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Crossover erobert die Malerei

Von Detlef Färber 29.01.2008, 18:47

Halle/MZ. - Das Kunstwort stammt aus der Pop-Branche. Crossover - die Kreuzung oder Überlappung von Rock, Punk, Rap, Klassik und / oder noch ein paar anderen Zutaten. Andere Musiker, die sich im Dunstkreis von Folk bis Jazz bewegen, nennen ihre melodischen und rhythmischen Schichtungen gar Weltmusik. Auf etwas andere Schichtungen und letztlich auf eine Art Crossover als kreatives Prinzip stößt aber auch, wer Werke der Malerin Karin Jarausch betrachtet. Denn auch auf ihren Leinwänden trifft Pop auf jede Menge Klassisches. Souverän surft die Hallenserin quer durch etliche Stilepochen der Kunstgeschichte. Ihr Kunststück dabei: Sie kommt am Ende wieder bei sich selber an.

Wer ihre Bilder noch nicht kennt, darf sich jeweils auf einen ersten Moment der Irritation freuen. Der öffnet den Blick des Betrachters - und hoffentlich sein Herz. Spannend ist, dass man gleichzeitig zu mindestens zwei Schlüsseln des Verständnisses greift. Bei den Bildern in Jarauschs laufender Ausstellung bei "Zeitkunst" tritt man etwa ein in eine meist romantische Bildwelt - getaucht in die Farben der Pop-Art. Doch statt zu kollidieren, wie es auch denkbar wäre, verzaubern beide Elemente einander: Die Romantik kommt hier ohne alles Schwermütige aus - und die Pop-Art ohne alles Kindische. Wenn die Künstlerin mal selbst darüber redet, hängt sie es freilich lieber etwas tiefer: "Ein Bild ist auch wie ein gut gelungener Kuchen", meint sie lächelnd. Und: "Es muss viel drin sein."

Wie dergleichen entsteht? - Karin Jarausch ist eine "Übermalerin". Nicht in dem Sinne, dass sie heute die Flächen und Figuren von gestern überpinselt, weil sie ihr nicht mehr gefallen. Von dem Übermalten bleibt bei ihr vielmehr stets etwas stehen. Oder es darf noch durchschimmern. So treten die verschiedenen Schichten ihrer Bilder miteinander in Korrespondenz.

Und nicht nur das. Karin Jarausch malt auch immer mehrere Bilder gleichzeitig. So kann es passieren (und soll es wohl auch), dass Motive und Stimmungen auch mal wandern - von einem Bild zum andern. Und so geschieht es durchaus auch, dass sich die Fertigstellung eines Großformats mal über ein halbes Jahr oder länger hinzieht. Auch Jarauschs "Netto-Zeiten" der Bildproduktion sind sehr unterschiedlich. Natürlich hoffe sie immer auf "den schnellen genialen Wurf", erzählt die Künstlerin. Doch die Leichtigkeit in der Bildsprache, die sie anstrebt, sei auch mit einem erkämpften Ergebnis zu erreichen.

Ihr ungewöhnliches Arbeitsprinzip führt die aus dem Thüringer Eisenberg stammende Malerin auch auf ihren "Umweg" über die Textilkunst zurück. Die "Burg"-Absolventin hat einst bei Inge Götze studiert. Wohl deshalb kennzeichnet ihre Bilder bis heute eine hohe Dichte und Verwobenheit. Auch manche vertikale und horizontale Verläufe erinnern - zumindest den, der es weiß - noch ein bisschen an textile Strukturen.

Während in der aktuellen Ausstellung von Karin Jarausch noch Natur und Landschaft dominieren, treten in ihren neuen Arbeiten Dekor-Elemente stärker in den Vordergrund. "Deko deluxe" lautet dann auch der Titel von einer ihrer nächsten Präsentationen in einem Kunsthaus in Teterow.

Für die allernächste Schau - im Mai in der Magdeburger Galerie "Himmelreich" - wird am Thema und am Titel dagegen noch gefeilt. Varianten dafür gibt es etliche. Während die Handschrift von Karin Jarausch nämlich längst unverkennbar und unverwechselbar ist, kann sie sich motivisch und thematisch umso fröhlicher ausbreiten. Und so kann sie mit ihrem Crossover immer mal wieder ein Stück Welt - und ein Stück Kunst - mehr erobern.

Die Ausstellung "Naturschönheiten" von Karin Jarausch (gemeinsam mit Keramik von Rüdiger Giebler) ist in der Zeitkunstgalerie, Kleine Marktstraße 4 - noch bis zum 16. Februar zu sehen.