"Eine sehr schöne Zeit" "Eine sehr schöne Zeit": Azubis des Bergmanntrosts reisen im Austausch nach Finnland

Halle (Saale) - Die Finnen schlafen gerne etwas länger. Zumindest einige Bewohner im Pflegeheim in Oulu. Statt wie in Deutschland, morgens um sieben, werden sie teilweise erst um neun Uhr aus den Betten geholt, wenn sie das möchten. Für deutsche Pflegekräfte ist das ungewöhnlich. Drei Azubis aus Halle haben drei Wochen lang in der nordfinnischen Stadt Oulu - Partnerstadt von Halle - einen Teil ihrer Ausbildung absolviert und die Unterschiede zum deutschen System am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Azubis des Bergmanntrosts reisen im Austausch nach Finnland
„Die Spätschicht kommt einem schon ein bisschen länger vor“, sagt Paul Püschel, Krankenpfleger am Klinikum Bergmannstrost im zweiten Ausbildungsjahr. Gemeinsam mit seinen Azubi-Kolleginnen Antonia Malz und Julia-Marie Spichale hat er im September und Oktober am Erasmus-Programm in Finnland teilgenommen. Wie der 19-Jährige erzählt, unterscheiden sich die Tagesabläufe im finnischen Pflegeheim auch bei den Mahlzeiten von denen in Deutschland. So werden beispielsweise nicht drei oder vier, sondern regelmäßig fünf feste Mahlzeiten für die Bewohner serviert. „Das war am Anfang schon ein bisschen ungewöhnlich, aber man gewöhnt sich schnell daran“, sagt Püschel.
Das Fremde kennenzulernen und die eigene Arbeit auch mal in einer anderen Umgebung zu erleben, war Teil des Plans. Henry Rafler, Pflegedirektor am Bergmannstrost, ist froh, dass seine Azubis die Reise nach Finnland angetreten sind. „Wir haben auch oft viele ausländische Patienten in unserem Haus. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Pflegekräfte interkulturell offen und sensibel sind“, sagt er. Die Kommunikation zwischen Pfleger und Patient sei entscheidend.
Das Klinikum Bergmannstrosthatte 2019 zum ersten Mal am Erasmus-Programm teilgenommen. „Erasmus+“ ist eine von der EU geförderte Initiative, mit der Jugendliche, die in der Ausbildung sind oder die studieren, für eine Zeit lang ins Ausland gehen können. Die drei Azubis hatten sich vorher klinikumsintern für die Reise beworben. Sie fand statt vom 14. September bis 5. Oktober.
Azubis des Bergmanntrosts als reguläre Arbeitskräfte im Pflegeheim in Finnland
Diese stellte sich für die drei Azubis in Oulu teilweise als ziemlich schwierig heraus. Finnisch gehört nach Expertenmeinung zu einer der schwersten Sprachen der Welt. Da halfen in manchen Fällen nur Hände und Füße, wie Antonia Malz beschreibt. „Die Bewohner waren aber alle sehr offen. Und es wurde wirklich wert geschätzt, dass wir da waren“, sagt die 20-Jährige. Obwohl die drei halleschen Azubis im finnischen Pflegeheim quasi wie reguläre Arbeitskräfte eingebunden waren, konnten sie trotzdem noch ein bisschen Freizeit genießen. Sie unternahmen Ausflüge zum originalen Weihnachtsmann-Dorf und zur finnischen Hauptstadt Helsinki.
„Wir hatten auf jeden Fall eine sehr sehr, schöne Zeit“, sagt Julia-Marie Spichale. Pflegedirektor Rafler ist froh, dass seine jungen Nachwuchspfleger wieder zurück in Deutschland sind, obwohl es ihnen in Finnland so gut gefallen hat. „Wir brauchen die guten Leute hier in Halle“, sagt er. Der nächste Azubi-Jahrgang soll im Jahr 2020 auch wieder die Möglichkeit bekommen, für einige Wochen ins Ausland zu gehen. Ob es wieder Finnland wird, oder ein anderes Land, steht momentan noch nicht fest. (mz)