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Daniel Schrader im MZ-Interview Daniel Schrader im MZ-Interview: Ich will OB werden, weil ...

05.02.2019, 15:32
Daniel Schrader kandiert für das Amt des Oberbürgermeister.
Daniel Schrader kandiert für das Amt des Oberbürgermeister. Silvio Kison

Halle (Saale) - Daniel Schrader kommt mit seinem Wahlkampfmanager zum Interviewtermin mit der MZ. Der 36 Jahre alte, parteilose Einzelkandidat will am 13. Oktober zur Oberbürgermeisterwahl in Halle antreten. „Ich möchte OB werden, meine es ernst“, sagt der Hauptbrandmeister, der im Fachbereich Sicherheit in der Stadtverwaltung arbeitet und in Oppin wohnt. Dirk Skrzypczak hat mit dem verheirateten Familienvater über seine Ambitionen gesprochen.

Kurz vor Weihnachten hat der OB Sie befördert. Wie hat er auf Ihre Kandidatur reagiert?

Daniel Schrader: Er hat mir viel Erfolg gewünscht. Das war alles. Ansonsten haben wir nicht miteinander gesprochen.

Weil er Sie nicht als ernsthafte Konkurrenz sieht?

Ich denke, dass mich die anderen Bewerber nicht auf dem Zettel haben. Für mich ist das ein Vorteil. Ich rolle das Feld von hinten auf.

Sie müssen öffentlich erst einmal bekanntwerden. Wie sieht Ihre Strategie aus?

Wir wollen Bürgerversammlungen organisieren und in die Ortsteile gehen. Ich suche den direkten Kontakt zu den Menschen, will wissen, was gut läuft und wo Probleme liegen.

Erzählen Sie doch mal etwas aus Ihrem Leben. Was sind Sie für ein Mensch?

Ich sage, was ich denke, habe mich noch nie verstellt. Das führt bei Leuten, die mich neu kennenlernen, mitunter zu Irritationen. Ich bin in Halle geboren, hier bis zur sechsten Klasse zur Schule gegangen. Ich habe in der Qualitätskontrolle eines Möbelhauses gearbeitet, war Gruppenführer bei der Bundeswehr, habe Pakete ausgefahren. Seit 2005 bin ich bei der Stadt angestellt.

Die etablierten Parteien sind wahlkampferprobt, haben dafür auch das nötige Know-how. Der OB hat seinen Verein Hauptsache Halle. Wie wollen Sie den Nachteil ausgleichen?

Wir sind dran, ein großes Team zu bilden. In den Ortsteilen wollen wir Anhänger finden, auch Spenden einwerben. Finanziell haben die Parteien im Wahlkampf andere Möglichkeiten. Ich muss mit begrenzten Mitteln wirtschaften und suche deshalb alternative Wege, um für mich zu werben. Social Media ist da ganz wichtig. Ich habe richtig Lust darauf.

Sie sind in Halle geboren, arbeiten auch in der Stadt, wohnen aber im Saalekreis. Glauben Sie, dass die Hallenser Sie als OB akzeptieren würden?

Der Hauptverwaltungsbeamte muss nicht in der Stadt wohnen, in der er arbeitet. Ich bin mein ganzes Leben mit Halle verbunden gewesen. Nach Oppin zu ziehen, hatte familiäre Gründe. Ich denke, es sollten die Inhalte zählen und nicht der Wohnsitz.

Wann und wie ist der Entschluss bei Ihnen eigentlich gereift, bei der OB-Wahl in Halle anzutreten?

Eigentlich schon 2016, in Gesprächen mit Kollegen. Ich bin ein Mensch, der Veränderungen braucht. Mit dem Status quo habe ich mich nie zufriedengegeben. In der Stadtgemeinschaft läuft aus meiner Sicht viel schief. Das will ich ändern.

Es klemme an allen Ecken und Enden, haben Sie gesagt. Was meinen Sie genau?

Es gibt ein Kommunikationsproblem von der Verwaltung zum Bürger und umgekehrt, auch innerhalb der Verwaltung. Wenn wir die Menschen mitnehmen wollen, müssen wir sie besser informieren, in Entscheidungen einbinden. Da sehe ich große Defizite. Die Zukunftswerkstätten sind gut, reichen aber nicht.

Sie fordern auch, dass die Sicherheit verbessert werden muss. Wo hapert es?

Im Fachbereich Sicherheit, bei der Feuerwehr und im Ordnungsamt, muss das Personal aufgestockt werden. Viele Kollegen gehen demnächst in Rente. Mit einem Fingerschnipsen können wir diese Stellen nicht besetzen. Laut unserer Führung ist alles in Ordnung. Ich habe Bauchschmerzen.

Sie schlagen die Einrichtung einer Sicherheitswache vor, in der Bürger ehrenamtlich das Ordnungsamt unterstützen. Braucht Halle die Bürgerwehr?

Das ist keine Bürgerwehr, solche Modelle gibt es bereits in Sachsen und Bayern. Die ehrenamtlichen Helfer sind in der Stadt unterwegs und melden beispielsweise Falschparker, die Feuerwehrzufahrten blockieren. Das ist ein ernstes Problem in der Stadt.

Sie arbeiten zwar bei der Stadt, sind aber kein Verwaltungsfachmann. Fehlt Ihnen nicht diese Erfahrung?

Das sehe ich komplett anders. Wenn man direkt aus der Verwaltung kommt, denkt man in festgefahrenen Strukturen. Ich bin ein Mann der Praxis, sehe die Stadt dadurch mit anderen Augen. Außerdem bin ich dabei, mich in Akten einzulesen, um politisch mitreden zu können. Leicht ist das nicht, schließlich muss ich meinen Dienst im Einsatzleitzentrum in der Leitstelle weiter versehen. Also setze ich meine Freizeit für den Wahlkampf ein. Das ist für mich positiver Stress.

Wie würde Sie sich politisch einordnen? Ihre Ziele klingen eher konservativ.

Bin ich konservativ, nur weil ich Wert auf die Sicherheit lege? Nein. Ich sehe mich eher als Vertreter der Mitte.

Sie benötigen 100 Unterschriften von Unterstützern, um zur Wahl antreten zu können. Haben Sie die schon zusammen?

Nein, aber das schaffe ich locker. Seit bekannt ist, dass ich antrete, erfahre ich viel Zuspruch. (mz)