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Verbrechen in Halle Verbrechen in Halle: Stadt als Hochburg der Fahrraddiebe

Von Robert Briest 18.06.2016, 05:00
Fahrraddiebstahl - mit diesem Werkzeug eine Frage von Sekunden.
Fahrraddiebstahl - mit diesem Werkzeug eine Frage von Sekunden. DPA

Halle (Saale) - Schlösser und ein massives Hoftor nützten nichts - als Susan Tauchert im Mai vergangenen Jahres morgens aus ihrem Wohnhaus in Kröllwitz trat, musste sie feststellen, das sowohl ihr eigenes, als auch das Fahrrad ihres Sohnes vom Hof verschwunden war. Ein großes Ärgernis, schließlich waren beide Räder noch neu.

Nicht neu ist für viele Hallenser hingegen die Erfahrung, Opfer eines Fahrraddiebstahls zu werden. Allein im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 3.359 gestohlene Räder. Das sind 1.074 mehr als im Jahr zuvor und umgerechnet 1,45 pro 100 Einwohner. Damit belegt Halle in einer auf Polizeistatistiken basierenden Erhebung des Vergleichsportals billiger.de bundesweit Rang vier hinter Münster, Magdeburg und Cottbus.

Freiluftdiebstähle

Freiluftdiebstähle, wie in Taucherts Fall, waren in Halle, anders als in Magdeburg oder Leipzig (Platz 11) zuletzt jedoch in der Minderzahl. Drei Viertel aller Räder wurden hier 2015 bei Kellereinbrüchen entwendet. Auch deren Zahl erhöhte sich im vergangenen Jahr um 600 auf 2.500. Anja Koppsieker, Sprecherin der Polizei in Halle, warnt dennoch, natürlich würden Räder aber auch auf der Straße geklaut, vor allem wenn sie nicht oder nur schwach gesichert sind.

Eine Erklärung für die rasant gestiegene Zahl der Fahrraddiebstähle ist wohl das zunehmende Problem der Beschaffungskriminalität. „Bei den Kellereinbrüchen sind die Hälfte der ermittelten Täter Konsumenten harter Drogen“, berichtet Koppsieker, die vermutet, dass es sich bei den Fahrraddiebstählen ähnlich verhält.

Ein Standardschreiben

Susan Tauchert erhielt einige Wochen, nach dem sie das Verschwinden der Räder bei der Polizei anzeigt hatte, einen Brief von der Staatsanwaltschaft: Es habe leider kein Täter ermittelt werden können. Ein Standardschreiben. 2015 klärte die Polizei in Halle lediglich in 5,3 Prozent der Fahrraddiebstähle auf. In Magdeburg ist die Quote mit 19,5 Prozent fast vier Mal so hoch, im Bereich der Polizeidirektion Süd lag sie ohne Halle gar bei 51 Prozent.

Während die PD Süd die hohe Quote mit dem Fahndungserfolg einer spezielle Ermittlergruppe begründet, die 2015 einer Diebesbande auf die Spur kam, nennt die Polizeidirektion Nord einem hohen Kontrolldruck als Hauptgrund. Beamte seien angehalten, verdächtige Personen zu kontrollieren. Zudem würden via sozialen Netzwerken, die Besitzer sichergestellter Räder gesucht .

Aufklärung schwer

Letzteres gäbe es in Halle nicht, sagt Koppsieker. Generell wolle man sich aber nicht mit Magdeburg vergleichen. Stattdessen erörtert sie, warum die Aufklärung generell schwer sei: „Ein Fahrrad ist schnell entwendet.“ Deshalb gäbe es kaum Zeugen und wenn die Täter das geknackte Schloss mitnehmen auch kaum Spuren.

Ermittlungserfolge bleiben deshalb oft Zufall, wenn Polizisten Diebe auf frischer Tat ertappen oder bei Hausdurchsuchungen auffällig viele Räder entdecken und ihren Eigentümern zuordnen können. Dies ist oft schwierig, da nur wenige Hallenser ihre Räder registrieren lassen. Immer wieder stößt die Polizei auch auf Teilelager, da viele Täter ihr Diebesgut nicht nur am Stück, sondern auch in die Einzelteile zerlegt zu Geld machen.

Taucherts Räder blieben gänzlich verschollen. Den Schaden ersetzte ihr jedoch die Versicherung. Eine Lehre hat die Kröllwitzerin dennoch gezogen: „Die Räder stehen statt im Hof nun im Keller.“ (mz)