Fundtier Fundtier: Wem gehört bloß das trächtige Schaf?

Wettin - Dass jemandem eine Katze oder ein Hund zuläuft, ist nichts Ungewöhnliches. Dass aber ein Schaf in den Garten kommt, dies wochenlang immer wieder tut und um Fressen bettelt, kommt nicht alle Tage vor. Irmgard Schmidt aus Wettin jedoch ist das passiert. „Das Schaf stand eines Tages einfach in unserem Garten“, erzählt sie. Durch eine Lücke im Zaun sei es eingedrungen. Da es laut geblökt habe, gab die Seniorin dem Tier etwas altes Brot und Mohrrüben. Seitdem hielt es die alte Dame auf Trab. Jeden Tag machte es sich lautstark bemerkbar, gab erst Ruhe, wenn es etwas zu fressen gekriegt hatte.
„Nur Silvester am Abend war es nicht da und auch Neujahr hat es sich vormittags nicht blicken lassen“, erzählt Irmgard Schmidt. „Da hat es sich bestimmt wegen der Knallerei irgendwo versteckt,“ vermutet die 85-Jährige.
Möhren und Kartoffeln für das Schaf
Irmgard Schmidt kaufte jede Menge Möhren und Kartoffeln im örtlichen Einkaufsmarkt für ihren neuen Schützling. Auch sämtliche Brotreste werden für ihn verwendet. Ein Bekannter habe ihr geraten, sie solle es immer weiter füttern, bis es zahm ist, und dann schlachten. Doch vom Schlachten will Irmgard Schmidt nichts wissen. Schließlich hatte sie dem Tier liebevoll den Namen Philipp gegeben. „Das Schaf frisst mir aus der Hand. Nur wenn ich es anfassen will, rennt es immer weg“, berichtet die Seniorin. Doch sie fragt sich: „Irgendwem muss das Tier doch gehören. Es kann doch nicht sein, dass es keiner vermisst!“ Deshalb habe sie sich bereits Ende des vergangenen Jahres an das Ordnungsamt der Stadt Wettin-Löbejün gewandt. „Aber das hat nichts gebracht“, sagt sie.
Das Ordnungsamt indes war aber nicht untätig, hieß es aus der Stadtverwaltung. Die Mitarbeiter haben versucht, den Besitzer des Schafes ausfindig zu machen, haben bei den umliegenden Bauern und Schafbesitzern nachgefragt, ob jemand das Tier vermisse. Jedoch ohne Erfolg, heißt es aus der Ordnungsverwaltung der Gemeinde. „Das Problem ist, dass das Tier nicht gechipt ist“, erfuhr die MZ. Deshalb sei es nicht so leicht, den Besitzer ausfindig zu machen. Man habe Irmgard Schmidt geraten, das Schaf nicht mehr zu füttern, da es sich - ähnlich wie eine zugelaufene Katze - an die Futterstelle gewöhne und deshalb immer wieder aufsuche.
Erfahrung mit Schafen
Auf Vermittlung der MZ hat sich Schafzüchter Torsten Lorenz bereit erklärt, bei Familie Schmidt in Wettin vorbeizuschauen. Der Mittvierziger betreibt in Rothenburg eine Nutztier-Arche, in der er vom Aussterben bedrohte Schafrassen züchtet. Anders als Irmgard Schmidt hat er natürlich viel Erfahrung mit Schafen. Er fing ihren „Philipp“ ein und musste feststellen, dass es kein Bock, sondern ein „Mädchen“ ist und zwar ein ganz junges, wohl knapp ein Jahr alt. „Wenn ich es richtig gesehen habe, ist das Schaf sogar trächtig“, so Torsten Lorenz. Er hat sich des Tiers erbarmt und es mit nach Rothenburg auf in die Nutztier-Arche genommen, wo es nun ein artgerechtes Obdach erhalten hat. Irmgard Schmidt ist froh, dass alles so ausgegangen ist. (mz)