Call-Center braucht Platz
Halle/MZ. - Ein gedämpftes Stimmengewirr erfüllt das Großraumbüro. Zahlreiche Frauen und Männer sitzen an den mit Trennwänden voneinander abgeschirmten Arbeitsplätzen. Vor sich den Computer, Hörer und Mikrophon auf dem Kopf, führen sie Telefongespräche mit Kunden des "Weltbild"-Verlags. Alltag im Call-Center der Unternehmensgruppe buw in Halle. Mit insgesamt 650 Arbeitsplätzen gehört buw zu den Großen der Branche in der Saalestadt.
buw mit Hauptsitz in Osnabrück ist seit 2004 im Bürohaus in der Grenzstraße ansässig. In sieben verschiedenen Telefonzentralen auf vier Etagen versehen die Mitarbeiter ihren Dienst. Und doch ist der Platz bereits knapp. "Wir müssen erweitern", sagt Oliver Schoenstein. Der 28-Jährige ist derzeit Projektleiter der Call-Center-Abteilung, die für den Weltbild-Verlag arbeitet. Darüber hinaus betreuen bzw. akquirieren buw-Mitarbeiter auch Kunden der Telekommunikations-Anbieter Telekom, T-Com, Arcor, Versatel sowie für die Krankenkasse AOK. Zusätzliche Auftraggeber sollen gewonnen werden. "Bis Ende 2007 wollen wir regelmäßig weitere Mitarbeiter einstellen", erläutert Schoenstein.
Zum Teil Vorbehalte
Obwohl es zukunftsträchtige Jobs in der Region nicht wie Sand am Meer gibt, sehen sich die Call-Center oft Vorbehalten ausgesetzt. Von Tätigkeit ohne Niveau, Billiglohn oder Belästigung per Telefon ist da die Rede. Schoenstein hält dem entgegen: "Die Arbeit bei uns ist anspruchsvoll. Nicht jeder, der zu uns kommt, kann den Job machen." Immer mehr namhafte Unternehmen bedienen sich externer Call-Center. Der Einstiegs-Stundenlohn von 6,76 Euro sei, so Schoenstein, fair. Weiterqualifizierungen werden angeboten und sind gewünscht. "Gerade für Seiteneinsteiger gibt es bei uns gute Möglichkeiten, beruflich voranzukommen."
Davon sollen sich die Besucher beim Tag der offenen Tür am 17. Oktober selbst überzeugen können. Von 10 bis 18 Uhr gewähren buw-Mitarbeiter bei Vorträgen und Führungen einen Blick hinter die Kulissen. Wer mit einem Job im Call-Center liebäugelt, kann sich an Ort und Stelle über die Voraussetzungen für einen Berufseinstieg sowie Aufstiegschancen informieren.
Es gilt "Welpenschutz"
Wer bei buw anfangen möchte, durchläuft zunächst ein mehrtägiges Auswahl- und Einführungsverfahren. "Am dritten oder vierten Tag erfolgt der erste Gehversuch am Telefon mit Kunden", erläutert Schoenstein. Gelte zuvor noch der "Welpenschutz", wird es ab der etwa vierten Woche ernst: Dann müssen sich Neulinge an Kriterien wie Zahl der Gespräche pro Stunde und Verkaufsquote messen lassen.
Diese ersten Gehversuche haben Jana Hendryka aus Nempitz (Kreis Merseburg-Querfurt) und Antje Grundmann aus Halle längst hinter sich. Der Call-Center-Job macht den Frauen Spaß. "Man hat jeden Tag verschiedene Personen am Telefon, von der Hausfrau bis zum Professor. Man weiß nie, was einen erwartet, das ist das Spannende", sagt die gelernte Bäckerin und Konditorin Jana Hendryka. Die 25-Jährige arbeitet nach mehreren beruflichen Zwischenstationen seit einigen Monaten als Call-Center-Agent. "Wir haben ein beinahe familiäres Klima. Die Kollegen sind untereinander sehr hilfsbereit", ergänzt die 40-jährige Antje Grundmann. Die gelernte Chemikantin hat früher im Labor des Kaliwerks Teutschenthal gearbeitet.
Die Firma buw wurde 1993 gegründet und zählt heute mehr als 2 000 Mitarbeiter. Neben Halle ist das Unternehmen an drei weiteren Standorten in Deutschland sowie an einem in Ungarn präsent.
Stellen-Infos im Internet: www.buw.de