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Fahrraddiebstähle Fahrraddiebstähle in Halle: Eingravierter Code ist wirkungslos - Polizei sucht Alternativen

08.12.2016, 21:51
Fahrrad-Codierung
Fahrrad-Codierung dpa

Halle (Saale) - Halle ist eine Hochburg der Fahrraddiebstähle. Allein 2015 wechselten hier 3.238 Räder ohne Zustimmung des bisherigen Eigentümers den Besitzer. In einem Ranking eines Onlinevergleichsportals belegte die Saalestadt damit im Bundesvergleich den unrühmlichen vierten Platz.

Gegen die Diebstähle und vor allem für eine bessere Aufklärung hat die Polizei bisher empfohlen, Fahrräder registrieren und mit einer Kennzahl versehen zu lassen. Doch diese Methode hat sich als unwirksam erwiesen. Die Polizeidirektion Süd sucht deshalb nun nach einem neuen Weg um Fahrraddiebstähle zu verhindern, wie Karsten Thärigen, Leiter des Polizeireviers Halle, am Donnerstag im Ordnungsausschuss erklärte.

In seinem Vortrag legte er den Mitgliedern zunächst dar, warum die Polizei künftig Abstand von den bisher praktizierten Gravuren nimmt. So sei die Gravur etwa langwierig und aufwendig, die dazu verwendeten Maschinen jedoch in die Jahre gekommen. Zudem bringt es größere Probleme bei einem Eigentümerwechsel per Verkauf oder auch bei einem Umzug. Denn der derzeit eingravierte „Eigentümer-Identifizierungs-Nachweis-Code“ setzt sich etwa zusammen aus dem amtlichen Kennzeichen, einer Orts- und einer Straßenzahl, der Hausnummer und den Initialen des Besitzers.

Codierung von Fahrrädern: Verzeichnis ist veraltet und unvollständig 

Bei Umzug oder Eigentümerwechsel müsste also eigentlich eine Umgravur erfolgen, was jedoch fast nie passiere, berichtete Thärigen, der zudem ergänzte, dass das vewendete Verzeichnis für die Straßenzahl veraltet und unvollständig sei.

Das größte Problem der aktuellen Methode ist jedoch, dass sie schlicht nicht funktioniere. Bei insgesamt 344 Codieraktionen hat die Polizei seit 2008 6.100 Fahrräder registriert. Aktenkundig zur Aufklärung beigetragen haben sie in diesem Zeitraum jedoch nur in 30 Fällen. Im selben Zeitraum registrierte die Polizeidirektion Süd allerdings 25.839 Fahrraddiebstähle.

Um die Aufklärungsquote mit Hilfe der Registrierung darzustellen, bedarf es daher schon eines Ausfluges in den Promillebereich. Bei 1,1 Promille oder 0,11 Prozent liegt sie und damit noch deutlich unter der ohnehin schon bescheidenen Gesamtaufklärungsquote von 9,6 Prozent.

Thärigen sieht den Hauptgrund dafür darin, dass die Registrierungen bisher nicht elektronisch erfasst wurden. Eine Zuordnung gefundener Räder anhand des Codes ist daher schwierig. Dennoch hielt die Polizei bisher an dieser Methode fest, verstärkte 2016 sogar noch mal die Aktivitäten. So wurden allein im ersten Halbjahr 2016 noch über 900 Räder im Bereich der PD Süd registriert.

Schutz vor Diebstahl: Neue Technik für bessere Aufklärungschancen

Doch damit soll bald Schluss sein, sagte der Revierleiter. Wenn eine Alternative gefunden wurde. Wie die genau aussehen soll, ist bisher noch offen. Ein von Thärigen präsentierter Favorit ist ein Aufkleber mit Strichcode und sechsstelliger Ziffer, der bereits in anderen Bundesländern Anwendung finde. Der Aufkleber sei nur schwer vom Rahmen zu lösen, erörterte der Revierleiter: „Dafür braucht man eine Speziallösung.

Thärigen betonte auch, dass eine neue Technik nur bessere Aufklärungschancen bringe, wenn die Daten künftig auch in eine elektronische Datenbank eingetragen würden. Zudem unterstrich der Beamte: „Die Kennzeichnung allein verhindert nicht den Diebstahl, sie erleichtert nur die Aufklärung.“ Er riet daher zu anderen Maßnahmen, etwa dass Anwohner verdächtiges Verhalten melden oder Fahrradbesitzer ihr Rad ausreichend fotografisch dokumentieren, damit die Polizisten gefundene Räder später besser anhand der Aufnahmen zuordnen können.

Denn auch trotz größerer Anstrengungen lassen sich Diebstähle kaum ausschließen. Selbst Schloss oder Keller bieten in Halle nur bedingt Schutz. So waren lediglich 323 der 3.238 im vergangenen Jahr in Halle gestohlenen Räder ungeschützt. Immerhin 792 entwendeten die Diebe aus Kellern. (mz)