EVH investiert in Zukunft EVH investiert in Zukunft: Warum Flugzeugtriebwerke aus den USA wichtige Rolle spielen

Halle (Saale) - Wer sich den besten Überblick über die Energiewende in Halle verschaffen will, muss eine gute Kondition haben und schwindelfrei sein. Über 240 Stufen führt eine stählerne Wendeltreppe zum 45 Meter hohen Wärmespeicher hinauf. Vom Dach des gigantischen Wassertanks hat man den besten Blick auf den Energiepark an der Dieselstraße.
Wie Ameisen wirken die Arbeiter, die auf den Gerüsten am neuen Kraftwerksblock C an der Zukunft bauen. „Einmal pro Woche versuche ich, hier nach oben zu steigen. Die Technologie, in die wir hier investieren, ist unsere Antwort auf die Herausforderungen, die auf uns alle warten“, sagt Hans-Ulrich Thiel, Kraftwerksleiter bei der Energieversorgung (EVH) in Halle.
Um- und Aufrüstung des Energieparks
Sie sind selten, die Termine, auf denen Thiel mit Journalisten über den Energiepark spricht. Während die Investitionen in das Stadtbahnprogramm in der Öffentlichkeit omnipräsent sind, geht die Um- und Aufrüstung des Energieparks fast schon lautlos über die Bühne. Dabei sind es gigantische Summen, die die EVH in die Versorgungssicherheit der Stadt und in die Energiewende steckt.
Zehn Millionen Euro hatte alleine der weltweit größte Wärmespeicher seiner Art gekostet. Er fasst 50.000 Kubikmeter Wasser und ist in der Lage, die 120.000 Hallenser, deren Wohnungen, Firmen, Schulen oder Kitas an das Fernwärmenetz angeschlossen sind, drei Tage autark zu versorgen. Warum das so wichtig ist? „Durch den Wärmespeicher werden wir unabhängiger von den Schwankungen an der Strombörse. Sind die Preis unrentabel, dann schalten wir Turbinen ab und können die Reserven nutzen“, sagt Thiel.
Gasturbine bei General Electric in Cincinnati hergestellt
Apropos Turbinen: Die Maschine im Block A wurde erneuert und befindet sich im Probebetrieb. Sie kann bei Bedarf innerhalb von sieben Minuten von null auf volle Leistung hochgefahren werden - bisher dauerte das zwei Stunden. „Die Strompreise ändern sich mitunter aller 15 Minuten. Darauf können wir jetzt viel besser und effizienter reagieren“, sagt der Kraftwerks-Chef. Im neuen Block C, dessen Bau im Oktober 2018 begonnen hatte, ist die neue Gasturbine bereits installiert. Sie wurde bei General Electric in Cincinnati (US-Bundesstaat Ohio) hergestellt und kommt ansonsten auch in Flugzeugen zum Einsatz.
Aus den USA wurde sie zunächst nach Ungarn geflogen und von dort in einem großen Container nach Halle gebracht. „Durch die neuen Turbinen und weitere Modernisierungen nutzen wir das Erdgas als Brennstoff heute zu 96 Prozent aus. Vorher waren es 90 Prozent“, so Thiel. Die Anlagen seien zudem so ausgelegt, dass sie auch mit synthetischem Gas betrieben werden könnten. Und damit, sagt Thiel, könne man nicht mehr nur von einer Brückentechnologie reden.
„Wir sind damit auf die Zukunft vorbereitet“
„Wir sind damit auf die Zukunft vorbereitet. Denn auch künftig wird der Strom aus erneuerbaren Energien noch nicht ausreichen, um Menschen und Industrieanlagen rund um die Uhr versorgen zu können.“
Wie sich die Preise für Strom- und Fernwärme entwickeln, ob und wie hoch der Zuschlag ist, den Kunden der EVH ab 2020 zahlen müssen, ist indes noch nicht entschieden. Die Investitionen in den Energiepark werden über die Umlage zur Kraft-Wärme-Kopplung anteilig an die Verbraucher weitergegeben. (mz)