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Franckesche Stiftungen in Halle Franckesche Stiftungen in Halle: Lindenblütenfest zeigt sich international wie nie

Von Peter Godazgar 21.06.2015, 16:51
Eröffnung des Lindenblütenfestes in den Franckeschen Stiftungen
Eröffnung des Lindenblütenfestes in den Franckeschen Stiftungen Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Alle Jahre wieder - und doch jedes Jahr ein kleines bisschen anders: Halles Lindenblütenfest ist fraglos das stilvollste Volksfest weit und breit. Eine ähnliche Veranstaltung, bei der inhaltlicher Anspruch derart unterhaltsam umgesetzt wird, muss man lange suchen. Am Wochenende war es wieder mal so weit. Tausende Besucher strömten an beiden Tagen herbei, flanierten unter Lindenblättern und pendelten zwischen Waisenhaus, Francke-Denkmal, Grundschule und Bauhof, lauschten Musik und betrachteten altes Handwerk.

Die Fest-Klassiker waren natürlich wieder dabei - das Riesenrad für die jüngsten Besucher ebenso wie der putzige Vorläufer des Ketten-Karussells, beides von Hand angetrieben und daher eine schweißtreibende Angelegenheit. Des Weiteren: Die alten Handwerke. Das Dauer-Schwerpunktthema Nachhaltigkeit. Ein gastronomisches Angebot weit oberhalb von Bockwurst und Bier. Ja, insofern war es auch in diesem Jahr ein ganz normales Lindenblütenfest - aber es war eben doch auch ein besonderes. Vor dem Hintergrund der Welterbe-Bewerbung präsentierte man diesmal ein Programm mit besonders starker internationaler Prägung.

Das fing schon bei der Musik an: Auf den beiden Bühnen war mexikanische Mariachi-Musik ebenso zu hören wie argentinischer Tango und mongolischer Obertongesang - alles musikalische Ausdruckformen, die auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschen stehen. So bildeten die schützenswerten Traditionen die eine Seite der Medaille - die andere Seite bildeten die Welterbestätten selbst: Venedigs Lagunen, Ägyptens Pyramiden oder der Grand Canyon standen stellvertretend für den Facettenreichtum. Auch die Aufführungen Grimmscher Märchen bekamen auf diese Weise eine Sinnfälligkeit, denn die Geschichten-Sammlung gehört ebenfalls zum Welterbe.

Geschätzt rund 15 000 Gäste besuchten die Stiftungen am Wochenende. „Wir sind schlicht überwältigt von der Resonanz“, sagte Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke. Wie oft er an diesem Wochenende gute Wünsche für die Welterbe-Bewerbung entgegengenommen hat, weiß er freilich nicht. Er ist sich aber sicher: „Die Menschen stehen hinter diesem Bewerbungsprozess. Da war nicht ein Misston dabei in den Gesprächen.“ Und, positiver Nebeneffekt: „Mein Eindruck ist, dass die Stiftungen, auch aufgrund der Bewerbung, viel stärker angekommen sind in der Mitte Halles, als dies noch vor zwei, drei Jahren der Fall war.“

Eine Veranstaltung, bei der man sich nur berieseln lässt, war das Lindenblütenfest auch diesmal nicht. Rund 80 Mitmachstände waren aufgebaut. An ihnen konnte geforscht und gebastelt werden. Wer wollte, konnte einen Schnellkurs in chinesischer Kalligrafie absolvieren, Gold waschen oder echte Lehmziegel herstellen. Vor der Francke-Grundschule entstand sogar eine kleinere Ausgabe der Sphinx. Und statt Pony- gab’s Kamelreiten.

„Eine einzigartige Atmosphäre“, lobten Rosemarie und Wolfgang Dietrich, als sie sich für ein Päuschen an einer der Welterbe-Bänke niedergelassen hatten. Ob’s klappt mit dem Welterbeantrag? Auch diese beiden Hallenser würden es den Stiftungen von ganzem Herzen wünschen. (mz)

Eröffnung des Lindenblütenfestes in den Franckeschen Stiftungen
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