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Plakate in Halle "Buchtipp"-Geber: Werbung für Akif Pirinçci

Von Robert Briest 22.06.2016, 06:00
„Buchtipp“ der Firma Ebert unter der Hochstraße
„Buchtipp“ der Firma Ebert unter der Hochstraße Jens Schlüter

Halle (Saale) - Das deutsche Volk wird ausgetauscht, heimlich, still und leise ersetzt durch Ausländer, vor allem Muslime. Das behauptet zumindest der rechte Autor Akif Pirinçci in seinem neuesten Werk „Umvolkung. Wie die Deutschen still und leise ausgetauscht werden“.

Reklame für eben jenes höchst umstrittene Buch prangt dieser Tage an einer großen Werbetafel unter der Hochstraße in Halle. Doch es ist nicht Pirinçcis Herausgeber, der für seine rechten und rechtsextremen Publikationen bekannte Verlag Antaios aus Schnellroda (Saalekreis), der hier seinen wegen umstrittener Äußerungen bei Pegida bundesweit in die Schlagzeilen geratenen Schreiber bewirbt: Die plakatierte „Buchempfehlung“ stammt vom hiesigen Unternehmen Ebert Umzüge.

Organisator der Highland-Games

Urheber der Werbung ist dessen Chef Sven Ebert, der sich unter anderem als Organisator der Highland-Games einen Namen gemacht hatte und seit 25 Jahren Mitglied bei den Grünen ist. Seine in der Region namhafte Umzugsfirma ist unter anderem seit langem Geschäftspartner der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG.

Auf MZ-Nachfrage verteidigt Ebert seine Werbung. „Ich lese schöne Bücher und gebe öfters Buchtipps.“ Pirinçci bezeichnet er als „Supertyp, mit dem er befreundet sei. Ebert, der sich „Antirassist und Antifaschist“ nennt, erklärt, er stimme zwar nicht in allen Punkten mit Pirinçcis Meinung in „Umvolkung“ überein, aber von der Kern-Tendenz spreche es ihn an.

Unternehmer aus Hohenweiden

Vor allem der Islam stellt für den Unternehmer aus Hohenweiden (Gemeinde Schkopau) offenbar ein rotes Tuch dar. „Muslime sind Rassisten“, sagt er und bezeichnet deren Propheten Mohammed unter anderem als „Frauenschänder und Terroristen“. Für muslimische Flüchtlinge empfiehlt er Aussteigerprogramme aufzulegen. Er habe nichts gegen Deutschland als Einwanderungsland, aber dies müsse nach Regeln geschehen, über die ein Konsens in der Bevölkerung bestehe: „Man kann nicht Hinz und Kunz ins Land lassen.“

Ebert unterhält offenbar verschiedene Kontakt zu Kräften der neuen Rechten. Wie er selbst berichtet, besuchte er Veranstaltungen von Legida, der Identitären Bewegung und der NPD. „Man muss mit den Leuten reden, sonst machen sie dicht“, verteidigt er die Besuche. Zu Gast war Ebert auch bei einer Veranstaltung des rechten Magazins Compact in Magdeburg. Dessen Herausgeber Jürgen Elsässer, den der Unternehmer ebenfalls als Freund bezeichnet, zählt zu den Köpfen der neuen Rechten. Ebert warb im Zuge der Veranstaltung für die Wahl der AfD. Diese sei „die neue demokratische Mitte“.

Huffington Post

Dass er diese Aussage auch vor einer Kamera der Huffington Post tätigte, könnte nun seiner Parteimitgliedschaft bei den Grünen ein Ende setzen. „Herr Ebert beschäftigt uns schon länger“, sagt Kreisvorsitzender Sebastian Striegel. „Seit Januar läuft ein Ausschlussverfahren gegen ihn, weil sich Ebert parteiintern sexistisch und rassistisch geäußert hat.“ Über einen Ausschluss entscheidet in den kommenden Monaten das Schiedsgericht der Grünen. „Durch das Video ist die Sachlage jedoch sehr eindeutig“, findet Striegel, schließlich sei der Wahlaufruf für die AfD klar parteischädigend gewesen.

Negative Konsequenzen hat nun auch die Buchempfehlung. Die HWG, die Ebert auf seiner Website als Partner führt, erklärt, so eine Partnerschaft bestehe nicht. Man wolle die Firma daher auffordern, das HWG-Logo zu entfernen. Und auch bei der kommunalen GWG reagierte man auf die öffentliche Buchempfehlung. Bisher bestand eine Werbepartnerschaft zwischen Umzugs- und Wohnungsunternehmen. Diese kündigte die GWG am Dienstag auf. (mz)