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Der beste Ton in Halle Der beste Ton in Halle: Im Multimediazentrum werden 22 Millionen verbaut

Von Michael Falgowski 26.01.2015, 08:08
Hochwassergefährdet: Das Multimediazentrum an der Saale.
Hochwassergefährdet: Das Multimediazentrum an der Saale. Jens Schlüter Lizenz

Halle (Saale) - Im Kino des Mitteldeutschen Multimediazentrums sind die roten Plüschsessel ausgebaut. Stattdessen ziehen Handwerker eine Galerie für Filmprojektoren und Technik ein, Traversen werden angebaut und Wände geschlitzt und verkleidet: Trockenbau für die neue Kinotonmischung, das Herzstück der Produktionsstudios. „Im Sommer kann in Halle endlich wieder der Ton für Kinoproduktionen abgemischt werden“, sagt MMZ-Geschäftsführer Andreas Nowak.

Während die oberen Etagen in Halles Gründerzentrum für Medienunternehmen komplett vermietet sind, hat erst jetzt, mehr als eineinhalb Jahre nach dem Hochwasser 2013, die Beseitigung der Flutschäden in den unteren Etagen begonnen. Der erste Bauabschnitt, der Einbau der Kinotonmischung auf der hochwassersicheren Ebene Null, kostet 6,4 Millionen Euro, einschließlich der Planung weiterer Bauphasen. Insgesamt werden jedoch rund 22 Millionen Euro benötigt.

Der Umbau ist sehr speziell

„Das ist die größte Einzelmaßnahme der Fluthilfe in Halle und sicher auch in Sachsen-Anhalt. Und sie ist eine der ersten, die schon realisiert werden“, sagt Peggy Görbig von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „Rauschenbach und Kollegen“. Sie betreut und plant die MMZ-Erneuerung mit.

Als das Saalewasser kam, befand sich im Grunde alles, was wirklich teuer war sowie die Haustechnikzentralen in den vier Untergeschossen mit den beiden Tiefgaragendecks. Das ändert sich. Im ersten Bauabschnitt werden die Kinotonmischtechnik und andere Studioproduktionsbereiche nach oben verlegt. Der Umbau ist sehr speziell, allein für die Medientechnik kann man wohl 2,5 Millionen Euro veranschlagen.

Die Sanierung und der Umbau des MMZ bilden das teuerste der insgesamt 245 Bau- und Sanierungsprojekte auf dem „Maßnahmeplan“ der Stadt. Insgesamt wurden für die Beseitigung der Flutschäden 230 Millionen Euro Fördermittel beim Landesverwaltungsamt (223 Anträge) und bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (22 Anträge) beantragt. Rund 122 Millionen Euro sind bis jetzt bewilligt. Einige Sanierungsarbeiten an Brücken, Straßen, Gebäuden und technischen Anlagen laufen bereits. Andere folgen.

Ein weiteres Großprojekt ist der Ausbau des Gimritzer Damms bis Ende 2017. Fahrbahnen, Gleisanlagen, Haltestellen, Geh- und Radwege sowie Trink- und Abwasserdruckleitungen werden für 21 Millionen Euro erneuert. In der Klaustorvorstadt saniert die Stadt bis Ende 2016 Robert-Franz-Ring, Ankerstraße, Pfälzerstraße und die Gasse Tuchrähmen. Bis Ende 2017 sollen auch die Flutschäden an den Anlagen der halleschen Pferderennbahn beseitigt sein. Die „Brunnengalerie“, das spezielles Pumpsystem zur Grundwasserabsenkung in den östlichen Wohngebieten Halle-Neustadts, wird für 5,5 Millionen Euro bis Ende 2016 instandgesetzt.  (mfa)

Im Raum der Kinotonmischung sind jeweils Fachplaner für die Akustik, für die Beleuchtung und für die Lautsprechersysteme notwendig. Experten des bekannten Audio-Unternehmens „Dolby“ reisen aus England an, um den Raum einzumessen. „Ab Sommer wollen wir den derzeit höchsten technischen Standard anbieten: Dolby Atmos Premium. Es wäre erst die zweite Anlage in Europa, die diese Technik leistet“, sagt Andreas Nowak. Schon jetzt würden Produktionsfirmen anrufen, die auf das Studio in Halle warten würden.

Vor allem könne die hallesche Firma Metrix Media ihre Postproduktionen großer Kinofilme wieder im MMZ machen. Die Firma hat 2013 ein Ausweichquartier am Weinberg-Zentrum bezogen, muss aber Anlagen in München oder Berlin nutzen.

Das Premium-Technik-Angebot wird vom MMZ auch finanziell benötigt. Man will damit Geld verdienen. Denn seit dem Hochwasser gehen der kommunalen Tochter Einnahmen von jährlich rund 250.000 Euro verloren, allein 100.000 übrigens durch die noch immer gesperrte Tiefgarage.

Markante Glasfassade am Saaleufer

Einiges ändert sich am erst 2007 eröffneten MMZ: Im ersten Bauabschnitt wird das Kino im „Kubus“ genannten Gebäude für die Kinomischtechnik abgeschafft. Auch die Caféteria im markanten „Schwebekörper“ an der Mansfelder Straße gibt es künftig nicht mehr, sie wird zum Technikraum. Im benachbarten Konferenzraum entsteht das „Abnahmestudio“.

Weitere Bauabschnitte folgen. Bis Ende 2018 sind im ersten Untergeschoss mit der markanten Glasfassade am Saaleufer unter anderem ein großer Raum für Kulturveranstaltungen sowie Musikstudios geplant, die angemietet werden können. Die Zahl der Tiefgaragenplätze wird aufgestockt. Weil im Untergeschoss rund 1000 Quadratmeter Bürofläche verloren gehen, ist zudem der Bau eines zweiten „Kubus“ geplant. Doch das dauert noch. Auch deshalb, weil die Planung und die europaweite Ausschreibung viel Zeit kosten. Unter anderem muss für Arbeiten in den Untergeschossen erst die Saalemauer saniert sein, die dann auch als Hochwasserschutz dient. Erst Ende 2016 wird die ebenfalls mit der Fluthilfe finanzierte neue Mauer stehen.  

Baustelle MMZ: Peggy Görbig und Andreas Nowak studieren die Pläne für die Sanierung des Hauses.
Baustelle MMZ: Peggy Görbig und Andreas Nowak studieren die Pläne für die Sanierung des Hauses.
Jens Schlüter Lizenz