1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Boxen: Boxen: «Wir sind pleite!»

Boxen Boxen: «Wir sind pleite!»

Von Christoph Karpe 16.01.2012, 21:33

Halle (Saale)/MZ. - Die gut 300 Box-Fans in der Eintracht-Sporthalle hinter der Volksbankarena waren schier aus dem Häuschen. Das Boxteam Sachsen-Anhalt um Steven Schwan hatte gerade in einem furiosen Schlussspurt die Gäste vom BC Chemnitz 13:11 bezwungen - und das nach zwei Auftaktniederlagen. Am Ende standen 5:3 Siege und Platz drei in der zweiten Bundesliga zu Buche. Alles an diesem Sonnabend schien perfekt. Die Verantwortlichen der halleschen Mannschaft trugen allerdings tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. Denn trotz der so schönen Kulisse droht das Gebilde einzustürzen. Die Boxer plagen akute Finanzsorgen.

"Wir brauchen ganz dringend frisches Geld", sagt Gert Fröhlich, der Abteilungsleiter Boxen. Die Lage ist so ernst, dass bislang nicht klar ist, wie die drei ausstehenden Liga-Duelle der Saison oder gar die Aufstiegsrunde finanziert werden sollen. 7 500 Euro fehlen - Minimum. Inzwischen haben Mitglieder des Fördervereins oder Freunde in die Privatschatulle gegriffen. Dass sie das Geld jemals wieder bekommen, ist unwahrscheinlich. "Von den 20 000 Euro, die wir als Etat geplant hatten, ist nur die Hälfte zusammengekommen", sagt Roland Wandelt, der Chef des Fördervereins. Dessen zehn Mitglieder haben im Jahr 2011 schon zwei Mal ihre 150 Euro Jahresbeitrag überwiesen, sonst hätte das Box-Team schon Ende des letzten Jahres das Handtuch werfen müssen. "Aber im Grunde genommen sind wir pleite."

Dabei war die Misere absehbar. Die Sponsoren hielten zwar allesamt ihre Zusicherungen ein - es geht um Summen zwischen 500 und 2 000 Euro. Doch es gibt eben nicht genug Gönner. "Wir haben im Raum Halle einfach zu wenige Geldgeber für unsere Sportart", sagt Wandelt, der natürlich stets "gewaltig auf der Suche" ist.

Doch der ehemalige Boxer des SC Chemie lässt sich seinen Optimismus nicht nehmen. "Ich habe gerade ein paar neue Verbindungen aufgenommen. Hoffentlich ergibt sich etwas daraus."

Die Vermutung, dass die Leipzig Leopards, das neue Team der Box-Weltliga, das ja auch in Halle boxt, dem Bundesligisten eventuell Geldgeber abgräbt, bestätigt sich nicht. "Die stellen uns kein Bein", sagt Gert Fröhlich.

Dabei ist Amateurboxen in der zweiten Liga nicht einmal übertrieben teuer. Ein Kämpfer erhält 150 Euro Aufwandsentschädigung pro Auftritt. Dazu kommen Reise- und Übernachtungskosten. Aber wenn, wie am letzten Wochenende, das Kampfgericht statt der geplanten 500 Euro wegen der weiten Anreise 700 Euro in Rechnung stellt , ist das schon ein Schlag ins Kontor.

Zumindest eine kleine Reserve sind die Zuschauer-Einnahmen. Bei Heimkämpfen zahlt bisher nur die rund Hälfte der Fans überhaupt Eintritt. Gönner, Freunde und Familien-Mitglieder - viele kommen unbehelligt am Einlass vorbei in die Halle. Und das, obwohl Karten nur fünf Euro kosten.

Aber auch wenn hier energischer abkassiert wird - auch damit lassen sich die Kosten nicht decken. Steht also zu befürchten, dass das Box-team die Saison nicht übersteht und damit ganz die Bühne verlässt?

"Wir kämpfen darum, dass das nicht passiert. Die Serie boxen wir auf jeden Fall zu Ende", sagt Fröhlich. "Das sind wir schon unseren Sportlern schuldig." Auch Wandelt glaubt nicht, dass das Horrorszenario Realität wird. "Noch habe ich ein paar Ideen", sagt er in der Hoffnung, dass doch ein paar Wohlgesinnte ihre Kassen plündern.

Gelingt die Rettung nicht, dürfte die Box-Bundesliga in Halle Geschichte sein. "Wer einmal raus ist, bekommt kein Bein mehr in die Tür", weiß Gert Fröhlich. Dann wäre der Boxstandort gefährdet.