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Eishockey Eishockey: Halles härtester Sportler

Von GOTTFRIED SCHALOW 14.03.2012, 21:19

Halle (Saale)/MZ. - Die Schmerzen sind ein alltäglicher Begleiter geworden. Aber zurückstecken? Pause machen? Gar aufgeben? Das passt nicht zu einem Eishockey-Spieler. Also geht es weiter. In den Spielen, im Training. Und das, obwohl Sebastian Lehmann selbst dabei erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen muss. "Ich bekomme nicht einmal einen Liegestütz hin", sagt der Stürmer der Saale Bulls.

Es ist eine bemerkenswerte Geschichte. Eine Geschichte, die irgendwie schon beim Hören Schmerzen verursacht. Im Herbst hatte sich Lehmann eine schwere Schulterverletzung zugezogen. Genauer: eine Schultereckgelenksprengung. Doch er biss auf die Zähne, setzte nur in einigen weniger wichtigen Pokalspielen aus. In allen 32 Oberliga-Partien aber stand er auf dem Eis. Obwohl, wie er damals berichtete, "die Schulter nach jedem Spiel höllisch wehtat. Aber ich wollte die Mannschaft auch nicht in Stich lassen."

Lehmann - Halles härtester Sportler. Denn an seiner Einstellung hat sich nichts geändert. "Es tut immer noch an allen Ecken und Enden weh", sagt er heute.Doch gerade jetzt bleibt keine Chance für eine Pause. Es ist Playoff-Zeit - und die ist eine ganz besondere Sache im Eishockey - schon rein optisch. Auch bei den Saale Bulls, die zum ersten Mal im Viertelfinale stehen, hat das ungeschriebene Eishockey-Gesetz Einzug gehalten, sich bis zum Ende dieser Serie nicht mehr zu rasieren. Natürlich gilt das auch für Sebastian Lehmann. Es gibt also viele so noch nie gesehene Gesichter in der Mannschaftskabine zu bestaunen, von Tag zu Tag abenteuerlicher. Große Zeit für Erinnerungsfotos. Und die soll noch eine Weile anhalten. "Zumindest Füssen schaffen wir noch", sagt Lehmann. Der EV Füssen ist der erste Gegner in dieser Serie im Viertelfinale. Das erste Spiel findet am Freitagabend im Ostallgäu statt, das erste Heimspiel am Sonntag in der Volksbank-Arena. Wer zuerst drei Siege hat, steht im Halbfinale dieser Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga.

Das Duell gegen Füssen ist gerade für Sebastian Lehmann, der am 26. Februar 27 Jahre alt geworden ist, ein besonderes. Der Traditionsverein war eine seiner zahlreichen Stationen im deutschen Eishockey - wie auch die Hannover Indians, Bad Nauheim, Crimmitschau, Rosenheim und Leipzig. Da werden Erinnerungen wach. "Wir werden in der großen Arena spielen, die gleichzeitig das deutsche Bundesleistungszentrum für Eishockey ist. Ein richtiges Schmuckstück."

Ein weiterer Grund, auf die Zähne zu beißen und die Schulter zu vergessen. Und wie wichtig das für seine Mannschaft ist, hat Lehmann erst am Sonntag gegen Kassel bewiesen. Da war er der beste Spieler der Saale Bulls, schoss drei Tore, eines davon zum vorentscheidenden 3:1 sogar in Unterzahl. All das sah locker und leicht aus. Doch macht Lehmann keinen Hehl daraus, dass die lange Saison mit nun schon 59 Spielen Spuren hinterlassen hat. "Es ist schon lange beschlossene Sache, dass die Schulter im Sommer operiert werden muss." Mit der anschließenden Reha ist dann auch ein großer Teil der spielfreien Zeit verplant. Trotzdem ist noch Zeit für Urlaub mit seiner Nadja. "Wir haben schon Plätze auf Teneriffa und anschließend in Mailand gebucht."

Dass er danach nach Halle zurückkehren wird, ist zwar noch nicht sicher, aber auch nicht unwahrscheinlich. Lehmann spielt seit zwei Jahren für die Saale Bulls, hat zumindest im Winter seinen Wohnsitz in Halle. Gut möglich also, dass noch ein drittes Jahr bei den Bulls folgt. "Die Möglichkeit dafür ist da. Der Vorstand hat längst ein Angebot für die neue Spielzeit gemacht", berichtet Lehmann. "Aber jetzt läuft die Saison noch, da kümmere ich mich grundsätzlich nicht um Vertragsangelegenheiten. Das hat Zeit bis nach dem letzten Spiel."

Es ist Playoff-Zeit. Da gehen die Uhren eben anders. "Das erfordert die ganze Konzentration", sagt der Stürmer. Und es erfordert, noch einmal an die Grenzen zu gehen. Denn zum vollgestopften Spielplan kommen nun auch noch die langen Reisen. Am Freitag sind es fast acht Stunden. Unrasiert und mit Schmerzen in der Schulter. Aber spätestens beim zweiten Spiel am Dienstag in Halle wird Lehmann wissen, wofür er das tut. Da, so hofft er, wird es wieder genauso laut und voll wie am vergangenen Sonntag gegen Kassel. "Ich hab ja nun wirklich schon eine Menge erlebt. Aber so eine Stimmung - das war einmalig", sagt Lehmann.