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Finaler Donnerschlag Finaler Donnerschlag: Die Stadt Halle stellt das HFC-Fanprojekt ein

Von Christoph Karpe 01.09.2017, 21:32
Monatelang hatten die HFC-Fans im Stadion gegen die Absetzung von Fanprojekt-Leiter Steffen Kluge protestiert.
Monatelang hatten die HFC-Fans im Stadion gegen die Absetzung von Fanprojekt-Leiter Steffen Kluge protestiert. Holger John

Halle (Saale) - Die Mitteilung aus dem Rathaus am Freitagmittag schlug via Mail ein wie eine Bombe: „Die Stadt Halle stellt mit sofortiger Wirkung das Fanprojekt Halle ein.“ Es ist das donnernde Finale eines seit April schwelenden Dauerzoffs zwischen Teilen der Anhänger des Fußball-Drittligisten Hallescher FC und dem Büro des Oberbürgermeisters Bernd Wiegand (parteilos).

Als Begründung für den radikalen Schnitt führte die Stadt an, dass der Deutsche Fußball Bund in der vergangenen Woche mitgeteilt hatte, das Projekt in dieser Spielzeit nicht mehr zu fördern. Damit fehlen 128.000 Euro, der Anteil, den der DFB beisteuerte. Die Stadt gab etwa 40.000 Euro dazu - unter anderem dadurch, dass das Fanhaus in der Kantstraße kostenlos genutzt werden kann. 27.000 Euro kommen vom Land Sachsen-Anhalt.

Der DFB begründete die Einstellung der Förderung am Freitag gegenüber der MZ wie folgt: Die Förderung sei nur „bis auf weiteres ausgesetzt“. Da nämlich „kein Verhältnis mehr zur Fanszene des HFC besteht. Und es liegt kein Konzept vor, wie dieses wiederhergestellt werden könnte.“ Man sei mit der „aktuellen Situation der Fanarbeit in Halle nicht glücklich“.

„Wir haben einen Tiefpunkt erreicht. Leidtragende sind die Fans und der Sport. Unabhängig von der Vorgeschichte bin ich aber der Ansicht, dass sich der DFB nicht einfach so zurückziehen kann“, sagte Andreas Hajek (FDP). Der Ruder-Olympiasieger ist stellvertretender Chef des Sportausschusses der Stadt.

Fanprojekt des HFC sogar vom DFB ausgezeichnet

Drei Mitarbeiter wurden bis April im Fanprojekt beschäftigt. Dann wurde Steffen Kluge, der Leiter, durch das Büro des OB abgelöst. Er habe personelle Interna aus dem Rathaus in der Fanszene preisgegeben, so die Begründung. Außerdem sei, nachdem Kluge zehn Jahre lang das Projekt geleitet habe, sowieso eine Job-Rotation aus formalen Zwängen heraus nötig gewesen.

Erik Eigendorf, stellv. Vorsitzender der SPD: „Wir bedauern außerordentlich, dass der Deutsche Fußball Bund die Förderung für das Fanprojekt beim Halleschen FC eingestellt hat. Die Entscheidung ist aber nachzuvollziehen: Der Oberbürgermeister und sein dafür verantwortlicher Referent, Herr Paulsen, haben seit Monaten alles dafür getan, dass eines der bundesweit erfolgreichsten Sozialprojekte im Fußball samt seiner Mitstreiter über Monate diskreditiert wurde.“

Sten Meerheim, sportpolitischer Sprecher der Linken: „Der DFB hat wie erwartet und aufgrund des fahrlässigen Handelns seitens der Stadt seine Förderung für das Fanprojekt eingestellt. Und was sagt Herr Paulsen als Koordinator des Fanprojektes: ,Es ist bedauerlich, dass der Boykott gerade von denjenigen Fans ausgeht, die nicht Zielgruppe des Projektes sind.’

Also entweder hat der Koordinator des Fanprojektes keine Ahnung über die Zusammensetzung, Struktur und Kultur der Fanszene oder er ignoriert, dass die Stadt jegliche direkte Kommunikation mit Vertretern der Fanszene unterlassen hat. Hier einseitig auf die direkt Betroffenen zu schimpfen, zeugt von Unkenntnis der Inhalte und Ziele eines Fanprojektes.“ (mz)

Unter Kluge aber hatte sich das Fanprojekt zu einem der besten in Deutschland entwickelt. Der DFB zeichnete es sogar aus. Kluge wurde mittlerweile innerhalb der Verwaltung versetzt. Nun sollen auch die verbliebenen Mitarbeiter dort neue Jobs bekommen.

HFC-Fanprojekt: Freie Träger schon in den Startlöchern?

„Es bringt uns jetzt nichts, mit dem Finger aufeinander zu zeigen und einen Schuldigen zu suchen. Wir brauchen eine Lösung. In anderen Städten funktioniert das Fanprojekt auch“, sagt Hajek. In der Tat. Anderswo sind die Fanprojekte jedoch nicht an die Stadt, sondern an freie Träger gebunden.

Genau diese Form wollte der Sportausschuss bei seiner Sitzung am 13. September sowieso unterstützen und dem Stadtrat empfehlen. Der hätte gewiss zugestimmt. OB Bernd Wiegand wäre dann nur noch die Möglichkeit geblieben, ein Veto einzulegen. Was seine Position gewiss nicht gestärkt hätte.

Inzwischen deutet sich aber eine Lösung an, mit der alle Seiten leben können. Angeblich stehen schon freie Träger in den Startlöchern, die das Fanprojekt übernehmen wollen.

Und der Fußball-Bund wird auch einlenken. „Der DFB wird die aus seiner Sicht zwingend notwendige und vor allem sinnvolle Förderung eines Fanprojekts umgehend wieder aufnehmen, sobald die notwendigen Fördervoraussetzungen wieder gegeben sind und ein pädagogisches Konzept vorliegt“, teilte der DFB mit. (mz)