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Sekt aus der Region Ein Prosit auf das neue Jahr

Aus den Höhnstedter Weinbergen kommen das ganze Jahr über viele edle Tropfen. Zu Silvester darf es aber noch etwas edler sein - vielleicht ein erdbeer-karamelliger Spätburgunder Weißherbst?

Von Katja Pausch 31.12.2021, 10:00
Bei Hoffmanns wird zu Silvester mit Sekt aus eigener Produktion zugeprostet: mit einem Spätburgunder Weißherbst von 2016 und einem Riesling aus der Lese von 2015.   Letzteren hat Winzerin Ulrike Hoffmann im Glas.
Bei Hoffmanns wird zu Silvester mit Sekt aus eigener Produktion zugeprostet: mit einem Spätburgunder Weißherbst von 2016 und einem Riesling aus der Lese von 2015. Letzteren hat Winzerin Ulrike Hoffmann im Glas. Foto: Katja Pausch

Halle (Saalekreis)/MZ - In der letzten Nacht des Jahres, auf der Schwelle zum neuen Jahr, gehört es für viele Menschen dazu: Das Glas Sekt, mit dem auf Vergangenes und Zukünftiges angestoßen wird. „Nein, bitte nicht anstoßen!“ Ulrike Hoffmann sieht es mit Unbehagen, wenn Leute mit Sektgläsern anstoßen. „Mit Wein gerne, mit Sekt eher nicht - denn die Kohlensäure verhindert, dass die Gläser klingen“, so die Höhnstedterin, die es wissen muss: Seit 30 Jahren betreibt die Winzerin aus Leidenschaft gemeinsam mit Ehemann Harry und Tochter Marie, die nach erfolgreichem Studium von Önologie und Weinbau vor Jahren schon in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist, das Weingut Hoffmann in der alten Höhnstedter Schrotmühle.

Natürlich gehört auch bei Hoffmanns ein Glas Sekt zum Jahresende zur Silvester-Zeremonie - zumal, wenn man das auch für Winzer nicht einfache 2021 hinter sich lassen kann. Denn der extreme Wintereinbruch Ende Januar, Anfang Februar und der damit verbundene Frost hätten beinahe auch bei Hoffmanns die zum Teil über 30 Jahre alten Rebstöcke vernichtet. „Wir haben aber noch mal Glück gehabt, andere, wie Winzer im Saale-Unstrut-Gebiet, leider nicht“, so Ulrike Hoffmann. Dafür habe 2019 und 2020 der Regen gefehlt - 2021 sei dann etwas mehr vom Himmel gefallen, so dass die Speicher zumindest derzeit relativ gut gefüllt seien. 2021 ist indes - ebenso wie das Jahr zuvor - coronabedingt kein gutes Jahr gewesen: Viele Gäste, die zu Weinwanderungen, -proben und -festen sonst busladungsweise in die Alte Schrotmühle kommen, sind ausgeblieben.

Bei Hoffmanns ist es selbstverständlich Sekt aus eigener Produktion, mit dem das alte Jahr verabschiedet wird, „auch wenn wir durchaus Sekt und Weine anderer Winzer und Regionen probieren - schon aus fachlichem Interesse“, so Ulrike Hoffmann. Allerdings: Nicht jedes Jahr gibt es einen neuen Sekt. Denn der braucht Zeit, bis er im Glas perlt. Viel Zeit. „Neun Monate muss der Wein, der als Grundlage für den Sekt dient, auf der Hefe liegen - mindestens“, erklärt die Winzerin. Frühestens könne also nach der Lese im Herbst ein Sekt im darauffolgenden Jahr ausgeschenkt werden.

Doch meist wird dem Sekt noch mehr Zeit zum Reifen eingeräumt - auch bei Hoffmanns. „2021 haben wir Sekt aus Trauben, die 2015 und 2016 geerntet wurden, in den Handel gebracht - einen Spätburgunder Weißherbst und einen Riesling“, so Ulrike Hoffmann. Zeichne sich der Spätburgunder durch Erdbeer-Karamell-Geschmack aus, punkte dagegen der Riesling mit den Aromen von Brioche, Quitte, Pfirsich, Birne und Zitrus.

Für die Sektherstellung, so Ulrike Hoffmann, wird ein fertiger Flaschenwein, der eine höhere Säure aufweist, als Basis verwendet - ihm werden Hefe und Zucker zugesetzt. In den mit Kronkorken verschlossenen Flaschen macht sich dann die Hefe daran, den Zucker zu „verspeisen“ und damit Kohlendioxid - die beliebten Perlen im Glas - zu produzieren. Dabei, so die Höhnstedterin, müsse eine Sektflasche extremen Druck aushalten: sechs Bar immerhin. Daher seien Sektflaschen so dickwandig und hätten einen gewölbten Boden.

Neun Monate arbeitet die Hefe, danach heißt es für Winzer oder Winzerin 14 Tage lang nach einem strengen Schema „Flaschendrehen“, um die Resthefe im Kronkorken zu sammeln. Markierungen an jeder Flasche zeigen die jeweilige Drehrichtung an - eine aufwendige Prozedur. Anschließend werden die fast hefefreien Flaschen maschinell geöffnet, die Hefe schießt heraus und blitzschnell wird eine Dosage - ein Zucker-Wein-Gemisch - hinzugefügt, bevor die Flasche verkorkt wird. Und wie soll man das edle Getränk nun genießen? Man erhebt das Glas, so die Expertin, und prostet sich mit freundlichem Kopfnicken zu: Zum Wohl!