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Felix Graf Luckner Felix Graf Luckner: Die Verteidiger des Seeteufels

Von Michael Falgowski 23.12.2015, 15:59
Felix Graf Luckner.
Felix Graf Luckner. TEUTO­PRESS Lizenz

Halle (Saale) - Felix Graf Luckner, der es als ritterlicher Seeoffizier im Ersten-Weltkrieg und es als „Seeteufel“ zum erfolgreichen Autor und Vortragsreisenden brachte, schwankt in der Geschichte. Die Diskussion um seine Person reißt nicht ab. In der Stadt Halle, an deren Rettung vor der Bombardierung 1945 der prominente Luckner einen entscheidenden Anteil hatte, wird die Debatte zwischen Bewunderern und Kritikern seit Jahren geführt. Aktuell hat die Diskussion ein neues Buch über Luckner befeuert. „Legende, Opportunist, Selbstdarsteller“, heißt es. Die Felix-Graf-Luckner-Gesellschaft mit Sitz in Halle widerspricht energisch einigen Darstellungen der beiden Buchautoren, den Historikern Alexander Sperk und Daniel Bohse. Diese haben herausgearbeitet, dass Luckner entgegen seiner Behauptung nie ein Gegner des Hitler-Staates gewesen sei. Im Gegenteil, persönliche Begegnungen mit Hitler seien sehr wahrscheinlich.

Bewacht von amerikanischen Soldaten

"Luckner war niemals Mitglied der NSDAP. Nach seiner friedlichen Übergabe der Stadt Halle verurteilte Hitler ihn zum Tode. Amerikanische Soldaten bewachten ihn, um ihn vor Attentaten zu schützen", hält Hans Goedecke, Ehrenvorsitzender der Luckner-Gesellschaft, dagegen. Luckner-Forscher und Verehrer Wolfgang Seilkopf fügt hinzu: „Wenn es Treffen mit Hitler gegeben hat, dann müsste man mal Zeit und Ort erfahren. So wie Luckner gestrickt war, hätte er ganz sicher mit einer solchen Begegnung nicht hinter dem Berg gehalten“. Die Luckner-Gesellschaft teilt auch die Einschätzung der Historikers Sperk nicht, wonach der Vorwurf der Pädophilie gegen Luckner nach Aktenlage „mehr als schlüssig“ sei. „Für die den Ermittlungsführer Reichskriegsgerichtsrat Dr. Krawall waren die Beschuldigungen gegen Luckner nicht belegbar, und somit wurde kein Gericht mit einer Urteilsfindung beauftragt“, argumentiert die Luckner-Gesellschaft. Es habe weder Anklagen durch Einzelpersonen, etwa den Eltern der beiden angeblich missbrauchten Kinder, noch durch die Staatsanwaltschaft gegeben. „Uns ist völlig unverständlich, wie man Menschen mit Argumenten der Nazis heute noch verurteilen kann“, so Seilkopf. Und er fügt hinzu: „Luckner reiste nach 1945 achtmal in die USA und wurde nie an seiner Einreise gehindert. Ein Hitlerfreund hätte dort niemals einreisen dürfen. Weiterhin erhielt Luckner den Bundesverdienstorden, der anlässlich der von beiden Autoren geschilderten Hitlernähe und aufgrund seiner angeblichen pädophilen Neigungen niemals ausgerecht worden wäre.“

Gar nicht Ehrenbürger dreier USA-Städte?

Zu der Einschätzung der Historiker, wonach Luckner gar nicht zum Ehrenbürger dreier USA-Städte ernannt worden sei, zumindest gebe es dafür in den Archiven der US-Städte keinerlei Beleg, äußern sich die Luckner-Verehrer indes nicht. Hans Goedecke zitiert lieber, ein versöhnlicher Ton, Pastor Herbert Bettin, der 1966 am Grabe Luckners sagte: „Nun, ob Felix Graf von Luckner zu den Besten gehörte, das mag ein jeder selbst für sich entscheiden. Wir aber meinen, dass mindestens, nein: allermindestens ihm ein ehrendes Andenken zu bewahren gilt.“