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Fertigstellung der A143 bei Halle Fertigstellung der A143 bei Halle: Wie die Landesregierung den Ausbau schaffen will

Von Jan Möbius 10.05.2016, 04:00
Einen nicht alltäglichen Blick auf das gegenwärtige Ende der Autobahn A 143 bietet diese Drohnen-Aufnahme. Der Blick aus der Luft offenbart das Dilemma: Die Trasse endet abrupt auf einem Feld. Seit Jahren wird um den Weiterbau gerungen. Während sich Bund und Land einig sind, wie das Projekt finanziert wird, gehen Naturschutzverbände mit Klagen gegen die Autobahn vor.
Einen nicht alltäglichen Blick auf das gegenwärtige Ende der Autobahn A 143 bietet diese Drohnen-Aufnahme. Der Blick aus der Luft offenbart das Dilemma: Die Trasse endet abrupt auf einem Feld. Seit Jahren wird um den Weiterbau gerungen. Während sich Bund und Land einig sind, wie das Projekt finanziert wird, gehen Naturschutzverbände mit Klagen gegen die Autobahn vor. Günter Bauer

Halle (Saale) - Beim Weiterbau der Autobahn 143, der Westumfahrung von Halle, biegen Behörden und Planer auf die Zielgerade ein: Am Montag hat das Anhörungsverfahren für die geänderten Unterlagen im Planfeststellungsverfahren für das Projekt begonnen. Einen Monat lang können die Baupläne jetzt in den Gemeinden Salzatal, Petersberg und Teutschenthal sowie im Rathaus der Stadt Wettin-Löbejün eingesehen werden.

Bis zum 22. Juni besteht die Möglichkeit, Einwände vorzutragen, in Petersberg sogar zwei Tage länger. Ziel der Landesregierung ist es, das Planfeststellungsverfahren Anfang nächsten Jahres abzuschließen. Wann dann das fehlende Teilstück mit einer Länge von zwölf Kilometern tatsächlich gebaut werden kann, ist aber weiter offen. Neue Klagen von Umweltschützern sind nicht ausgeschlossen.

Projekt wurde deutlich nachjustiert

In der nun vorliegenden, inzwischen vierten Fassung der Planungsunterlagen ist das Projekt vor allem in Umweltschutzbelangen deutlich nachjustiert worden. Den Änderungen vorausgegangen waren laut Verkehrsministerium umfangreiche Untersuchungen. Im Ergebnis stand unter anderem, dass der zur Querung der Porphyrkuppenlandschaft im Salzatal vorgesehene Tunnel weiter optimiert wird.

Zum einen wird der Tunnel um 50 Meter auf 300 Meter verlängert. Dadurch soll der Kernbereich des Natura-2000-Gebietes „Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle“ sozusagen abgeschirmt werden. An den Tunnelzufahrten sollen bis zu vier Meter hohe Schutzwände in Kombination mit Schutzwällen entstehen, die den stickstoffempfindlichen Lebensraum abschirmen soll.

Außerdem wird, so der Plan des Verkehrsministeriums, die ursprünglich zwischen den Fahrbahnen geplante Mittelwand im Tunnel durch eine Stützenreihe ersetzt, die durchlässig ist. Als Resultat soll eine bessere Zirkulation der Luftströmung erreicht werden, was nach Erfahrungen und Berechnungen der Planer zu einer Verdünnung der Abgase führt. Komplettiert werden soll das System durch moderne Entlüftungsvorrichtungen. Die Abgase werden zunächst abgesaugt und anschließend in höhere Luftschichten über der Tunneldecke ausgeblasen.

Änderungen an den Fahrbahnen

Und auch an den Fahrbahnen selbst wird es Änderungen geben. Um den Stickstoffausstoß aus den Auspuffen von vornherein zu senken, wollen die Verkehrsplaner die Kurvenneigung der Fahrbahn abflachen. Insbesondere die Umweltbelastung durch den zu erwartenden Lkw-Verkehr wollen sie so erheblich reduzieren.

Auch die später im Tunnel vorgesehene Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Kilometer pro Stunde soll nach der Fertigstellung dazu beitragen, dass die Fahrzeuge weniger schädliche Abgase produzieren. „Damit sind wir einen ganz gewaltigen Schritt bei der Realisierung dieses wichtigen Infrastrukturvorhabens vorangekommen“, sagte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU). Nicht nur Anwohner der betroffenen Orte sollen und können sich jetzt zu den Änderungen der umstrittenen Verlängerung der A 143 äußern. Auch Behörden und anerkannte Vereinigungen des Natur- und Umweltschutzes forderte Webel zur Stellungnahme auf.

Der geplante, 12,7 Kilometer lange Streckenabschnitt der A 143 beginnt nördlich der Anschlussstelle an die B 80 (Halle-Neustadt) in Höhe Bennstedt und erstreckt sich bis zum Autobahndreieck Halle-Nord bei Trotha. Zusammen mit dem bereits gebauten südlichen Abschnitt, der schon bereits seit Oktober 2004 befahren werden kann, verbindet die noch zu bauende Trasse die beiden Autobahnen A 38 im Süden und die A 14 im Norden Halles und schließt damit den Autobahnring rund um die Stadt.

Den ersten Planfeststellungsbeschluss des Landesverwaltungsamtes zu dem letzten Teilabschnitt gab es schon am 18. Mai 2005. Diesen Beschluss erklärte das Bundesverwaltungsgericht mit einem Urteil vom 17. Januar 2007 für rechtswidrig, nachdem ein Naturschutzverein geklagt hatte.

Kosten auf 240 Millionen Euro geschätzt

Das Gericht begründete die Entscheidung damit, dass die Pläne nicht den Anforderungen des Naturschutzrechts genügten. Dabei ging es vor allem um den Landschafts- und den Artenschutz. Die Kosten für die neue Trasse inklusive einer 1.000 Meter langen Brücke über die Saale wurden bislang auf 240 Millionen Euro geschätzt. Durch die jetzt geplanten Veränderungen wird das Projekt fünf Millionen Euro teurer.

Nach der Landtagswahl im März dieses Jahres gab es zunächst Verunsicherungen, weil das einstige Prestigeprojekt nicht mehr konkret im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und Grünen auftauchte. „Die A 143 ist nach wie vor von höchster Priorität für die Landesregierung“, sagte aber Peter Mennicke, Pressereferent im Verkehrsministerium, auf MZ-Nachfrage. Das Projekt gelte weiter auch im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) als „gesetztes Vorhaben“ und „steht keinesfalls in Frage“. (mz)