klaus Papenburg. Der Geschäftsführer der Baufirma GP Papenburg beschäftigt mehr als tausend Mitarbeiter in Halle. Seine Firma baut die meisten wichtigen Projekte in der Stadt: Erdgassportpark, Osttangente, Finanzamt an der Spitze. Doch Papenburg ist auch wirtschaftspolitisch einflussreich in Halle. So sitzt er unter anderem im Wirtschaftsbeirat von OB Wiegand und im Vorstand der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.

Ohne den 49-Jährigen geht in Halle quasi nichts. Lux ist seit fast fünf Jahren Chef des größten städtischen Unternehmens: der Stadtwerke. Über diesen Firmenverbund werden beinahe alle wichtigen, öffentlichen Dienstleistungen der Stadt finanziert: vom Nahverkehr über die Energieversorgung und die Müllentsorgung bis hin zur IT in der Stadtverwaltung. Geht es den Stadtwerken schlecht, dann kränkelt auch der Stadthaushalt.

Gut 20 000 Studenten leben in Halle. Die Universität gehört zu den größten Arbeitgebern. Ohne sie sähe die Stadt anders aus. Kein Wunder, dass das Wort von Rektor Udo Sträter Gewicht hat. Aus dieser Position kritisierte der 63-Jährige auch schon mal OB Wiegand, wenn er sich aus dem Rathaus nicht ausreichend unterstützt fühlt beim Protest gegen die Sparpläne des Landes. Viele städtische Einrichtungen - Mitteldeutsches Multimediazentrum, Technologie- und Gründerzentrum - sind direkt abhängig von den Instituten der Universität. Nicht von ungefähr sitzt Sträter auch im Wirtschaftsbeirat des OB.

Der Stadtrat ist ohne Bodo Meerheim nicht denkbar. Seit mehr als 20 Jahren gehört er der Kommunalvertretung an - in den wichtigsten Positionen. Denn Meerheim ist nicht nur Fraktionsvorsitzender der Linken, sondern auch Vorsitzender des mächtigen Finanzausschusses. Kaum eine wichtige Entscheidungen fällt ohne seine Unterstützung. Manche nennen ihn den „eigentlichen Kämmerer in Halle“. Auch bei den städtischen Unternehmen entscheidet Meerheim maßgeblich mit. Der Politiker ist Aufsichtsratsvorsitzender der zweitgrößten Wohnungsgesellschaft GWG und sitzt im Aufsichtsrat der Stadtwerke.

Wenn es bei irgendeinem Projekt in Halles Stadtverwaltung knirscht, wird Jens Rauschenbach gerufen. Ob Fluthilfeschäden wie beim MMZ, der Eissporthalle oder dem Planetarium, ob Neubau von Schulen und Kitas über Public Private Partnership oder ein neues Konzept für den Bergzoo, der Wirtschaftsprüfer übernimmt. Ohne ihn ist der Stadthaushalt kaum denkbar. Zwei Jahre war Rauschenbach offizieller Finanzberater der Stadt. Auch heute noch muss er in brenzlichen Situationen einspringen. Und nebenbei ist Rauschenbach als Wirtschaftsbeauftragter des OB maßgeblich für die Ansiedlung von Unternehmen zuständig.

Sie ist die engste Vertraute von Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und seine wichtigste Mitarbeiterin. Es gibt kaum einen Termin, bei dem Sabine Ernst den Rathauschef nicht begleitet. Die Fäden in der Verwaltung laufen bei ihr im Büro zusammen. Eine solch starke Stellung hatte vor Ernst wohl noch keine Büroleiterin im Rathaus.

Schädlich gehört mittlerweile zu den „grauen Eminenzen“ in Halle. Der 61-Jährige ist seit 13 Jahren Präsident des Halleschen FC. Doch das ist nur ein Posten, von dem aus er Einfluss auf die Entwicklung der Stadt nimmt. Schädlich ist Vorsitzender des Wirtschaftsbeirates des Oberbürgermeisters und gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender des Bauvereins Leuna mit über 8 000 Wohnungen und 15 000 Mietern. Seine Kontakte in die Landespolitik sind hervorragend - auch über sein Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung.

Auch wenn der Welterbe-Antrag der Franckeschen Stiftung kaum noch Aussicht auf Erfolg hat: Der Direktor Thomas Müller-Bahlke gehört zweifelsohne zu den einflussreichsten Personen in der Stadt. Der 56-Jährige steht seit zwölf Jahren an der Spitze der Stiftungen mit bundesweiter und internationaler Bedeutung. Und die haben sich nicht nur über den Welterbe-Antrag stärker in Halle verwurzelt. Zahlreiche soziale und kulturelle Institutionen der Stadt sind in den Gebäuden Franckes beheimatet: ob die beiden Kindertagesstätten, das Kinderhaus „Maria Montessori“ oder das Krokoseum. Die Franckeschen Stiftungen strahlen in die Stadt aus.

Er führt bereits seit Jahren den größten Vermieter: die HWG. Dabei bestimmt er nicht nur über 18 000 Wohnungen, sondern hat auch ein gewichtiges Wort in der Stadtverwaltung. Denn bei vielen Projekten ist die Stadt auf die HWG angewiesen - sei es bei der Entwicklung des Riebeckplatzes oder bei Verwaltungsneubauten. Und der Haushalt ist direkt von der Gesellschaft abhängig: Jedes Jahr zahlt die HWG fünf Millionen Euro Gewinnausschüttungen. Im kommenden Jahr muss Wahlen seinen Posten bei der HWG räumen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Seit gut anderthalb Jahren leitet Hendrik Lange (Linke) die Stadtratssitzungen. In dieser Funktion ist der 38-Jährige auch für die Lösung von Unstimmigkeiten zwischen der Kommunalvertretung und Halles OB Wiegand zuständig - wie beim Streit um ein mögliches Disziplinarverfahren. Doch der Landtagsabgeordnete bestimmt auch die Schulpolitik in der Stadt mit. So war er maßgeblich am Kompromiss zur Schulentwicklungsplanung im vergangenen Jahr beteiligt - und damit für das neue Gymnasiums am Hallmarkt.

Gekle hat sich im Streit um die Kürzungen an den Hochschulen einen Namen in der Stadt gemacht. Dem Dekan einer der größten Fakultäten an der Uni gelang es, die Einsparungen in der Unimedizin in Grenzen zu halten. Ohne seine 2 000 Studenten wäre auch das Universitätsklinikum, einer von Halles größten Arbeitgebern, nicht denkbar.

Sein Wort ist laut und hat Gewicht. Der Intendant des Neuen Theaters erhebt immer wieder öffentlich die Stimme. Sei es bei den Protesten der Kulturschaffenden und Studenten gegen die Kürzungen des Landes oder bei Demonstrationen gegen Rechts. Dem 58-Jährigen gelingt es, die Massen mitzureißen und öffentlichen Druck auszuüben.

3,7 Milliarden Euro Bilanzsumme, 256 000 Bankkunden, größte Sparkasse in Sachsen-Anhalt. Diese Zahlen machen deutlich, welchen Einfluss Bankchef Jürgen Fox in Halle und Umgebung hat. Seit diesem Jahr ist er Nachfolger des verstorbenen Roger Schenkel. Die Sparkasse ist nicht nur wichtig für die Finanzierung von Wirtschaftsprojekten - Beispiel Golfplatz - sondern auch als Geldgeber für Vereine, Kultur und gemeinnützige Projekte.

Der 47-Jährige ist der einzige hallesche Politiker, der ein Amt in der aktuellen Landesregierung bekleidet. Als Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium bereitet Tullner wichtige Entscheidungen für die Stadt wie die Hochschulstrukturplanung vor. Doch der gebürtige Wismarer hat auch in der Stadtpolitik seine Position ausgebaut. Vor zwei Jahren übernahm er den CDU-Kreisvorsitz von Bernhard Bönisch. Damit führt er die in Halle bei Wahlen üblicherweise stärkste Partei.

Er ist eine Institution in der Hotellandschaft der Stadt. Mit dem Dorint-Hotel führt Thieme seit Jahren eins der größten und wichtigsten Häuser seiner Art in Halle. Dabei nutzen ihm auch seine guten Kontakte in die Stadtpolitik. Sobald es um eine touristische Frage geht, hat Thiemes Wort - auch als Sprecher des Gastronomie-Verbands - Gewicht. Jüngstes Beispiel: die von den Grünen geforderte Kulturabgabe für Touristen. Der ehemalige Direktor des Inter- und des Maritimhotels sprach sich öffentlich massiv dagegen aus. Ergebnis: Die Kulturabgabe kommt erst mal nicht.

Eigentlich hat er niemandem was zu sagen: Keiner in Halle muss auf ihn hören. Doch ungeachtet der formal so machtlosen Stellung des freischaffenden Künstlers hören viele in der Stadt auf Moritz Götze. Oder holen sich Rat bei ihm. Und Moritz Götze verschafft sich auch selbst mal energisch Einfluss, wie zuletzt geschehen beim quasi schon unumkehrbar beschlossenen Abriss des Künstlerhauses 188, zu dessen inzwischen fast schon unumkehrbarer Rettung vor allem Götze beigetragen hat. Als Halles schon über zwei Jahrzehnte deutschlandweit erfolgreichster Künstler mischt Moritz Götze auch unglaublich kraftvoll in vielen Belangen seiner Heimatstadt mit: So etwa bei der Erhaltung etlicher anderer alter Häuser - vor allem im Giebichensteinviertel. Götze ist so etwas wie die Stimme der vielen Kreativen in Halle.

Sie führt die zweite „Cash-Cow“ der Stadt: Die Wohnungsgesellschaft GWG, die jährlich etwa zwei Millionen Euro an den Haushalt überweist. 10 000 Wohnungen, vor allem in Neustadt, gehören zu dem städtischen Unternehmen. Damit hängt die Entwicklung von Halles größtem Stadtteil maßgeblich von der GWG ab. Nicht umsonst sitzt Kozyk im Wirtschaftsbeirat des Oberbürgermeisters und im Stadtentwicklungsausschuss der Kommunalvertretung.

Klaus Lellé

      Vorstand Halloren

Halle und die Halloren-Kugel: Das gehört einfach zusammen. Und dieses „Aushängeschild“ wird seit Jahren vom Vorstandsvorsitzenden Klaus Lellé geführt. Doch nicht nur repräsentativ ist sein Unternehmen für die Stadt wichtig. Die Schokoladenfirma mit ihren knapp 600 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 122 Millionen Euro gehört längst auch zu den größten Arbeitgebern in der Stadt. Und sein Betrieb ist auch weiterhin auf Expansionskurs: Schon in den vergangenen Jahren kaufte Halloren beispielsweise den belgischen Konkurrenten Bouchard.

40 000 Sportler in rund 200 Vereinen. Das zeigt schon, welche Bedeutung der Vorsitzende des Stadtsportbundes in der halleschen Politik hat. Zumal OB Wiegand durchaus ein Herz für den Sport hat und diesen Bereich zu seinen wichtigsten Politikfeldern zählt. Doch Walthers Stellung macht noch mehr aus: Sein Geld verdient er als Personalchef der Stadtwerke. In dieser Funktion wird Walther auch schon mal von der Stadt als Problemlöser hinzugezogen, wenn der Personalabbau im Rathaus klemmt - so wie im vergangenen Jahr.

Natürlich gibt es noch mehr Menschen, die auf Halles Entwicklung viel Einfluss haben. Schreiben Sie uns, wer aus Ihrer Sicht in unserer Liste noch fehlt. Vorschläge an: [email protected]. (mz)